Für die Bremer Produktion eines Transportfliegers bündelt Airbus Defence and Space künftig alle Bauteile an einem Ort. Dafür hat der Konzern ein neues Lager in der Neustadt eröffnet.
Es ist ein großes Lager für ein großes Flugzeug mit großen Problemen: Airbus Defence and Space will künftig alle Teile für die Produktion des Transportfliegers A400M in seinem neuen Logistikzentrum im Lloyd-Industriepark bündeln und von hier aus die etwa drei Kilometer entfernte Produktion versorgen.
„Unsere Lager in Bremen sind zu klein geworden“, sagt Jens Franzeck, Standortleiter für den A400M in Bremen. „Deswegen haben wir uns entschlossen, alles an einem Ort zu bündeln.“ Etwa eineinhalb Jahre habe es gedauert, bis das Material Management Center (MMC) am Dienstag eröffnet wurde. Auf 10.000 Quadratmeter werden künftig alle Teile gelagert, die für die Produktion der Flugzeugrümpfe benötigt werden – von elektrischen Leitungen über Metallteile hin zur Schraube. Insgesamt 17.500 verschiedene Artikel liegen hier.
„Bremen ist für uns ein sehr interessanter Standort“, sagt Martin Weichhardt, Leiter des Einkaufs und der Lieferkette bei Airbus Defence and Space. „Logistisch hat die Produktion eine günstige Lage.“ Zudem seien hier viele Teilbereiche des Airbus-Konzerns vertreten. Neben dem Militärtransporter A400M werden in der Airport-City unter anderem die Flügel für einen Teil der zivilen Airbus-Flugzeuge ausgestattet; eine Unternehmenstochter ist am Bau der neuen Ariane-6-Rakete beteiligt.
Kühne+Nagel-Tochter betreibt das Lager
Das MMC neu zu bauen, ist nach Weichhardts Ansicht notwendig gewesen und ein klares Bekenntnis für den Standort Bremen und die A400M-Sparte. „Jedes Flugzeug, das wir verkaufen, geht hier durch. Dabei kann die Logistik ein Wettbewerbsvorteil, aber auch ein -nachteil sein.“ Denn auch wenn es vergleichsweise lange dauere, ein Flugzeug wie den A400M zu bauen, so komme es bei der Anlieferung von einzelnen Bauteilen auf jede Minute an. „Eine kleine Schraube kann die Produktion eines ganzen A400M stoppen“, sagt Weichhardt.
Damit das nicht passiert, arbeitet Airbus Defence and Space mit der Kühne+Nagel-Tochter Stute zusammen. Sie ist es auch, die das Lager betreibt, der Flugzeugbauer ist lediglich Mieter. Die 50 Millionen Euro, die bis 2024 als Investitionsvolumen vorgesehen sind, werden ebenfalls vom Logistikkonzern aufgebracht. Die 100 Mitarbeiter im MMC haben zuvor in anderen Airbus-Lagern gearbeitet.
Flieger gerät immer wieder in Kritik
Der A400M gerät immer wieder in die Kritik: 53 Maschinen im Wert von 7,1 Milliarden Euro hat die Bundeswehr bestellt, erst drei wurden bislang ausgeliefert. Doch nicht nur die jahrelangen Verzögerungen sorgen für Ärger. Erst im Juni dieses Jahres wurde bekannt, dass an zwei von drei Flugzeugen erhebliche Abnutzungen an den Triebwerken festgestellt wurden – dabei waren die Maschinen mit 365 beziehungsweise 189 Flugstunden nur vergleichsweise kurz in der Luft. Auch bei den Fliegern, die an andere Nationen ausgeliefert wurden, sind diese Fehler entdeckt worden.
„Diese Probleme wirken sich bislang nicht auf die Produktion aus“, sagt Weichhardt. Das könne sich aber ändern, etwa dann, wenn es um den Einbau von Triebwerken geht, in denen Fehler auftreten könnten. „Fix kann man noch nichts sagen“, so der Leiter des Einkaufs. „Wenn es aber betriebswirtschaftlich Sinn macht, muss man die Produktion aber verlangsamen oder stoppen.“ Schließlich sei es nicht sinnvoll, ein defektes Triebwerk einzubauen, wissend, dass es später wieder ausgebaut werden muss.
Standortleiter Jens Franzeck sieht in den Problemen des A400M sogar etwas Positives für Bremen. „Wir müssen nun mit erhöhter Schlagzahl arbeiten, um den Programmplan einzuhalten“, sagt er. Bislang verlassen pro Monat etwa zwei Rümpfe das Bremer Werk Richtung Sevilla, wo die Endmontage stattfindet. Die Zahl könnte in Zukunft noch steigen.