Mit einer Petition soll die Umbenennung der Langemarckstraße in Georg-Elser-Allee doch noch verhindert werden. Eingereicht hat das Schriftstück der Anwohner Nils Poppek, der bereits vor Jahresfrist gegen das Vorhaben angegangen war. Bis zum späten Sonntagabend konnte er auf dem Portal der Bremischen Bürgerschaft 243 Unterschriften für sein Anliegen sammeln. Poppek schlägt als Alternative vor, einen Teil der Neustadtswallanlagen nach Vorbild des Nelson-Mandela-Parks in Georg-Elser-Park umzubenennen.
Für unbefriedigend hält Poppek die Idee, die Umbenennung mit Erinnerungstafeln an die blutigen Ereignisse im Ersten Weltkrieg zu kombinieren. Langemarck-Tafeln ohne Langemarckstraße würden „nur unnötige Verwirrung stiften“, heißt es in der Petition. Das gleiche Argument führt Poppek mit Blick auf das sogenannte Langemarck-Denkmal vor der Hochschule ins Feld. Zudem sei der Hitler-Attentäter durch den Georg-Elser-Weg in der Vahr bereits ausreichend gewürdigt. Eine Doppelbenennung von Straßen sei im Bremer Straßengesetz nicht vorgesehen.
Unterdessen befasst sich die Georg-Elser-Initiative schon mit der Frage nach dem zeitlichen Ablauf – wann soll die Straße den neuen Namen erhalten? Die Initiative favorisiert den 8. November dieses Jahres. „Das wäre der Jahrestag des Attentats und einen Tag vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht“, sagt Jürgen Maly von der Elser-Initiative.
Wie berichtet, hat die Baudeputation dem Beschluss des Beirats Neustadt zur Namensänderung zugestimmt. Nun muss der Senat in letzter Instanz darüber entscheiden, ein Termin steht noch nicht fest. „Ich gehe davon aus, dass der Senat sich in den nächsten Wochen damit befasst“, sagt Maly. Am Ausgang im Sinne der Initiative hegt er keinen Zweifel. Es gebe Anregungen aus der Bevölkerung, die Umbenennung im Beisein von Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier vorzunehmen. Der Tenor: „Da müsste doch eigentlich der Bundespräsident nach Bremen kommen.“
Bei einer Umbenennung Anfang November sieht Maly den Vorteil, dass noch genügend Zeit für verschiedene Maßnahmen zur Vorbereitung bleibt. Das gelte unter anderem für die kostenlose Änderung von Personalausweisen und Fahrzeugscheinen. Dafür habe das Ortsamt in seinen Räumlichkeiten einen bestimmten Zeitraum – „vielleicht drei Monate“ – ohne Terminvereinbarung in Aussicht gestellt.
Dagegen beklagt Poppek eine Benachteiligung der Umbenennungsgegner. „Vorgebrachte Einwände der Betroffenen wurden von der Initiative, sowie auch dem Beirat belächelt und konsequent abgewiesen.“ Und das, obschon eine Versammlung der Einwohner ein ähnliches Ansinnen 2005 mehrheitlich abgelehnt habe. Beim neuen Anlauf habe der Beirat auf eine vergleichbare Beteiligung verzichtet.
Die Initiative verweist darauf, dass man Kritik und Anregungen berücksichtigt habe. Im Ortsamt wollen Mitglieder der Initiative den rund 1100 Anwohnern kostenlose Hilfe beim Schreiben von Briefen anbieten. Zum Beispiel wenn es darum geht, Versicherungen die geänderte Adresse mitzuteilen. Auch Gewerbetreibenden will die Initiative unter die Arme greifen. Etwa bei den Kosten für die Änderung von Internetauftritten, Briefbögen und Kundeninformationen. Für sämtliche Hilfsangebote stehen der Initiative insgesamt 100.000 Euro aus Spendengeldern zur Verfügung.
Für Poppek fällt das nicht ins Gewicht, die versprochenen Spendengelder würden Kosten und logistischen Aufwand „nicht decken können“. Als besonders betroffen erscheinen ihm ältere, beeinträchtigte Menschen und ausländische Anwohner. Der Betreiber einer Werbeagentur fordert eine umfassende Prüfung des Vorhabens. Entscheidend sei ein verantwortungsvoller Umgang mit der deutschen Geschichte. Bildung und Reflexion müssten unter Beteiligung der Bürger gefördert werden, ohne sie unnötig zu belasten.