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Forderung der KV Bremen Ärzte fordern Strafgebühr für versäumte Termine

Jeder fünfte Patient, der sich in Bremen über die Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung einen Termin vermitteln lässt, lässt diesen ohne Absage verfallen. Das muss Konsequenzen haben, fordern Ärzte.
05.06.2023, 05:00 Uhr
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Ärzte fordern Strafgebühr für versäumte Termine
Von Sabine Doll

Nicht nur Gastronomen ärgern sich über Reservierungen, die von Gästen ohne vorherige Absage nicht wahrgenommen werden. Auch bei Medizinern steigt der Frust über sogenannte "No Shows", wenn Patienten einfach  nicht zu vereinbarten Terminen erscheinen. Dies kommt auch in Bremer Praxen immer häufiger vor – während gleichzeitig andere Menschen oft wochen- oder sogar monatelang auf einen dringend benötigten Termin warten müssen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KV) hat die über ihre Terminservicestelle vermittelten Arzt- und Psychotherapeutentermine für den Zeitraum von Anfang Januar 2021 bis Ende Juni 2022 ausgewertet: Jeder fünfte Termin (21 Prozent) wurde demnach von Patienten nicht wahrgenommen – ohne vorherige Absage. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 16.532 Arzt- und Psychotherapeutentermine vermittelt.

Die Terminservicestellen waren 2016 bundesweit als Reaktion auf von vielen gesetzlich Krankenversicherten als zu lang empfundene Wartezeiten eingeführt worden. Patienten können sich online oder unter der zentralen Rufnummer 116 117, unter der auch der ärztliche Bereitschaftsdienst erreichbar ist, an die Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen wenden. Praxen, die daran teilnehmen, müssen bestimmte Zeitfenster für diese Termine freihalten.

Besonders oft blieben laut dem Bremer Ranking hausärztliche Internisten auf Terminen sitzen: Fast jeder zweite Patient (44 Prozent) ließ sich zu der vereinbarten Zeit nicht in der Praxis blicken. Bei Allgemeinärzten nahm mehr als jeder dritte Patient (36 Prozent) den über die Servicestelle vermittelten Termin nicht wahr. Zu den Top 5 gehören außerdem Gynäkologen (32 Prozent), Gastroenterologen und Augenärzte (jeweils 26 Prozent). Von hohen Ausfallquoten sind auch Psychotherapeuten (21 Prozent) und Hautärzte (20 Prozent) betroffen.

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Für viele Praxisbetreiber und die Kassenärztliche Vereinigung darf diese Entwicklung vor allem auch angesichts des zunehmenden Ärzte- und Psychotherapeutenmangels nicht ohne Folgen bleiben: "Wer einen solchen Termin erhält, hat auch die Verantwortung, diesen Termin abzusagen, sobald dessen Verhinderung bekannt wird", fordern die Bremer KV-Vorstände Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans. "Warum? Ganz einfach: Damit ein anderer bedürftiger Mensch, der sonst länger, vielleicht auch zu lange warten muss, davon profitieren kann." Termine, die einfach nicht wahrgenommen würden, produzierten zudem Umstände und Kosten für Arztpraxen und belasteten das ohnehin auf Kante genähte Gesundheitssystem in der ambulanten Versorgung.

"Deshalb fordern wir, sogenannte 'No Shows', die nicht durch Gründe wie etwa das Erleiden eines Verkehrsunfalls auf dem Weg zur Praxis oder zum Krankenhaus erklärt werden können, mit einer Gebühr zu belegen", erklären die Vorstände. Diese Ausfallgebühr soll nach Vorstellung der KV von der Krankenkasse des Patienten, der einen Arzttermin ohne Rückmeldung hat verfallen lassen, eingetrieben und an die geschädigte Praxis oder Klinik weitergeleitet werden.

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Für Ärzte sind "No Shows" aus mehreren Gründen ein Ärgernis: "In der Regel bekommt man Termine, zu denen Patienten einfach nicht erscheinen, kurzfristig nicht mehr besetzt", sagt der Findorffer Lungenfacharzt Marcus Berkefeld. "Dies ist anderen Patienten gegenüber ziemlich unfair. Passiert das mehrfach und regelmäßig, entsteht den Praxen darüber hinaus ein wirtschaftlicher Schaden." Dies sei insbesondere dann der Fall, wenn es sich um aufwendige Untersuchungen und Behandlungen handele, für die Personal oder auch Geräte vorbereitet würden.

Viele Arztpraxen setzen mittlerweile auf Terminerinnerungen: Patienten werden zum Beispiel per SMS, E-Mail, Post oder Anrufe noch einmal auf den vereinbarten Termin aufmerksam gemacht. "Bei uns werden Patienten einen Tag vor dem Termin telefonisch an ihren Termin erinnert", berichtet Markus Henschel, Radiologe im Zentrum für moderne Diagnostik (Zemodi) in Bremen-Nord. "Eigentlich ist das ein nicht zu vertretender personeller Aufwand, den wir betreiben. Damit wollen wir zum einen Termintreue erreichen und teure Leerläufe vermeiden. Trotz dieser telefonischen Rückbestätigung haben wir ein bis zwei sogenannte No-Shows am Tag", schildert der Bremer Radiologe.

Wie hoch eine solche Strafgebühr ausfallen sollte, dazu macht die KV Bremen keine konkreten Angaben. Das Problem ist nicht neu: Der Ärzteverband Virchowbund hatte sich vor vier Jahren für eine Ausfallgebühr in Höhe von 40 Euro stark gemacht. "Mit dem Signal einer solchen Gebühr setzen wir auf den Lernerfolg bei Patienten", sagte der damalige Bundesvorsitzende des Verbands der Ärzte-Zeitung.

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