Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Debatte über Datenschutz Rauchmelder als Spione? Wie Bremer Vermieter zu smarten Geräten stehen

Der Wohnungskonzern Vonovia stattet einige Wohnungen mit smarten Rauchmeldern aus – weil sie viele Daten sammeln können, gibt es Ärger. Wie gehen große Vermieter in Bremen mit dem Thema um?
19.11.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Rauchmelder als Spione? Wie Bremer Vermieter zu smarten Geräten stehen
Von Felix Wendler
Inhaltsverzeichnis

Rauchmelder retten Leben und sind in allen Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben. Moderne Geräte können nicht nur vor Bränden warnen, sondern zum Beispiel auch vor Kohlenmonoxid. Noch mehr Funktionen hat ein Modell, das der Wohnungskonzern Vonovia derzeit in einigen Wohnungen in Hessen und Baden-Württemberg verbauen lässt. Das stößt auf Kritik: Mieter befürchten, durch die smarten Rauchmelder ausspioniert zu werden. Außerdem soll der Einbau der Geräte zu einer Mieterhöhung führen. Was Vonovia und andere Wohnungsunternehmen in Bremen planen – und wie der Mieterverein die Debatte bewertet.

Was kann der smarte Rauchmelder?

"Das ist kein Rauchwarnmelder. Das ist die Zukunft", bewirbt der Hersteller Techem das Modell Multisensor Plus, mit dem die Vonovia ihre Wohnungen ausstattet. Konkret kann das Gerät nicht nur vor Hitze und Kohlenmonoxid warnen, sondern auch vor erhöhter Luftfeuchtigkeit. Auf dem Gerät selbst oder in einer verbundenen App gibt es Empfehlungen zum Lüften. Informationen zum Raumklima können ebenfalls per App angezeigt. Die Rauchmelder verfügen über Funktechnologie, können also die gesammelten Daten auch übertragen.

Welche Kritik gibt es daran?

Kritiker befürchten, dass der Vermieter aus den Daten Rückschlüsse über das Wohnverhalten der Mieter zieht – zum Beispiel, ob diese ausreichend lüften. Kornelia Ahlring vom Mieterverein Bremen kann die Skepsis der betroffenen Mieter nachvollziehen. Die Daten könnten bei einem Schimmelbefall zum Beispiel dazu führen, "dass der Vermieter sich möglicherweise auf ein Verschulden der Bewohner beruft, ohne weitere mögliche Ursachen in Betracht zu ziehen". Laut einem Bericht der "Welt" befürchten einige Mieter zudem, dass die Kombination aus Heizungsdaten und Luftfeuchtigkeit erkennen lässt, wie viele Menschen sich zu bestimmten Zeiten in einer Wohnung aufhalten.

Lesen Sie auch

Wie reagiert Vonovia?

Gemeinsam mit dem Hersteller habe man entschieden, die Geräte künftig mit deaktivierten Funkeinstellungen auszuliefern, wenn vor der Montage keine Einwilligung des Mieters vorliege, erklärt Vonovia-Sprecher Olaf Frei. Ihm zufolge hat bislang etwa die Hälfte der Mieter der Datenübermittlung zugestimmt.

Was plant das Unternehmen für Bremen?

Vonovia besitzt nach eigenen Angaben fast 12.000 Wohnungen in Bremen. "Aktuell ist die Installation des neuen Multisensor Plus keine Maßnahme, die in Bremen oder Niedersachsen stattfindet", erklärt Frei. Wie es langfristig aussieht, bleibt vorerst offen. Das Unternehmen sieht Modelle wie den Multisensor Plus als "Zukunft der Brandmeldetechnik". Laut Frei sind in den Bremer Wohnungen vor allem Rauchmelder des Typs C installiert. Bei diesen Geräten kann die Inspektion vollständig aus der Ferne erfolgen – sie haben aber nicht den Funktionsumfang der neuen Smart-Geräte.

Welche Geräte nutzt die Gewoba?

Auch die Gewoba setzt laut Sprecherin Christine Dose Funkrauchwarnmelder ein, "deren Daten verschlüsselt übertragen werden, um sicherzustellen, dass kein unberechtigter Zugriff möglich ist". Es gehe lediglich darum, monatlich die Betriebsbereitschaft der Geräte zu überprüfen. Die technischen Entwicklungen am Markt beobachte man, sagt Dose, die aber auch auf mangelnde Erfahrungswerte und die deutlich höheren Preise der smarten Rauchmelder verweist. "Vor diesem Hintergrund ist zurzeit keine Umstellung geplant", betont sie.

Wie sieht es bei der Brebau aus?

Fernwartungsfähige Geräte des Herstellers Techem hat die Brebau nach eigenen Angaben in ihren Objekten installiert. Anders als die umstrittenen smarten Modelle melden diese laut Unternehmenssprecherin Therese Rodenbeck lediglich Störungen – zum Beispiel, wenn das Gerät verdeckt wird. Auf Melder mit zusätzlichen Funktionen verzichte die Brebau, weil "die Sicherstellung der Rauchmeldefunktion im Vordergrund steht und wir keine zusätzlichen, gegebenenfalls sensiblen Daten erfassen möchten".

Lesen Sie auch

Warum wird Vonovia noch kritisiert?

Auch eine geplante Mieterhöhung sorgt für Kritik, die Vonovia für Wohnungen mit dem Multisensor Plus vornehmen will. Es geht laut Frei um einen "niedrigen einstelligen Eurobetrag". Zwar müssen Vermieter Rauchmelder kostenlos zur Verfügung stellen, aber nach Ansicht des Unternehmens handelt es sich durch die technische Verbesserung um eine Modernisierungsmaßnahme, die eine Erhöhung rechtfertigt. Das bezweifelt unter anderem der Bremer Mieterverein.

Ahlring zufolge steht demnächst in Kassel ein Gerichtsverfahren an, das Klarheit bringen könnte. Es solle sich um ein Verfahren auf "Duldung der Maßnahme handeln, da der Mieter diese 'Modernisierungsmaßnahme' abgelehnt hat". Laut Frei kann es dabei aber nicht um den Multisensor Plus gehen. "Weder wurden wir bislang verklagt, noch haben wir eine Duldungsklage ausgebracht", betont er.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)