In Hemelingen ist es ein bekanntes Bild: Lastwagen verschiedener Speditionen dröhnen zwischen Gewerbegebiet Hansalinie, Hemelinger Hafen und Mercedes-Werk durch Hemelingen. Besonders entlang des Autobahnzubringers müssen Anwohner mit dem Lärm klarkommen. Diese haben nun einen Bürgerantrag für einen besseren Lärmschutz gestellt. Nützen wird ihnen dies vorerst wohl nichts.
Anwohnerin Katja Grotheer hatte den Bürgerantrag eingebracht, in dem sie einen verbesserten Lärmschutz für die Bewohner entlang des Zubringers fordert. Dafür solle ein Lärmgutachten erstellt werden. Im Ausschuss, der sich seit Jahren für einen besseren Lärmschutz einsetzt, fand sie damit Gehör. Bisher sind alle Bemühungen um Lärmschutzwände allerdings an gesetzlichen Bestimmungen und Geldmangel gescheitert. Auf einigen Abschnitten hat das Amt für Straßen und Verkehr Flüsterasphalt einbauen lassen.
Brüllender Lärm in Hemelingen
Hemelingen ist einer der lautesten Stadtteile Bremens. Fluglärm, Eisenbahnlinien, die durch den Stadtteil führen, und der Lkw-Verkehr zu den Gewerbegebieten und dem Mercedes-Werk in Sebaldsbrück – all das zehrt an den Nerven und beeinträchtigt den Schlaf Hemelinger Bürgerinnen und Bürger.
Entlang des Autobahnzubringers seien es vor allem die Lastwagen, die großen Lärm verursachten, so Grotheer. "Der Lkw-Verkehr wird immer mehr", hat sie beobachtet. Besonders das Anfahren der Lkw auf den Rampen zum Kreisel oberhalb des Zubringers verursache Lärm.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist ein Lastwagen durchschnittlich so laut wie zwanzig Personenkraftwagen. Bei einer Straße mit hohem Lkw-Verkehr könne durch Umleitung der Lkw die Belästigung der Anwohnerinnen und Anwohner deutlich gesenkt werden, heißt es weiter.
Tatsächlich schlug Grotheer in der Sitzung genau das vor. "Die Frage ist, ob es möglich ist, den Lkw-Verkehr über die Europaallee und die Walther-Jacobs-Straße in den Hemelinger Hafendamm umzuleiten." Das würde den Lkw-Verkehr auf dem Zubringer zumindest teilweise reduzieren.
Eine Idee, die auf geteiltes Echo stieß. "Es ist so, dass das dort sehr verengt ist", sagte Christian Meyer (CDU). Wenn aber kein zusätzlicher Lärmschutz möglich sei, dann könne es vielleicht eine Umleitung für Lkw durch das Gewerbegebiet geben. Er erinnerte daran, dass mit der nächsten Ausbaustufe der Hansalinie und dem Neubau des DHL-Zustellzentrum an der Stresemannstraße der Verkehr in Hemelingen noch zunehmen werde. Insgesamt sei es eine "katastrophale Situation."
Uwe Janko (CDU) sprach von einer "charmanten Idee." Der Ausschuss sollte mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) in Kontakt treten. Stefan Matthaeus vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) warnte hingegen vor einer Scheindebatte. "Ich halte es nicht für zielführend, wenn man den Verkehr des Autobahnzubringers auf eine untergeordnete Straße mit einer längeren Strecke umleitet."
Eine generelle Regelung zum Schutz vor Straßenverkehrslärm gibt es für bereits bestehende Straßen – im Gegensatz zu neugebauten Straßen – in Deutschland nicht. Es besteht also kein Rechtsanspruch auf eine Lärmsanierung. Eine Lärmsanierung ist aber dann möglich, wenn eine bestehende Straße grundlegend umgestaltet wird und die Grenzwerte überschritten werden. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn die A1 vierspurig ausgebaut werden würde. Mit dem Ausbau müsste die Autobahn GmbH und damit der Bund auch neue Lärmschutzwände aufstellen.
Liegt ein Neubau oder eine wesentliche Änderung an einer Straße vor, gelten nach Angaben des Umweltbundesamtes folgende Immissionsgrenzwerte: an Krankenhäusern, Schulen, Kurheimen und Altenheimen tagsüber 57 dB, nachts 47 dB. In reinen und allgemeinen Wohngebieten und Kleinsiedlungsgebieten dürfen es tagsüber bis zu 59 dB und nachts 49 dB sein. In Gewerbegebieten schließlich darf es tags und nachts zehn Dezibel lauter sein.
Neue Lärmkarten kommen
Im Bereich der Wohnstraßen Hinter dem Werder und Hahnenkamp parallel zum Autobahnzubringer beträgt der Lärmpegel nach Kartenmaterial der Bremer Umweltbehörde nachts zwischen 55 und 50 Dezibel. Weitere stark betroffene Gebiete liegen im südlichen Arbergen, dort ist es vor allem die Autobahn, die Lärm in die Schlafzimmer trägt.
Das ist der momentan erfasste Stand. Im Umweltressort wird aktuell an einer neuen Lärmkartierung gearbeitet, deren Ergebnisse allerdings noch nicht vorliegen. "Es gibt ein neues Verfahren und die Daten werden sich verändern", sagte ein Sprecher auf Nachfrage. Ob es dann mehr oder weniger Betroffene sein werden, dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Im Ergebnis werden neue Karten zu den Ursachen Straßenlärm, Schienenlärm, Gewerbelärm und Fluglärm veröffentlicht, die dann wiederum als Grundlage für die anschließende Lärmaktionsplanung zur Verfügung stehen. Vielleicht kommt dann auch in Hemelingen am Autobahnzubringer Bewegung in die Sache, denn Lärmschutzmaßnahmen richten sich auch danach, wie viele Menschen von einer Lärmsanierung profitieren können.
Weitere Informationen auf der Internetseite: www.bauumwelt.bremen.de/umwelt/laerm/umgebungslaerm-im-land-bremen-24080.