- Welche Lärmquellen stehen im Fokus?
- Welche Erkenntnisse liefern die Darstellungen?
- Welche Konsequenzen hat die Karte?
- Wie ist die Lärmkarte zu nutzen?
Lärm kann Menschen den kostbaren Schlaf rauben und sich deshalb zu einer ernsthaften Gefahr für die Gesundheit entwickeln. Da entsprechende Messgeräte in Häusern und Wohnungen Seltenheitswert haben dürften, bleibt das Problem oft ein subjektives Gefühl. Um das zu ändern, schreibt die EU vor, dass die Mitgliedsstaaten regelmäßig Lärmkarten erstellen müssen.
In Bremen ist dies seit 2007 drei Mal geschehen, nun hat das Umweltressort die vierte Fassung veröffentlicht. In einem Bericht bilanziert die Behörde auch, wie viele Bremer von Lärmbelästigungen betroffen sind. Allein der Straßenverkehr hat demnach auf mehr als 50.000 Menschen gesundheitsschädliche Auswirkungen.

Die Grafik zeigt, wie die Karte den Lärm des Straßenverkehrs darstellt. Lila- und Rottöne stehen für hohe Lautstärken. Die Darstellung ist an den Landesgrenzen abgeschnitten, auch wenn der Verkehr natürlich ebenso in Niedersachsen zu hören ist.
Welche Lärmquellen stehen im Fokus?
Das Umweltressort hat Daten des Straßenverkehrs, der Schienen und Gleise, der Hafen- und Industriegebiete sowie des Flughafens ausgewertet. Die Karte basiert auf unterschiedlichen Berechnungsmodellen. Das bedeutet, dass niemand mit einem Lärmmessgerät durch ganz Bremen gefahren ist, um exakte Werte zu ermitteln. Stattdessen wurden unterschiedliche Parameter herangezogen, wie zum Beispiel, wie viele Autos auf einer Straße fahren oder was für ein Fahrbahnbelag vorhanden ist.
In Kombination mit den gemeldeten Hauptwohnsitzen ergibt sich, wie viele Bremer schätzungsweise von den einzelnen Lärmquellen in welchem Ausmaß betroffen sind. Das Straßennetz belastet demnach 53.200 Menschen mit gesundheitsschädlichem Lärm. Davon leiden 15.100 Personen potenziell unter starken Schlafstörungen, bei etwa 100 können gar Herzkrankheiten auftreten.
Die Schienen- und Gleisanlagen sorgen bei etwa 10.400 Bremern für Lärmbelästigungen, die bei 4300 zu Schlafstörungen führen können. In dieser Kategorie ist die Datengrundlage aber lückenhaft. Bundeseigene Strecken der Deutschen Bahn kartiert das Eisenbahnbundesamt selbst und diese sind nicht Teil des Berichts.
Der Lärm des Flughafens belästigt etwa 3300 Menschen, zu Schlafstörungen führt dieser laut Auswertung aber nicht. Was noch aussteht, ist eine zusammenfassende Analyse, wie viele Bremer insgesamt unter dem Straßen-, Schienen- und Flughafenverkehr leiden.
Welche Erkenntnisse liefern die Darstellungen?
Wer glaubt, dass es am Stadtrand grundsätzlich ruhiger ist, sieht sich durch die Lärmkarten eines Besseren belehrt. Denn in zentralen Lagen wie der Neustadt oder dem Viertel bleiben die Wohnquartiere abseits der Hauptverkehrsadern vom Verkehrslärm oft verschont. Da kann es in Siedlungen mit Einfamilienhäusern am Stadtrand lauter sein, wenn eine Autobahn in der Nähe ist.
Tierfreunde könnte es wiederum traurig stimmen, dass Vogel, Igel und andere Tiere auch im Bürgerpark nicht wirklich ihre Ruhe haben. Von Holler- und Parkallee kommt Verkehrslärm, der auch in der Nacht noch weite Teile des Parks mit 45 Dezibel und mehr beschallt. Ein Areal der Ruhe ist der Bereich nahe des Emmasees sowie rund um das Tiergehege.
Welche Konsequenzen hat die Karte?
Die Lärmbelästigung sorgt immer wieder für Diskussionen, wenn Anwohner zum Beispiel in den Stadtteilbeiräten einen besseren Schutz einfordern. So geschehen etwa im November in Hemelingen, als es im zuständigen Ausschuss um den Autobahnzubringer ging. Das ausgewertete Datenmaterial liefert nun wichtige Argumente, wo die Behörden dringend reagieren müssen.
"Entlang der Autobahnen und stark frequentierten Hauptverkehrsstraßen wurden teilweise Pegel von über 70 Dezibel am Tag berechnet. Dieser Lärm stört nicht nur, er kann auch krank machen", erklärt Maike Schaefer (Grüne), Senatorin für Mobilität und Umwelt. Als nächstes werde nun ein neuer Lärmaktionsplan erstellt. "Darin identifizieren wir Lärmhotspots und erarbeiten konkrete Maßnahmen, um die Bremer bestmöglich vor Lärm zu schützen", so Schaefer. Basierend auf den Lärmkarten beginne voraussichtlich im März eine Beteiligung der Beiräte.
Wie ist die Lärmkarte zu nutzen?
Die Veröffentlichung ist in von der EU vorgeschrieben, um eine freie Verfügbarkeit der Informationen sicherzustellen. Das Kartenmaterial ist auf geoportal.bremen. de/geoportal/ abrufbar. Nach dem Klick auf "Themen" müssen Nutzer unter "Fachdaten" bei "Umwelt und Klima" den Punkten "Lärm" und "Lärmkarten Stadt Bremen (2022)“ folgen.
Per Häkchen in den gewünschten Kategorien lädt die Seite dann verschiedene Darstellung. Die für diesen Artikel erstellte Grafik zeigt das Ergebnis für den Straßenverkehr, es lassen sich aber auch mehrere Lärmquellen gleichzeitig aktivieren. Wer dann im Feld "Suche nach Ort, Adresse..." die eigene Wohnanschrift angibt, sieht, von welchen Lärmquellen das eigene Schlafzimmer konkret betroffen ist.