Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Fehlende Kitaplätze in Bremen 63 Sprachförderkinder bekommen keinen Platz

Kinder, die sprachliche Probleme haben, sollen zumindest im letzten Jahr vor der Schule in eine Kita gehen. Das ist in Bremen erklärtes Ziel. Dennoch bekommen auch Sprachförderkinder zum Teil keinen Kitaplatz.
28.12.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
63 Sprachförderkinder bekommen keinen Platz
Von Sara Sundermann

290 Kinder mit Sprachförderbedarf, die zuvor nicht in die Kita gegangen sind, haben im aktuellen Kita-Jahr einen Kitaplatz bekommen. Sie sollen mindestens 20 Stunden pro Woche eine Kita besuchen. Dort sollen sie sprachlich gefördert werden und durch den Gruppen-Alltag gut auf den Schulbesuch vorbereitet werden. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion zur Sprachförderung vor der Schule hervor. Der Senat benennt auf Nachfrage der CDU aber auch, dass Bremen weiteren 63 Kindern, die ebenfalls nachgewiesenen Sprachförderbedarf haben, bisher keinen Kitaplatz bieten kann. Für diese Kinder sei ein Sprachförderangebot jenseits der Kitas eingerichtet worden.

Diese anderen Sprachförderangebote finden in verschiedenen Grundschulen oder in den Räumen von Vereinen und Elterninitiativen statt. Allerdings ist auch klar: Diese Art der Sprachförderkurse ist oft kürzer. Mindestens acht bis zwölf Stunden pro Woche sind laut Senat vorgesehen. Zum Vergleich: Das entspricht etwa einem bis zwei Kita-Tagen von Kindern, die regulär fünf Tage pro Woche sieben oder acht Stunden pro Tag in der Kita sind.

Vorrang für Sprachförderkinder

In Bremen hatte im vergangenen Jahr fast die Hälfte aller Vorschulkinder Sprachförderbedarf – zum Beispiel, weil sie zu Hause sprachlich wenig gefördert wurden oder weil sie von ihren Eltern eine andere Sprache hören und erst später Deutsch lernen. Kinder mit Sprachförderbedarf sollen zumindest im letzten Jahr vor der Einschulung auf jeden Fall eine Kita besuchen. Damit das auch passiert, hat Bremen 2022 das sogenannte Kita-Brückenjahr eingeführt. Das bedeutet, Kinder mit Sprachförderbedarf sollen Vorrang haben bei der Vergabe der Kitaplätze. Dies wurde gesetzlich verankert. Wenn sich trotzdem kein Kitaplatz für sie findet, sollen sie zumindest verpflichtend einen Sprachförderkurs besuchen.

Die CDU kritisiert, dass trotz Kita-Brückenjahr immer wieder Kinder mit Sprachförderbedarf bei der Kitaplatz-Vergabe leer ausgehen. „In keinem Bundesland hängt der schulische Erfolg so sehr vom Hintergrund der Eltern ab wie in Bremen“, formulieren die Christdemokraten in ihrer Anfrage. Gerade in den sogenannten sozialen Brennpunkten gebe es eine gestiegene Zahl von Kindern mit Sprachschwierigkeiten. Das Kita-Brückenjahr erfülle noch nicht die Erwartungen.

Der Senat macht deutlich, dass es gerade in den Stadtteilen, in denen besonders viele Kitaplätze fehlen, schwierig sei, Sprachförderkindern einen Platz zu bieten. Einige Einrichtungen sähen sich auch außerstande, noch mehr Kinder mit Förderbedarf aufzunehmen, weil sie schon einen sehr hohen Anteil an Förderkindern in ihren Gruppen hätten.

Viel Zustimmung von Eltern

Anhand weiterer Zahlen des Senats wird sichtbar: Zuletzt kam es nur selten vor, dass Eltern eines Sprachförderkindes einen Kitaplatz für ihr Kind ablehnten oder sich nicht zurückmeldeten. Dies traf im aktuellen Kitajahr für sieben Kinder zu. In Bremen sind laut Senat im Schulgesetz keine Sanktionsmöglichkeiten für Eltern vorgesehen, die einen Kitaplatz ablehnen, obwohl ihr Kind Sprachprobleme hat. In der Regel wünschten sich die Eltern, dass ihr Kind für eine gute Sprachförderung in die Kita gehe, heißt es in der Senatsantwort: „Oftmals ist es vorab nicht zu einer erfolgreichen Kita-Anmeldung in Eigenregie gekommen.“

Das deutlich größere Problem ist also, dass es gerade in den Stadtteilen, in denen viele Kinder Sprachförderbedarf haben, oft besonders viele Kitaplätze fehlen. Der vorrangige Anspruch auf einen Kitaplatz greift dann in der Praxis nicht. Ob ein Kind Sprachförderbedarf hat, wird in Bremen mit dem sogenannten Primo-Test festgestellt. Diesen Test sollen alle Kinder im Vorschulalter machen. Für Kitakinder organisieren die Kitas die Teilnahme am Test. Eltern, deren Kind nicht in die Kita geht, werden von der Stadt angeschrieben und zum Test eingeladen. Sie bekommen zum Teil auch von Behördenbeschäftigten Besuch.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)