Es soll ein neues Kapitel werden – für Borgward und für Bremen: Das Unternehmen hat am Mittwoch offiziell bekannt gegeben, künftig wieder Autos unter der Marke in der Hansestadt bauen zu wollen.
Dazu wolle man sich ein Werk in Bremen oder Bremerhaven errichten, sagte Borgward-Chef Ulrich Walker. „Nächstes Jahr werden wir mit dem Bau beginnen.“ 2018 sollen die ersten Autos vom Band rollen.
Welche der beiden Städte das Unternehmen bevorzuge, wollte Walker nicht sagen. „Wir werden uns aber in den nächsten vier bis sechs Wochen entscheiden.“ Dann soll eine 10.000 Quadratmeter große Fertigungshalle entstehen. Damit bestätigte der Vorstandsvorsitzende einen Bericht des WESER-KURIER aus der vergangenen Woche. Dazu kommen soll ein etwa gleich großes Außengelände. Im ersten Schritt ist der Bau von 10.000 Geländelimousinen des Typs BX7 jährlich geplant, 50 bis 100 Mitarbeiter sollen dafür eingestellt werden.
„Dies ist erst der Anfang“, sagte Walker. „Die Fertigung ist so ausgelegt, dass wir sowohl die Produktionszahlen als auch die Anzahl der Modelle anpassen können“. Sollte der BX7 ein Erfolg werden, könnten zusätzliche Jobs entstehen. Vorerst wolle das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.
Bremer Autos sollen voll elektrisch fahren
Bislang ist der BX7 nur in China erhältlich. „In den ersten drei Monaten haben wir schon 15.000 Autos verkauft“, so Walker. Anders als in der chinesischen Fabrik sollen im Bremer Werk aber Autos gebaut werden, die voll elektrisch fahren. Borgward will das mit einer sogenannten Semi-Knocked-Down-Fertigung (SKD) machen. Das heißt, dass halbfertige Autos aus China nach Deutschland gebracht werden, wo die wesentlichen Bauteile wie Motor, Batterie und Scheinwerfer eingesetzt werden.
Mehr als ein Dutzend Offerten für den geplanten Werksstandort in Deutschland hatte der Autobauer erhalten. In der finalen Auswahl seien neben Bremen auch noch Brandenburg und Stuttgart gewesen, sagte der Borgward-Chef. „Wir haben uns aber nicht aus emotionalen Gründen für Bremen entschieden.“ Neben der Anbindung an einen großen Autohafen, dem Fachkräfte-Angebot und der gut ausgebauten Zuliefererindustrie seien die „intensiven Bemühungen“ des Senats ein wichtiger Faktor gewesen. „Für Bremen ist das ein schöner Tag“, sagte Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Die Stadt habe sich frühzeitig um das Unternehmen bemüht. „Wir sind durchaus heiß auf Borgward gewesen.“
Die 2015 von Christian Borgward, dem Enkel Carl F. W. Borgwards, gegründete Borgward AG Group ist im Komplettbesitz des chinesischen Foton-Konzerns. Der Autoexperte Stefan Bratzel kann sich vorstellen, dass der neue Borgward aus Bremen Erfolg haben kann. „Vor allem die Verbindung aus SUV und E-Mobilität ist ein Chance, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen“, sagt der Leiter des Automotive-Centers an der Fachhochschule für Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Jetzt müsse der Konzern zeigen, was er besser kann als andere E-Auto-Hersteller. „Das Spiel“, so Bratzel, „fängt gerade erst richtig an.“