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Grohner Bezirkssportanlage Oeversberg: Jetzt soll die Lösung kommen

Der Vegesacker Beirat rechnet jetzt mit einer Lösung für das Oeversberg-Problem. Behörden sollen auf der nächsten Sitzung sagen, ob die fünf Vereine weichen müssen oder die Uni woanders baut.
22.07.2017, 07:00 Uhr
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Oeversberg: Jetzt soll die Lösung kommen
Von Christian Weth

Seit Monaten wird nach einer Lösung für das Oeversberg-Problem gesucht. Jetzt könnte eine Entscheidung, wie es mit dem Gelände weitergeht, kurz bevorstehen. Die Sportbehörde erklärte zuletzt, dass es im Sommer ein Ergebnis gibt. Inzwischen wird darüber beraten, im August in der Deputation einen Bericht abzugeben. Dann tagt auch der Vegesacker Beirat. Er hat alle Ressorts eingeladen, die einen Ausweg finden sollten: für die Jacobs University, die mehr Fläche braucht – und für die Vereine, die nicht wissen, wohin sie können, wenn auf dem Oeversberg gebaut wird.

Heiko Dornstedt hofft nicht nur, dass es im nächsten Monat eine Lösung gibt. Der Ortsamtsleiter rechnet fest damit. Weil die Sportbehörde das einerseits angekündigt hat. Und andererseits Behörden und Uni zugesagt haben, zu kommen: „Das hätten sie nicht gemacht, wenn sie keine Perspektive aufzeigen könnten.“ Es sei denn, sie machten sich nichts aus Kritik. Auch die Vereine, sagt Dornstedt, werden da sein, wenn sich die Fraktionen am 10. August berichten lassen, was nun werden soll.

Eigentlich wollten die Sportler das bereits Ende vergangenen Jahres wissen. Sie hatten den Behörden eine Frist gesetzt, Sondersitzungen einberufen und eine Petition gestartet. Ob die Vereine bleiben können oder weichen müssen, darüber kann der Kreisportbund nur spekulieren. Details, sagt Sprecher Reimund Kasper, seien ihm nicht bekannt. Die Uni gibt sich bedeckt. Die Behörden verweisen entweder auf laufende Gespräche oder auf fehlende Mitarbeiter, die Auskunft gegen könnten. Acht Fragen und Antworten zum Problemberg:

Was will die Jacobs University?

Die Privatuni hat vor, sich zu erweitern. Weil ihr zufolge die Zahl der Studenten kontinuierlich steigt, soll ein Wohnheim gebaut werden. Nach Angaben der Jacobs University gab es 2016 ein Plus von 470, im Jahr davor von 300 Studenten. Der Oeversberg gehört ihr. Die fünf Hektar große Bezirkssportanlage ist der Uni vor Jahren von der Wirtschaftsbehörde als Tauschfläche für ein Grundstück angeboten worden, das sie abgegeben hat. Im Frühjahr vergangenen Jahres kündigt die Jacobs University an, ab 2019 auf die östliche Hälfte des Geländes zugreifen zu wollen, ab 2025 auf die westliche. Zugleich erklärt die Uni, dass sie bei der Suche nach einer Alternative für die Sportler helfen werde.

Was fordern die Sportler?

Die fünf Vereine wollen auf dem Oeversberg bleiben. Das Gelände wird von rund 500 Sportlern genutzt. Es gibt neun Tennis- und drei Fußballplätze sowie eine BMX-Bahn. Sie liegt in der Mitte des Grundstücks. Als die Uni ihre Pläne mitteilt, kommt es zu Protesten. Wochenlang hängen Transparente an Zäunen: „Finger weg vom Oeversberg.“ Später folgt die Petition: „Für den Sport auf dem Oeversberg.“ Den Vereinen wäre es am liebsten, wenn nicht für sie eine Ersatzfläche gesucht würde, sondern für die Uni. Einen geteilten Oeversberg – die östliche Hälfte für Studenten, die westliche für Sportler – lehnen sie ab. Schon wegen der BMX-Bahn in der Mitte.

Welche Behörden sind eingeschaltet?

