Die Bremer Universität bekommt einen zweiten Campus. Das ist jetzt sicher. Der neue Standort wird am Domshof sein. Bremen mietet dort für 30 Jahre das Gebäude der Nord/LB und bringt in dem Haus den Fachbereich Rechtswissenschaften mit insgesamt 160 Beschäftigten und rund 1500 Studierenden unter. So steht es in einer Beschlussempfehlung für den Senat, die dem WESER-KURIER vorliegt. Am Dienstag wird darüber entschieden.
Die ersten Pläne, der Uni eine starke Präsenz in der Innenstadt zu verschaffen, richteten sich auf das ehemalige Sparkassengelände am Brill. Mit der elf Hektar großen Fläche wäre eine Größenordnung erreicht worden, die Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) als Ziel ausgegeben hatte. Er sprach vor zwei Jahren von bis zu 8000 Studierenden, die in die City geholt werden sollen. Bovenschulte nannte das eine "historische Chance“ und forderte, das Projekt nicht zu klein zu denken.
Die Lösung am Domshof klammert zum Beispiel den Bau eines großen Hörsaals aus, der für die angehenden Juristinnen und Juristen in der Nähe ihres neuen Domizils benötigt wird. Es gibt dafür aber bereits einen Prüfauftrag. Auch soll untersucht werden, ob sich in der Innenstadt weitere Orte für wissenschaftliche Einrichtungen anbieten und studentisches Wohnen und Arbeiten möglich sind. Der Senat verspricht sich davon neben einer Belebung für Bremens Mitte eine andere Rolle der Universität: "Mit einem zusätzlichen Standort sollen Lehre und Forschung für Bürgerinnen und Bürger sichtbar gemacht werden", heißt es in der Vorlage. Das eröffne die Möglichkeit zum Kontakt und Austausch mit der Stadtgesellschaft.
Der Universität werden in dem Landesbankgebäude 18.150 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Tatsächlich genutzt werden können davon 13.460 Quadratmeter. In dieser Fläche ist die spätere Mensa enthalten, die jetzt von den Bankern als Kantine genutzt wird, und die Kassenhalle im Erdgeschoss. Als Mietzins hat die Stadt mit der Nord/LB 14,65 Euro pro Quadratmeter vereinbart. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 30 Jahren. Sollte die Landesbank das Gebäude eines Tages abgeben wollen, hätte Bremen ein Vorkaufsrecht. Das Mietverhältnis beginnt im vierten Quartal 2024.
Der sieben Jahre alte Backsteinbau am Domshof ist aus Sicht des Senats geradezu prädestiniert für die Universität. Er sei in jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand und so strukturiert, dass keine grundlegenden Umbauten erforderlich würden. Auch die technische Infrastruktur, insbesondere das Datennetz, könne ohne weitere Anpassungen übernommen werden. Die hohe Energieeffizienz lasse gut kalkulierbare und niedrige Betriebskosten erwarten.
Dass es die Rechtswissenschaften sein werden, die vom Campus in Horn-Lehe in die Innenstadt ziehen, deutete sich früh an. Der Fachbereich lässt sich relativ bündig in dem Landesbankgebäude unterbringen. Außerdem besitzt er an der Universität nach Einschätzung der Wissenschaftsbehörde eine "weitgehende Alleinstellung". Es gebe vergleichsweise wenig Überschneidungen mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen. An dem neuen Lern- und Lehrort seien dagegen Synergien zu erwarten: Kurze Wege zur Arbeitnehmerkammer, der Verbraucherzentrale oder dem Mieterbund, mit denen bereits kooperiert werde. Und die Nähe zu Gerichten und Anwaltskanzleien.
Durch den Umzug werden auf dem Campus im Technologiepark in Horn-Lehe Flächen im Umfang von rund 10.500 Quadratmetern frei. Genutzt werden sollen sie laut Senatsvorlage künftig von den Gesundheitswissenschaften. Das wiederum erlaube die Aufgabe von Flächen in der Grazer Straße im Technologiepark. Eine gute Gelegenheit, meint der Senat, zumal der Mietvertrag dort bald auslaufe und die Liegenschaft einen erheblichen Sanierungsbedarf habe. Die Universität spare dadurch pro Jahr 835.000 Euro – Geld, das für die Anmietung am Domshof eingesetzt werden könne.
Ausreichen werden diese Mittel nicht. Die Nettokaltmiete für das Landesbankgebäude beträgt knapp 2,8 Millionen Euro. Hinzu kommen Betriebs- und Nebenkosten von gut 1,3 Millionen Euro. Eine Summe im Ganzen, die das Wissenschaftsbudget sprengt. Das wird in der Senatsvorlage freimütig eingeräumt. Die Konsequenz: Es müsse in dem Bereich an anderer Stelle gespart werden. Das Ressort solle Vorschläge machen – entweder so, dass es andere Prioritäten setzt, oder mit einer globalen Kürzung der Ausgaben.