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Mit Video Nur wenige Einschränkungen: Ein fast normaler Freimarkt

Der Freimarkt ist das erste Volksfest dieser Größenordnung in Deutschland, das wieder stattfindet. Für Wirtschaftsenatoin Kristina Vogt nicht zuletzt das Ergebnis der erfolgreichen Impfkampagne in Bremen.
13.10.2021, 19:00 Uhr
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Nur wenige Einschränkungen: Ein fast normaler Freimarkt
Von Timo Thalmann

"Es sieht fast schon aus wie ein normaler Freimarkt", sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) bei einem kleinen Rundgang über die Bürgerweide. Das einschränkende "fast" bezieht sich auf die verbliebenen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Es sind rund 60 Schausteller weniger als beim letzten regulären Freimarkt vor Corona im Jahr 2019, die sich aber auf demselben Platz verteilen. Es gibt also mehr Raum für die Besucher, deren Zahl auf höchstens 20.000 gleichzeitig begrenzt wird. An zwei Ein- und Ausgängen wird das mittels Lichtschranke kontrolliert. Und statt der großen Festzelte gibt es große Biergärten.

Das sind dann auch die augenfälligsten Unterschiede, aber ansonsten herrscht tatsächlich fast Normalität. Zahlreiche Klassiker des Freimarktes sind da: Musikexpress, Break Dancer, Wellenflug, der Rotor, das in den 1980er-Jahren in Bremen gebaute 60-Meter-Riesenrad "Mein Rad" und nach längerer Abstinenz die Achterbahn Wilde Maus XXL oder die Zwei-Etagen Geisterbahn Scary House. Bremer Premiere feiern Heidi the Coaster, eine Achterbahn im Bayernlook mit frei drehenden Gondeln, und eine Wildwasserbahn mit aufwendiger Piratendekoration.

Es fehlen nur noch die Besucher an diesem vorletzten Tag vor der offiziellen Eröffnung am Freitag. An vielen Fahrgeschäften wird noch gearbeitet. Die Technik läuft bereits, zumeist wird an den bunten Fassaden und Außenverkleidungen letzte Hand angelegt. Kranwagen wuchten Kassenhäuschen an ihren Platz. In den Imbissbuden rumort es hinter geschlossenen Rollläden. Durch offene Türen sieht man, wie sich Großpackungen mit Kartoffeln, Mandeln oder Bratwürsten stapeln. Mehrere Paletten mit Mehl werden zu einem Pizzabäcker gefahren.

"Die Branche aus ganz Deutschland schaut auf uns", sagt Rudolf Robrahn, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Bremen. Die anderen großen Volksfeste im Land fallen aus. Das Oktoberfest in München und die Cannstatter Wasen in Stuttgart waren wegen der unsicheren Coronalage und den langen Planungsvorläufen schon im Sommer abgesagt worden. Mit zuletzt über vier Millionen Besuchern an 17 Tagen sei der Freimarkt in diesem Jahr das erste und bislang einzige Volksfest dieser Größenordnung, das nun stattfinde. 

Susanne Keuneke, Vorsitzende des Verbandes der Schausteller und Marktkaufleute Bremen, ist der Wirtschaftssenatorin nach eigener Aussage sehr dankbar, dass sie sich maßgeblich gegen eine ebenfalls frühe Absage des Freimarktes gewehrt hat. Im Gegenzug hätten die Schausteller ihre Flexibilität bewiesen. "Dafür, dass wir vor drei Wochen noch nicht wussten, was wir genau dürfen, sieht das doch gut aus", sagt Keunecke beim Blick auf das, nun ja, Bayernzelt. Die Fassade des Erdgeschosses sieht wie immer aus, auch die große Bayernfigur erkennt man wieder. Aber dann fehlt die obere Hälfte zusammen mit dem Dach. Es wirkt ein wenig wie abrasiert. Hinter dem Eingang öffnet sich ein großer Biergarten mit vielen Schirmen. Im Zentrum ein zweistöckiges Wirtshaus, das nun die gesamte Infrastruktur von Küche bis Zapfhahn beherbergt. Im bislang gewohnten Bayernzelt übernahm es eine Rolle am Rand, jetzt rückt es in den Mittelpunkt.

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Für die Wirtschaftssenatorin bedeutet der Freimarkt unter anderem, dass Bremen endlich die Früchte seiner erfolgreichen Impfkampagne ernten kann. "Ich werde außerhalb Bremens immer gefragt, warum wir uns so ein großes und teures Impfzentrum geleistet haben", sagt Vogt. Jetzt sehe man die Antwort. "Weil das volkswirtschaftlich billiger ist, als ewig mit Einschränkungen zu arbeiten." Zwei Tage vor der Freimarktseröffnung hat Bremen die Quote von 80 Prozent mit wenigstens einer Impfung in der Gesamtbevölkerung als erstes und bislang einziges Bundesland erreicht. Am Tag vor dem Freimarkt lockert der Senat seine Corona-Verordnung und wechselt offiziell zur sogenannten Stufe null.

Für eine Großveranstaltung wie den Freimarkt bedeutet das noch mal eine Erleichterung. Zwar bleibt eine 3G-Regelung die Bedingung für den Einlass und auch die Besucherzahl wird unverändert begrenzt, aber die Maskenpflicht entfällt ebenso vollständig wie das Abstandsgebot von 1,50 Metern. "Beides bleibt eine Empfehlung und man sollte eine Maske dabei haben. Wenn es mal eng wird, ist das eine gute Sache", sagt Vogt. Niemand wolle, dass nach dem Freimarkt die Infektionszahlen steigen.

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Gedanklich sind die Senatorin und die Schausteller zudem schon beim Weihnachtsmarkt. Das werde etwas schwieriger, weil man keinen Zaun drumherum bauen, den Einlass kontrollieren und die gleichzeitige Besucherzahl begrenzen könne. Vogt: "Aber wir wollen das möglich machen und einen Markt hinstellen, der den Namen Weihnachtsmarkt verdient." So wie dieser Freimarkt 2021 auch wieder eindeutig seinem Namen gerecht werde.

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