Noch bleibt alles beim Alten, wenn sich in gut einem Monat wieder das Riesenrad auf der Bürgerweide dreht, die "Wilde Maus" zu rasanten Fahrten startet und die Bratwurst über den Tresen gereicht wird. Doch ab 2025 könnten für die Bremer Volksfeste Freimarkt, Osterwiese, und Weihnachtsmarkt deutlich höhere Standgebühren fällig werden. Laut Wirtschaftsressort könnten sich die Gebühren für die Betreiber von Karussells, Imbissbuden, Fahrgeschäften und Festzelten sogar verdoppeln. "Wir haben die Gebühren lange nicht erhöht. Während der Corona-Pandemie haben wir ganz auf eine Gebühr verzichtet", sagt Maike Frese, Staatsrätin für Wirtschaft. Genau genommen seien die Standgebühren für die Volksfeste seit 2013 nicht mehr erhöht worden – darum nun der kräftige Anstieg.
Verweis auf allgemeine Kostensteigerungen
Die Marktbehörde begründet die deutlich höheren Gebühren zudem mit allgemeinen Kostensteigerungen für Jahrmärkte. Insbesondere die Ausgaben für die Sicherheit seien merklich gestiegen. Darunter fallen etwa Sicherheits- und Sanitätsdienste, Zugangskontrollen und Absperrungen.
Gebührenstaffelung denkbar
"Mit der Gebührenerhöhung agieren wir schlicht nach Haushaltsrecht, weil wir die Gebühren kostendeckend erheben müssen", sagt Frese. Bei der Gebührenstaffelung seien Ausnahmen denkbar, etwa für Kunsthandwerker auf dem Weihnachtsmarkt. Am Ende müsse die Rechnung aber aufgehen: Laut Frese hatte Bremen bisher eine Million Euro aus anderen Bereichen zugeschossen, weil die Gebühren mehr als zehn Jahre gleichgeblieben waren. Der gleiche Betrag müsse nun über die Anhebung zusammenkommen.
Beispiel Weihnachtsmarkt 2023: Wie berichtet, lag dort die Gebühr für einen Schankbetrieb bei 57,41 pro Quadratmeter – und zwar für die gesamte Laufzeit. Bei vier Euro pro Becher Glühwein und um die drei Millionen Besucher kann man davon ausgehen, dass die Schausteller gute Geschäfte gemacht haben.
"Dass immer mal Erhöhungen angesagt sind, ist uns klar", sagt Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbands Bremen. Jedoch hätten die Schausteller zusätzlich zur Standgebühr jährlich eine Werbeumlage zu zahlen. Zuletzt habe es 2017 eine Diskussion über höhere Standgebühren gegeben. "Die hatten wir abwenden können, weil wir seitdem selber für den Reinigungsdienst aufkommen", berichtet Robrahn. Auch um das Thema Sicherheit kümmerten sich die Schausteller teilweise mit, etwa durch Crowd-Management, Security und eigene Präsenz auf dem Gelände.
"Eine Gebührenerhöhung steht an, und ich lehne sie nicht grundsätzlich ab", sagt Susanne Keuneke. "Die Frage ist nur, in welcher Höhe? Es muss verträglich bleiben", fügt die Vorsitzende der Schausteller und Marktkaufleute hinzu. Sie verweist auf weitere Kostensteigerungen: So hätten sich die Stromkosten 2023 verdoppelt und die Personalausgaben deutlich erhöht – ganz zu schweigen von den Spritkosten, die beim "reisenden Gewerbe" ebenfalls zu Buche schlagen. Die Verbandsvorsitzende will in Gesprächen mit dem Wirtschaftsressort Vorschläge machen, wie sich die Gebührenerhöhung abfedern ließe. Denkbar wäre es Keuneke zufolge, die Mülltrennung auf den Volksfesten stärker zu forcieren und über den Erhalt von Wertstoffen die Kosten für die Müllabfuhr zu senken. Der Aspekt Sicherheit sei hingegen nicht diskutierbar. "Wir wollen alles dafür tun, dass sich die Besucher auf den Volksfesten sicher fühlen", sagt Keuneke.
Schausteller mahnen Kostenaufstellung an
Ebenso sind sich Keuneke und Robrahn aber einig, dass die Gebührenerhöhung sich nicht allein mit den gestiegenen Kosten für Sicherheit begründen lasse: "Alles, was in Richtung Terrorabwehr geht, sind hoheitliche Aufgaben, also Sache des Staates", so Keuneke. Außerdem hätten die beiden Schaustellerverbände bereits 2017 eine transparente Kostenaufstellung angefragt, und diese bis jetzt nicht erhalten. "Wir sind erst gesprächsbereit, wenn uns das Wirtschaftsressort diesen Prüfbericht vorlegt", sagt Rudolf Robrahn.
Für seinen Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt mit einer Verkaufsfläche von 80 Quadratmetern hat Rudolf Robrahn bisher nach eigenen Angaben eine Standgebühr von 7.500 Euro gezahlt. Bremen sei bei den Gebühren jedenfalls noch günstiger als privat betriebene Märkte, wie etwa in Mannheim. Dennoch bleibe "nach allen Abzügen wenig übrig", sagt er. Und schließlich koste der Markt die Stadt keinen Cent, weil alle Kosten umgelegt würden. Gleichzeitig profitierten Gastronomie und Hotelbranche von den Großveranstaltungen. "Es sollte auf Volksfesten und nicht an Volksfesten Geld verdient werden", so Robrahn. Würde er als Standbetreiber die erhöhten Gebühren auf die Besucher umlegen? In den vorherigen Jahren habe er wegen allgemeiner Kostensteigerung zwangsläufig Preise erhöhen müssen. Aber: "Unser Bestreben ist es, das Vergnügen des kleinen Mannes zu bleiben."