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Corona-Auffrischungen Bremer Wirtschaft bietet erneut Hilfe beim Impfen an

Wenn alle volljährigen Zweifach-Geimpften umgehend eine Auffrischung (Booster) erhalten können, droht ein Ansturm auf Impfstellen und Arztpraxen. Bremer Firmen wollen wieder helfen - wie zu Beginn des Jahres.
18.11.2021, 05:00 Uhr
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Bremer Wirtschaft bietet erneut Hilfe beim Impfen an
Von Joerg Helge Wagner

An den kleineren Impfzentren, die in Bremen das abgebaute Impfzentrum auf der Bürgerweide ersetzen sollen, ist es in den vergangenen Tagen zu längeren Wartezeiten gekommen – auch für Impfwillige, die extra einen Termin online über die Internet-Seite der Gesundheitssenatorin gebucht hatten. Vor dem Hintergrund, dass die Ständige Impfkommission bald Auffrischungsimpfungen (Booster) für alle Erwachsenen empfehlen könnte, werden aus der Bremer Wirtschaft Rufe laut, wieder ein großes zentrales Impfzentrum einzurichten – verbunden mit einem Angebot.

„Wir stehen bereit, den Senat dabei aktiv zu unterstützen“, sagt Holger Römer, Sprecher des Konzerns Zech Group. Die Lockerung der Kriterien für die Booster-Impfung begrüße das Unternehmen ausdrücklich: „Wir wollen helfen, möglichst alle ab 18 Jahren zu impfen. Das sollte man nicht durch Altersgrenzen verkomplizieren.“ Darüber sei der Vorstandsvorsitzende Kurt Zech bereits im Gespräch mit Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke).

Zech könnte schnellstmöglich unterstützen

Auch der Dialog mit anderen Unternehmen, insbesondere aus der Veranstaltungsbranche, laufe schon, sagt Römer. Das bestätigt Christian Seidenstücker, Vorstand der Event-Agentur Joke. Sie hatte zu Beginn des Jahres im Rahmen der Wirtschaftsinitiative „Bremen impft“ die Aufgaben im Callcenter zur Vergabe der Impftermine übernommen und stellt auch die Software zur Verfügung. „Wir nehmen dafür keine Lizenzgebühr“, betont Seidenstücker. Man wolle die bestehenden Impfstellen auch nicht überflüssig machen, sondern ergänzen: „Ziel ist es, die Impfkapazitäten zu verdoppeln.“ Offen ist bislang, wo das neue Impfzentrum stehen soll. „Als großer, zentraler Ort bieten die Messegebäude einen echten Vorteil“, wirbt Römer für einen Neustart an der Bürgerweide – sofern sie frei sind.

Im Gesundheitsressort geht man aktuell davon aus, dass rund 100.000 Personen eine Booster-Impfung erhalten können – wenn man den Abstand von sechs Monaten zur Zweitimpfung einrechnet. „Bis Ende des Jahres werden rund 250.000 Personen im Land Bremen eine Berechtigung erlangt haben“, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Mehr als 51.000 Auffrischungsimpfungen seien bislang verabreicht worden. „Eine Zahl der pro Tag durchzuführenden Impfungen ist schwer zu ermitteln“, erklärt Fuhrmann, da die Zahlen aus dem niedergelassenen Bereich schwankten. Der Impfstoff sei kein Problem: „Den gibt es problemlos in allen Mengen zu bestellen.“

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Andrang bei den drei Bremer Impfstellen herrscht bereits vor einer Lockerung der Booster-Kriterien. In Oslebshausen seien am Dienstag rund 50 Menschen in der Warteschlange vor ihm gewesen, obwohl er einen Termin hatte, berichtet ein Betroffener. Er habe verzichtet, weil er nicht eine Stunde in der Kälte stehen wollte. Von den Johannitern, welche die Impfstelle betreiben, wird das Problem bestätigt. Die Impfstelle sei nicht mit den Messehallen zu vergleichen, weil keine großzügigen Wartebereiche eingerichtet werden können.

In der neuen Impfstelle Weserpark wurden am Dienstag 251 Impfungen durchgeführt. „Wir hatten vier Impfstraßen in Betrieb und waren damit voll ausgelastet“, sagt Lübbo Roewer vom DRK, das diese Impfstelle betreibt. „Es kam zu Wartezeiten von bis zu einer Stunde für Gäste, die ohne Anmeldung kamen.“ Im Sander-Center in Oslebshausen wurde die Anzahl der täglichen Impfungen von 400 auf 300 Termine reduziert. Das DRK unterstützt dort vorübergehend mit einem Impfbus, in dem man sich ohne Termin immunisieren lassen kann. In der kommenden Woche eröffnen die Johanniter eine weitere Impfstelle zusammen mit dem ASB in der ehemaligen Swb-Filiale am Wall/Ecke Sögestraße. Für Anfang Dezember kündigt das Gesundheitsressort eine fünfte Impfstelle im Bremer Süden an.

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Mit einem Ansturm nach der Lockerung der Impfkriterien rechnen auch die Arztpraxen. „In den letzten Wochen waren drei von vier Impfungen Booster-Impfungen“, sagt Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB). Die Herausforderung für die Praxen bestehe darin, die Termine für die Impfungen zu koordinieren, für Verständnis zu werben und gleichzeitig die Versorgung kranker Menschen zu gewährleisten.

KVHB: Telefonleitungen von besorgten Zweifach-Geimpften belegt

Die KVHB appelliert eindringlich, von reinen Informationsanrufen oder spontanen Besuchen in Arztpraxen abzusehen. Ähnlich äußert sich der Hausärzteverband, in dem 270 niedergelassene Mediziner organisiert sind. „Wir versuchen sehr darauf zu achten, dass es nicht zu einer Unterversorgung von anderen Erkrankungen kommt“, betont der Vorsitzende Hans-Michael Mühlenfeld. Allerdings seien die Telefonleitungen häufig „von besorgten Zweifach-Geimpften blockiert“ und „andere Kranke“ kämen nicht durch.

Mühlenfeld bewertet die Impfstellen im Grunde positiv, da sie die Arztpraxen entlasten können. „Viel mehr Kapazitäten haben wir nämlich nicht.“ Deshalb empfiehlt er längere Öffnungszeiten, etwa am Abend und auch sonntags.

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