Zum Zweck der Anpassung an die großen Flachbildfernseher wird das TV-Signal Ende März von DVB-T auf DVB-T2 HD umgestellt. Damit wird das Antennenfernsehen modernisiert, doch das ist nicht für alle ein Vorteil.
Im Land Bremen droht rund 73.000 Haushalten am 30. März ein schwarzer Fernseh-Bildschirm. In konkreten Zahlen sind das die Wohnzimmer, die von der bevorstehenden Umstellung des TV-Signals von DVB-T auf DVB-T2 HD betroffen sein werden. Ende März 2017 wird der alte Übertragungsweg abgeschaltet und das Antennenfernsehen damit modernisiert.
Nutzer müssen also technisch aufrüsten, um nicht in die Röhre zu gucken. Die betroffenen Haushalte müssen sich neue Empfangsgeräte besorgen, eine sogenannte Set-Top-Box, ein neuer Fernseher muss es nicht unbedingt sein. Mit dem Update soll es eine bessere Bildqualität und deutlich mehr Programme geben.
Bundesweit sind 7,4 Millionen Haushalte von der Umstellung betroffen, die Übertragungswege über Kabel oder Satellit allerdings nicht. In knapp drei Monaten müssen also Fernsehzuschauer in Bremen und Bremerhaven für einen ungestörten Fernsehempfang aktiv werden.
Vebraucherzentrale rührt Werbetrommel
„Alle, die bisher den Empfang über eine Antenne mit DVB-T-Signal genutzt haben, müssen sich neu entscheiden“, sagt Annabel Oelmann, Chefin der Verbraucherzentrale Bremen. Gemeinsam mit der Bremischen Landesmedienanstalt (Brema) rührt die Verbraucherzentrale kräftig die Werbetrommel.
In zahlreichen Schreiben wurden die Bürger über den Vorgang informiert. Auch Fernsehsender blenden in ihren Programmen Meldungen ein, dass DVB-T ein Auslaufmodell ist. Nutzer von Antennen-TV müssten also entweder auf Kabel- oder Satellitenempfang wechseln oder sich ein neues Empfangsgerät anschaffen.
Dies wird notwendig, da in der Nacht zum 29. März 2017 das Signal auf den neuen Standard DVB-T2 HD umgestellt wird, und es die bisherige Technik nicht mehr geben wird. Der Startschuss für das neue Antennenfernsehen fiel bereits am 31. Mai 2016 mit einem Parallelbetrieb, der Ende März nun endet.
Neues Kompressionsverfahren
Ziel der Umstellung ist eine Anpassung an die heute weit verbreiteten großen Flachbildfernseher, teilt die Brema mit. Dafür werden die Programme per DVB-T2 „hochauflösend“ im HD-Standard („High Definition“) verbreitet. Weiterhin werde durch ein neues Kompressionsverfahren auch die Anzahl der Programme erhöht.
Der neue Standard liefere zwar eine bessere Bild- und Tonqualität, aber die privaten Fernsehsender werden neben ARD und ZDF nur kostenpflichtig zu empfangen sein. Um die privaten Sender freizuschalten wird ein Entschlüsselungssystem erforderlich und eine Bereitstellungsgebühr gezahlt werden müssen.
Da bei DVB-T2 HD ein neues Bildcodiersystem zum Einsatz kommt, können herkömmliche DVB-T Receiver DVB-T2 nicht empfangen. Wer das Signal empfangen will, benötigt eine entsprechende Set-Top-Box, die auch die neue, datensparsamere Videocodierung HEVC unterstützt.
Grünes Logo zeichnet kompatible Geräte aus
Insgesamt bieten derzeit 24 Hersteller solche Geräte an, die auch das alte Signal noch empfangen. Manche neuen Flachbildfernseher-Modelle können DVB-T2 auch direkt ohne Zusatzbox empfangen. Ein grünes Logo der Industrie mit dem Schriftzug DVB-T2 HD soll alle kompatiblen Geräte auszeichnen, heißt es von der Brema.
Nach Angaben der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu) unterstützen bereits 900 Geräte wie Fernseher, Set-Top-Boxen und Antennen den neuen Standard. Die Privatsender Pro Sieben, Sat.1 und RTL lassen sich den Empfang jedoch ab 2017 bezahlen. Vom 1. Juli an sind dafür über die TV-Plattform Freenet TV 69 Euro pro Jahr fällig, also 5,75 Euro im Monat.
In einer Übergangsphase von drei Monaten sollen die privaten Sender noch kostenlos empfangbar sein, dann müssen die Nutzer einen Voucher erwerben und die Sender freischalten. Diese Kosten kommen zur obligatorischen Haushaltsabgabe für die öffentlich-rechtlichen Sender hinzu.
87,2 Prozent schauen schon Digitalfernsehen
Die Bremische Landesmedienanstalt hat 2016 gemeinsam mit TNS Infratest Zahlen zur digitalen Entwicklung für das Land Bremen erhoben. Laut der Umfrage schauen 87,2 Prozent der Bremer Haushalte schon Digitalfernsehen, also DVB-T, Satellit oder Kabel. Im Land Bremen gibt es darunter eine DVB-T-Quote von 22 Prozent.
„Das ist bundesweit der höchste Wert“, sagt Sven Petersen, Pressesprecher der Bremischen Landesmedienanstalt. Nur die anderen beiden Stadtstaaten Berlin (21 Prozent) und Hamburg (19 Prozent) kommen auf ähnliche Werte.
Generell sei die Verbreitung von DVB-T in Stadtstaaten am größten, auf dem Land wird mehr über Satellit gesehen. Der wichtigste Empfangsweg in Bremen ist laut Petersen mit 58,5 Prozent das Kabelfernsehen.