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180 neue Stellen geplant Warum die Feuerwehr bei der personellen Aufstockung an Grenzen stößt

Der Plan für die personelle Verstärkung der Feuerwehr steht. 860 Stellen sollen es bis 2028 sein. Ob dies tatsächlich gelingt, hängt neben den Finanzen vor allem von zwei Faktoren ab.
03.02.2023, 05:00 Uhr
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Warum die Feuerwehr bei der personellen Aufstockung an Grenzen stößt
Von Ralf Michel

Knapp 680 Vollzeitstellen gibt es derzeit bei der Bremer Berufsfeuerwehr. Deutlich zu wenig, sagt das Innenressort und nennt als neue Zielzahl 860 Stellen. Eine Zahl, die allerdings nur sukzessive über die nächsten Jahre erreicht werden könne, räumt die Behörde ein. Zwei Faktoren seien es vor allem, die dem Willen zur personellen Aufstockung Grenzen setzten. Zum einen der beschränkte Arbeitsmarkt für ausgebildete Feuerwehrmänner und -frauen, zum andern die eigenen Ausbildungskapazitäten. Laut aktueller Planung wird es deshalb 2028 werden, bis die 860 Stellen besetzt sind. 

Welche Folgen die zu geringe Personalstärke der Feuerwehr hat, belegt ein Blick auf den Dienstplan. Die tägliche Sollstärke im Lösch- und Hilfeleistungsdienst beträgt 68, inklusive des  Führungspersonals sind es 76 "Funktionen". Tatsächlich ist man davon nicht selten weit entfernt. Absoluter Tiefpunkt in dieser Hinsicht war ein Wochenende im März 2022, als rund 40 Prozent des eigentlich vorgesehenen Personals fehlten. Im Jahresdurchschnitt seien es fünf Personen zu wenig, hieß es im Mai seitens der Innenbehörde. 

Ein gutes halbes Jahr später hat sich an dieser Situation nichts geändert, zahlenmäßig hat sich die Lage zuletzt sogar eher zugespitzt. Nach Informationen des WESER-KURIER fehlten allein im Dezember an sechs Tagen zwischen 20 und 26 Personen, um die Sollstärke zu erfüllen.

Große Schwankungen

Nach wie vor habe die Feuerwehr mit großen Schwankungen bei den Funktionsstärken zu kämpfen, bestätigt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der Innenbehörde, die personellen Engpässe. Seit Juli vergangenen Jahres habe die durchschnittliche Unterschreitung der Sollstärke acht bis 16 Personen betragen. Die Schutzziele bei den Grundaufgaben der Feuerwehr seien aber trotzdem nicht gefährdet, betont die Behördensprecherin. Gleichwohl gebe es mit jeder Funktion, die nicht zur Verfügung steht, Einschränkungen bei den spezialisierten Einheiten. Gemeint sind damit Bereiche wie Einsatzlogistik und Umweltschutz oder auch die Rettungstaucher. Wenn erforderlich, würden zudem die Freiwilligen Feuerwehren die Berufsfeuerwehr verstärken. "Das entsprechende Verfahren hat sich über Jahrzehnte sehr gut bewährt."

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Als eine der Ursachen für die deutliche Unterschreitung der Sollstärke, vor allem zum Jahresende 2022, führt die Innenbehörde die allgemeine Krankheitswelle an. Grundsätzlich aber gelte nach wie vor, dass die Feuerwehr insgesamt mehr Personal benötige. Dies soll nun in den kommenden fünf Jahren eingestellt werden.  Vorgesehen ist hierbei, zunächst die eigenen Ausbildungskapazitäten soweit  wie möglich auszuschöpfen. Was bedeuten würde, jährlich insgesamt 36 Anwärter und Anwärterinnen in den drei unterschiedlichen Laufbahngruppe einzustellen. Hinzu käme die Einstellung bereits fertig ausgebildeter Feuerwehrmänner und- frauen sowie externer sonstiger Kräfte.

"Löblich" findet Axel Seemann, Vorsitzender des Landesverbandes Bremen der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft, diesen Plan, erinnert aber daran, dass dieser noch der politischen Zustimmung bedarf. "Hier stellt sich mir die Frage, ob die Bürgerschaft die finanziellen Bedingungen schaffen will, um dieses Ziel zu erreichen."

Thema der Koalitionsverhandlungen

Was Seemann meint, ist der Umstand, dass bislang noch keine der geplanten Stellen finanziert ist. Zwar wurde der Brandschutzbedarfsplan für die Berufsfeuerwehr nicht zuletzt vor dem Hintergrund des benötigten Personals für die in dieser Woche in Betrieb genommenen neue Feuerwache 7 im vergangenen Jahr bereits um 99 Stellen erhöht. Im laufenden Haushalt fand dies aber noch keinerlei Niederschlag. Um die Finanzierung geht es erst im Etat 2024/25 – die geplanten Stellen werden somit Gegenstand der Koalitionsverhandlungen nach der Bürgerschaftswahl im Mai dieses Jahres sein. 

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Bei den 99 Stellen handelt es sich um 73 Stellen für den Lösch- und Hilfeleistungsdienst sowie 26 für die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle, die zum Teil durch die Krankenkassen refinanziert werden. Die Genehmigung dieser 99 Stellen sei aber nur ein erster Schritt, betont Axel Seemann. Der Feuerwehr fehlten außerdem noch rund 70 Stellen für Verwaltung und Fachdienste. Gerade der „rückwärtige Bereich“ dürfe nicht vernachlässigt werden. Gemeint sind damit die Kräfte, die den Lösch- und Hilfsdienst unterstützen, wie zum Beispiel der technische Betrieb für die Fahrzeuge, die Schlauchwerkstatt, die Kleiderkammer oder das Geräte- und Prüfzentrum. 

Zumindest auf dem Plan gibt die Innenbehörde aber auch hier Entwarnung: In der angestrebten Zielzahl 860 sei eine Erhöhung des Personals für die Fachdienste enthalten.

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