Zwei Wochen nach dem Start ins Kindertagesstätten-Jahr 2024/2025 und drei Tage, nachdem sie einen Abwahlantrag der Opposition überstanden hat, wagt Sascha Aulepp (SPD), Senatorin für Kinder und Bildung, einen Ausblick. Dazu zählte bei ihrer Pressekonferenz am Donnerstagmittag zunächst die Bestandsaufnahme: Seit 2013 sei die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Bremen mit einem Plus von 22 Prozent „mehr als viermal so stark angewachsen wie die Gesamtzahl der Stadtbevölkerung“. Die gestiegene Zahl zu betreuender Kinder sei eine „Herausforderung“, besonders angesichts des eklatanten Mangels an Fachpersonal. Und dabei liegt Bremen bei der Ausbildung in diesem Bereich bundesweit vorne.
Der stärkste Anstieg sei mit 25 Prozent bei den Kindern unter sechs Jahren zu verzeichnen – bundesweit habe die Steigerungsquote bei 15 Prozent gelegen. Zwischen 2013 und 2024 sei die Zahl der Kinder in der Kindertagesbetreuung von 17.517 auf 24.363 (plus 39,1 Prozent) gewachsen. „Allein seit 2020 stieg die Zahl der Kinder mit Kitaplatz um 2390 und damit um fast zehn Prozent.“ Bundesweit seien es unterdessen lediglich fünf Prozent gewesen.

Bildungsenatorin Sascha Aulepp
Dennoch gibt es „nach wie vor Kinder, die keinen Kitaplatz haben“, sagte Aulepp: Zum Stichtag 1. August hätten 202 Kinder auf „einrichtungsbezogenen“ Wartelisten gestanden. 570 Kinder, die zunächst Absagen erhalten hatten, befanden sich in der zentralen Vermittlung. „Das ändert sich aber praktisch stündlich.“ Die zentrale Vermittlung, so Aulepp, sei zwar „ein gutes Instrument zur Vermittlung“, weniger aber zur statistischen Erhebung: „Wir haben 500 Träger der Kindertagesbetreuung, die das Portal unterschiedlich schnell nutzen.“
Von Dezember 2023 bis zu den Sommerferien habe sich bei fast der Hälfte der getesteten 6477 Kinder Sprachförderbedarf gezeigt. Das betraf auch 349 Kinder, die noch nicht in einer Kita waren. Gut drei Viertel von ihnen hätten mittlerweile auf Betreuungsplätze vermittelt werden können.
In einigen Stadtteilen sei „eine Trendwende eingeleitet“, so die Senatorin. In Vegesack und Hemelingen sei die Zahl unversorgter Kinder zurückgegangen. „Ausbaubedarf“ gebe es hingegen in Blumenthal, Gröpelingen, Huchting und Walle. Das hat auch mit der räumlichen Situation zu tun: In den vergangenen zehn Jahren seien „Kita-Räume für mehr als 7500 Betreuungsplätze“ ausgebaut worden. „In den kommenden drei Jahren werden weitere rund 3000 Plätze fertiggestellt.“ Aktuell können, wie berichtet, rund 900 baulich fertiggestellte Plätze nicht genutzt werden, weil Fachkräfte fehlen.
Rund 1000 angehende Erzieherinnen
Dabei, so Sascha Aulepp, würden in Bremen mit 38 Prozent aller Ausbildungsstarts mehr Menschen in Erziehungs- und Kinderpflegeberufen tätig als bundesweit mit lediglich 34 Prozent. „Bremen hat es als eines der wenigen Bundesländer geschafft, die Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich sogar zu steigern.“ Aktuell gebe in der Kinderpflege 137 Ausbildungsanmeldungen – sechsmal so viele wie noch vor fünf Jahren. Insgesamt 1040 Personen befänden sich „in den unterschiedlichen Weiterbildungsformaten“ zur Erzieherin oder zum Erzieher, 124 Anwärterinnen und Anwärter gebe es in der Heilerziehungspflege. Aulepp: „Was die Ausbildung an den öffentlichen Fachschulen betrifft, weisen wir niemanden ab, der die Qualifikation mitbringt.“
Die im vergangenen Jahr begonnene „Kindertagespflege-Offensive“, die „niedrigschwellige Einstiege in den pädagogischen Bereich“ ermöglichen soll, habe sich als „effektives Mittel“ erwiesen. Da es trotz allem Engpässe gibt, sei „eine Öffnung beim Personal“ vonnöten. Einstweilen verfolgt Aulepp das Ziel einer „Vorrangregelung“. Dabei geht es darum, Kindern von Erzieherinnen und Erziehern vorrangig Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. Durch die Betreuung jedes dieser Kinder werden „Betreuungsmöglichkeiten für 19 zusätzliche Kinder“ geschaffen.
Dieser Text wurde am 16. August 2024 um 18 Uhr geändert.