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Projekt des ASB Trainingzentrum für Rettungskräfte kommt nach Lesum

Der ASB bekommt für den Bau eines reflexiven Einsatztrainingszentrums einen Bundeszuschuss in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Es soll in Lesum entstehen. Auch das Lesumer Polizeirevier könnte mit einziehen.
11.11.2022, 13:46 Uhr
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Trainingzentrum für Rettungskräfte kommt nach Lesum
Von Julia Assmann

2,5 Millionen Euro aus Berlin machen es möglich: Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wird an der Peenemünder Straße in Lesum nun doch eine Halle bauen, in der ein sogenanntes reflexives Einsatztraining für Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten angeboten wird. Das bestätigte Julian Thies, Sprecher des ASB-Landesverbands Bremen. Die Bundesmittel wurden in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages in den Etat des Innenministeriums eingestellt. In das neue Gebäude könnte möglicherweise auch das Polizeirevier Lesum mit einziehen. Laut Thies gab es diesbezüglich in der Vergangenheit bereits Gespräche zwischen ASB und Polizei, die nun wieder aufgenommen werden könnten.

Ziel des reflexiven Einsatztrainings ist es, Einsatzkräfte zu stärken, damit sie professionell mit belastenden psychischen Situationen im Beruf umgehen können. Geplant ist das Trainingszentrum mit einer Ausstellung unter dem Titel "Grenzgang", in der die Rettungskräfte über Grenzsituationen ins Gespräch kommen, sowie einem "Kraftraum", in dem es um die Reflexion eigener Ressourcen und Kraftquellen geht. "Dabei setzen sich die Einsatzkräfte mit ihrem persönlichen Spannungsfeld zwischen der eigenen, menschlichen Unvollkommenheit auf der einen und erwarteter Professionalität auf der anderen Seite
auseinander", erläutert Thies.

Das Konzept hat der ASB bereits fertig. Vor einigen Wochen war Carsten Roelecke, ehrenamtlicher Vorsitzender des ASB Bremen und Leiter des Präsidialstabs der Polizei Bremen, allerdings noch davon ausgegangen, dass das Projekt aus Kostengründen nicht umgesetzt werden kann. Jetzt sagt er: “Wir freuen uns sehr über die Mitteilung aus Berlin und danken für das in uns gesetzte Vertrauen bei der Umsetzung dieses einzigartigen Pilotprojektes." Der ASB werde zeitnah mit den Baumaßnahmen auf dem Grundstück an der Peenemünder Straße beginnen. "Wir hoffen, spätestens im Jahr 2024 die ersten Seminare anbieten zu können", so Roelecke.

Laut Julian Thies ist ein zweistöckiges Gebäude mit einer Größe von 22 mal 22 Meter geplant. Die Ausstellungsfläche entsteht demnach auf mehr als 400 Quadratmetern. Die interaktive Ausstellung soll vier Bereiche umfassen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Tagesseminar durchlaufen können. In den ersten drei Bereichen "Menschsein", "Sterbende und Tote" und "Extremsituation" erleben sie realitätsnahe Nachstellungen von Einsatzorten, sowie Exponate, die Themen wie Armut, Gewalt, Sexismus oder auch Terrorlagen aufgreifen. Mit Unterstützung einer Ausbildungskraft sollen die Einsatzkräfte zur Selbstreflexion und Auseinandersetzung mit dem eigenen Wertekompass befähigt werden, erläutert Thies. Am Ende der Ausstellung geht es um "Positivierung". Dieser Bereich soll den Einsatzkräften dabei helfen, eigene Kraftquellen für den Einsatzdienst zu finden und zu stärken.

Der Haushaltspolitiker und Bundestagsabgeordnete Uwe Schmidt (SPD) aus Bremerhaven erklärte zur Bereitstellung der Bundesmittel für das Pilotprojekt: "Um mögliche negative Auswirkungen auf die seelische Gesundheit zu minimieren, ist es erforderlich, Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdiensten bestmöglich auf die Ausnahmesituationen ihres Alltags vorzubereiten. Die psychologische Resilienzstärkung von Einsatzkräften kann darüber hinaus extremen Einstellungen oder Diskriminierung entgegenwirken."

Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) betonte ebenfalls die Bedeutung des Projekts. "Die Kolleginnen und Kollegen in den Blaulichtberufen sehen sich täglich menschlichen Abgründen gegenüber. Ihr Alltag stellt nicht nur eine physische, sondern oft genug auch eine mentale Herausforderung dar, nicht im Laufe der Zeit zu verhärten oder Vorurteilen gegen bestimmte Gruppen zu erliegen. Dieser neu entstehende Trainingsort hilft, den inneren Wertekompass von Einsatzkräften stabil zu halten und gegebenenfalls neu zu justieren – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger."

In dem Gebäude auf dem Grundstück Peenemünder Straße 22-26 könnte auch für das Polizeirevier Lesum Platz sein. Die Innenbehörde sucht aktuell nach einem neuen Standort. Das stark sanierungsbedürftige und nicht barrierefreie Reviergebäude an der Hindenburgstraße soll aufgegeben werden, wenn wesentliche Polizei-Aufgaben und das entsprechende Personal in den Neubau des Polizeikommissariats Nord in Vegesack verlagert werden.

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