Eine Momentaufnahme aus dem August dieses Jahres: Viele Kinder, Familien und andere leidenschaftliche Schwimmer stehen an einem Sonnabend-Vormittag um 10 Uhr bei strahlendem Sonnenschein vor verschlossenen Türen. Während die übrigen Bremer Freibäder bereits um 10 Uhr öffnen, zieht das Stadionbad erst um 12 Uhr nach. Es macht sich Unmut breit: Noch an beiden Wochenenden zuvor hätte das Stadionbad am Sonnabend doch schon um 10 Uhr geöffnet gehabt, berichtet eine Mutter. Weshalb das so sei, habe sie einen der Schwimmmeister gefragt. Darauf Schulterzucken: "Das entscheiden wir von Fall zu Fall, je nach Wetterlage".
Beschwerde-Briefe an den Beirat
Erlebnisse wie dieses scheinen viele Bremerinnen und Bremer nicht nur im zurückliegenden Sommer gehabt zu haben. Beschwerde-Briefe über das Organisationschaos und den schlechten Service erreichten nicht nur den WESER-KURIER, sondern auch den Beirat Östliche Vorstadt sowie das Ortsamt. Grund genug für den Fachausschuss Soziales, Kultur, Wirtschaft und Sport, das Thema Bedarfe und Öffnungszeiten im Stadionbad ganz oben auf die Agenda zu setzen. Dementsprechend kam ungewöhnlich viel Publikum zur Sitzung, um seinem Unmut Luft zu machen. Hauptkritikpunkte: die zu kurze Laufzeit der Saison und mangelnde Verlässlichkeit der Öffnungszeiten, wie das obige Beispiel zeigt. Seit Jahren sei beobachtet worden, dass die Situation einfach nicht besser werde, nun sei das Ende der Fahnenstange erreicht, so das Fazit der Anwesenden.
Keine Verlängerung der Saison
Viel Unmut gibt es auf Schwimmerseite auch, dass sich die inzwischen von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) geschasste, langjährige Bäderchefin Martina Baden vergeblich bitten ließ, die Freibad-Saison schnell und unbürokratisch in den hochsommerlichen September hinein zu verlängern. Ein weiteres Ärgernis wurde auf der Sitzung angesprochen: Dass das Frühschwimmen ab 6.30 Uhr im Stadionbad lediglich in der Hauptsaison möglich gewesen sei, also vom 26. Juni bis 16. August. Die sogenannte Vorsaison lief vom 1. bis 25. Juni, die Nachsaison vom 17. bis 27. August. In der Regel schloss das Stadionbad um 18 Uhr seine Pforten, lediglich an einigen Abenden wurde bis 20 Uhr verlängert. Für Berufstätige denkbar kundenunfreundlich. Zudem wurde moniert, dass die Öffnungszeiten alle paar Wochen geändert und im verregneten Juli sogar noch einmal gekürzt wurden. Das sei ein unhaltbarer Zustand, urteilten die Anwesenden und regten die Einrichtung eines Telegram-Kanals an, um die Kommunikation weniger schwerfällig und transparenter zu gestalten.
Konkrete Verbesserungsvorschläge bis Januar
Der Fachausschuss hatte nun Emmanuel Kors vom zuständigen Sportamt eingeladen, um all diese Kritikpunkte und Wünsche aufzunehmen. Der zeigte sich ausgesprochen kooperativ. Bis Anfang 2024 will das Sportamt gemeinsam mit den Bremer Bädern nun eine entsprechende Evaluation durchführen. Auf der nächsten Sitzung des Sport-Ausschusses Mitte Januar sollen dann konkrete Verbesserungen vorgeschlagen werden. Rechtzeitig vor Beginn der neuen Saison.
Weitere Kritikpunkte und Forderungen
Gefordert wurde auch, ein Kurzzeit-Schwimmerticket einzuführen. Diejenigen, die vor oder nach der Arbeit nur einmal eben kurz eine halbe Stunde schwimmen gehen wollen, zahlen den vollen Tagestarif von knapp fünf Euro. Ein weiterer Punkt: Einige der Anwesenden forderten die Bremer Bäder dazu auf, endlich mehr dafür zu tun, im Zeichen der bundesweiten Schwimmmeister-Knappheit, Schwimmmeister und Kursleiter in Bremen auszubilden, zu qualifizieren und zu halten. Im Hintergrundgespräch mit dem einen oder anderen Kursleiter, der bei den Bremer Bädern arbeitet, ist jedoch zu erfahren, dass die Bedingungen in puncto Gehaltsstruktur und bezahlten Weiterbildungen eher mangelhaft sind.
Ein positiver Punkt
Zumindest etwas wurde aus dem Kreis als positiv bewertet: Dass es ein Kinderticket für einen Euro gibt, das sich nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten bestens etabliert hat.