Das Sportressort ist ebenso involviert wie das Wirtschaftsressort. Auch die Staatsräte beider Behörden melden sich zu Wort. Dazu kommt noch das Sportamt als untergeordnete Behörde. Erst hatte das Sportressort die Federführung, jetzt sagt Bernd Schneider, Sprecher von Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne), hat sie das Wirtschaftsressort. Auf die Proteste der Sportler im Vorjahr reagieren beide Behörden ähnlich. Sie geben sich zuversichtlich, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wird. Ein Runder Tisch wird einberufen. Beide machen sich zugleich auf die Suche nach einem Alternativgrundstück – nicht nur für die Vereine, sondern auch für die Uni.

Wie sieht die Lösungssuche aus?

Im Oktober 2016 kommt es mit zweimonatiger Verspätung zum ersten Treffen von Behörden, Universität und Vereinen im Stadthaus. Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt übernimmt die Moderation. Sechs Wochen später sitzen alle Parteien zum letzten Mal in dieser Besetzung zusammen. Aus der großen Runde wird eine kleine. Die tagt dreimal. Der Chef des Ortsamts ist nicht mehr dabei. Jeweils ein Vertreter jeder Seite führt fortan die Verhandlungen. Die Öffentlichkeit ist bei allen Treffen ausgeschlossen. Begründet wird die Entscheidung damit, dass es bei den Gesprächen auch um Verträge geht – und deren Inhalte sind vertraulich.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Für die Behörden sind mehrere Alternativen denkbar. Ein geteilter Oeversberg ist ebenso diskutiert worden wie ein Umzug der Sportler beziehungsweise der Uni auf ein Ersatzgelände. Ein Grundstück für die Vereine ist nicht nur in Grohn gesucht worden, sondern auch in anderen Orts- und Stadtteilen. Darüber hinaus soll es Gespräche mit der Norddeutschen Steingut AG über einen Teil des Firmengeländes gegeben haben. Investor Rolf Specht verhandelt ebenfalls. Er kann sich vorstellen, Labore, Büros und ein Wohnheim für Studenten in seinem Science Center an der Uni zu schaffen. Laut Frauke Meyenberg, Spechts Sprecherin, steht eine Entscheidung noch aus.

Wo liegen die Schwierigkeiten?

Einen Oeversberg, der halb Uni-, halb Sportgelände ist, können sich die Vereine aus Platzgründen nicht vorstellen. Zudem müssten manche Anlagen der Sportler neu gebaut werden. Genauso wie bei einem Umzug. Die BMX-Bahn nur um einige Meter zu versetzen, kommt für Jens Mühlner einem Neubau gleich. Der Radsportfunktionär kommt auf rund 800 000 Euro für eine Trainings- und Wettkampfpiste. Der Oeversberg ist für die Uni schon allein wegen seiner Nähe zum Campus wichtig. Sollte tatsächlich für sie und nicht für die Sportler eine Alternativfläche vorgeschlagen werden, dann wäre es das zweite Mal, dass sie ein Grundstück gegen ein anderes tauscht.

Wie geht es mit der Petition weiter?

Jens Mühlner, der monatelang Unterschriften im Internet für den Verbleib der Bezirkssportanlage auf dem Oeversberg sammelte, will die Petition demnächst bei der Bürgerschaft einreichen. 2160 Menschen haben unterschrieben, 1467 aus Bremen. Zwischenzeitlich hatte der Radsportler überlegt, das Parlament erst dann einzuschalten, wenn es einen Lösungsvorschlag gibt, der für die Vereine unannehmbar ist. Doch jetzt soll die Petition noch vor den August-Sitzungen der Sportdeputation und des Vegesacker Beirats weitergeleitet werden: „Alles andere“, sagt Mühlner, „wäre inkonsequent.“

Was ist, wenn es keine Einigung gibt?

Die Behörden gehen davon aus, dass das nicht passieren wird. Das Sportressort weist darauf hin, dass die Vereine bei einem Umzug erst dann den Oeversberg verlassen müssen, wenn Ersatz für sie geschaffen ist. Also nicht nur ein Grundstück, sondern auch neue Tennis- und Fußballplätze plus BMX-Bahn angeboten werden können. Aus diesem Grund sieht die Behörde auch keinen Zeitdruck. Anders als die Vereine. Sie wollen so schnell wie möglich wissen, was wird. Zum einen, um ihre Mitglieder zu informieren. Zum anderen, um am Ende nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Ob auf die Petition weiterer Protest folgt, ist unklar. Vor Jahren, als der Oeversberg schon mal bebaut werden sollte, hatten die Sportler mehrfach demonstriert.

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