Vor knapp zwei Jahren wurde es erstmals angekündigt und dann mehrfach verschoben, nun soll das Pilotprojekt für E-Scooter-Parkzonen aber wirklich starten: Nach Angabe des Amts für Straßen und Verkehr (ASV) fällt der Startschuss in dieser Woche, wenn die Bügel an den vorgesehenen Parkflächen in der Neustadt aufgestellt werden. Insgesamt sechs Parkflächen sind im westlichen Teil der Neustadt geplant, jeweils drei an der Hohentorsheerstraße und an der Langemarckstraße.
Das Versuchsgebiet wird im Westen von der Oldenburger Straße (B 6) und im Osten von der Isarstraße begrenzt. Im Süden bilden der letzte Abschnitt der Neuenlander Straße und die Erlenstraße die Grenze, im Norden die Neustadtscontrescarpe und die Woltmershauser Allee. Innerhalb dieses Gebiets dürfen E-Scooter mit Projektbeginn nur noch auf den ausgewiesenen Abstellflächen geparkt werden, nicht mehr wie bislang nach dem Free-Floating-Prinzip auf den Gehwegen. Das Pilotprojekt startet, sobald die Bügel aufgestellt sind, sagt René Möller, Sprecher des Innenressorts. Genau in diesem Areal verletzte sich vor einigen Jahren ein Blinder schwer, als er über zwei auf dem Gehweg liegende Elektroroller stolperte.
Als Parkzonen für E-Scooter sind zwei Pkw-Stellflächen an der Langemarckstraße vorgesehen. Bei den anderen vier Abstellflächen handelt es sich um sogenannte Frei- oder Restflächen, also ungenutzte Flächen am Straßenrand. Jede Abstellfläche wird von zwei Bügeln markiert, die per Parksymbol und der Aufschrift "e.scooter" auf ihre Nutzung hinweisen. Auf der Abstellfläche ziehe der Betreiber mit Geofencing einen geografischen Zaun, sagt ASV-Sprecherin Andrea Voth. "Satelliten liefern Geodaten, mit deren Hilfe eine virtuelle Grenze markiert wird." Soll heißen: Wer seinen E-Scooter außerhalb einer Parkzone abstellt, erhält die Nachricht, dass der Mietvorgang an dieser Stelle nicht beendet werden kann.
Die beiden Bremer E-Scooter-Betreiber Lime und Bolt sehen in der technischen Umsetzung keine Probleme. Die Stadt habe die Koordinaten der einzelnen Stellplätze aber noch nicht übermittelt, sagt Lime-Sprecherin Anna Montasser. Sobald das geschehen sei, würden die Koordinaten umgehend in die App implementiert. "Von unserer Seite ist das innerhalb weniger Minuten fertig", so Montasser. Der Grund: Spezielle E-Scooter-Parkzonen sind für die Betreiber alles andere als Neuland. "In vielen anderen deutschen Städten ist das gang und gäbe", sagt Montasser. Dabei macht sie klar, dass die Branche solche Abstellflächen ausdrücklich befürwortet.
Die Dauer des Pilotprojekts ist nicht exakt festgelegt. "Wir gehen davon aus, dass die Evaluationsphase nicht allzu lange dauern wird", sagt Karen Stroink vom Innenressort. Nach dem Start des Pilotprojekts werde man die Situation vor Ort sowie die Auslastung und Erfahrungen beobachten und bewerten. Bis dahin sollen in anderen Stadtteilen keine E-Scooter-Parkflächen eingerichtet werden. Wie berichtet, haben die Beiräte Horn-Lehe, Vahr und Burglesum Interesse daran bekundet. Laut Stroink sind das Innenressort und die Mobilitätsbehörde übereingekommen, dass für eine mögliche Ausweitung von E-Scooter-Abstellflächen auf das gesamte Stadtgebiet oder weitere Stadtteile erst dann grünes Licht gegeben wird, wenn die Evaluation des Pilotprojekts in der Neustadt abgeschlossen ist.
Parkflächen für E-Scooter spielen auch eine Rolle in einem Dringlichkeitsantrag der Koalitionsfraktionen SPD, Grüne und Linke. Der Antrag steht am Dienstag in der Stadtbürgerschaft auf der Tagesordnung. Das Ziel: Schon bestehende Mobilpunkte und -pünktchen sollen zu multimodalen Mobilitätshubs ausgebaut werden. Konkret bedeutet das, zum Carsharing sollen weitere Mobilitätsangebote wie Bikesharing, Lastenleihräder und E-Scooter hinzukommen. Die CDU trägt den Antrag mit, fordert aber, nach Möglichkeit auch feste Abstellflächen für E-Scooter in die Mobilitätshubs zu integrieren.