- Wie oft finden Autorennen statt?
- Gab es im Raum Bremen schon Verletzte?
- Wo finden häufig illegale Rennen statt?
- Welche Strafen drohen?
- Wer darf schnelle Sportwagen mieten?
In Bremen kommt es immer wieder zu illegalen Autorennen. Wie gefährlich das werden kann, zeigte sich am Pfingstsonnabend: An einer belebten Kreuzung in Hemelingen rutschte ein 59-jähriger Ferrari-Fahrer in den Gegenverkehr, eine Unbeteiligte wurde verletzt. „Es ist nur Zufall, dass nicht mehr passiert ist“, sagt Polizeisprecherin Franka Haedke. Einerseits seien zur Zeit des Unfalls viele Fußgänger unterwegs gewesen. Andererseits fuhr die Frau, in deren Auto der Ferrari fuhr, ein Cabrio. "Sie war dort ohne Dach weniger geschützt, auch sie hätte viel stärker verletzt werden können." Fassungslos zeigt sich Hemelingens Ortsamtsleiter Jörn Hermening: „Das hätte auch anders ausgehen können, nämlich mit Toten.“ Das Rennen fand unmittelbar neben dem Einkaufszentrum Hansa-Carré statt, in der Nähe ist auch ein Spielplatz. Bei einem zweiten Rennen lieferten sich elf Personen mit sechs Luxuswagen ein Rennen in der Überseestadt. Am Steuer saßen auch ein 19-Jähriger und ein 20-Jähriger. Alle Autos waren Mietwagen, laut Polizei von einer Hamburger Verleiher.
Wie oft finden Autorennen statt?
2021 gab es in Bremen 41 Anzeigen wegen illegalen Rennen. Für 2022 konnte die Polizei am Dienstag kurzfristig keine Fallzahl nennen. Bundesweit hat sich die Zahl der erfassten Autorennen von 2019 bis 2021 mehr als verdoppelt. Besonders in Nordrhein-Westfalen und Berlin stieg die Zahl massiv an.
Gab es im Raum Bremen schon Verletzte?
Ja, schon mehrfach. Zuletzt wurden im September bei einem Unfall auf der A1 von Hamburg nach Bremen neun Menschen teils schwer verletzt. Der Unfall wurde laut Polizei mutmaßlich durch ein Autorennen verursacht. 2020 wurde eine Unbeteiligte bei einem Rennen auf der A1 bei Arsten verletzt. Tote gab es in und um Bremen bisher nicht – anders als zum Beispiel in der Nähe von Hannover, wo 2022 zwei Kinder durch ein Rennen ums Leben kamen. Einer der Raser war in das Auto einer Familie hineingefahren.
Wo finden häufig illegale Rennen statt?
Beliebt sind oft lange gerade Straßen in der Innenstadt. Hauptorte sind laut Polizeisprecherin Haedke die Schlachte, die Martinistraße, die Bürgermeister-Smidt-Straße, Teile der Neustadt und des Viertels sowie einzelne Bereiche in Osterholz. Auch auf dem Kommodore-Johnson-Boulevard in der Überseestadt werde häufiger gerast. Kerstin Eckardt ist Mitglied im Beirat Walle und wohnt in der Nähe dieses Boulevards. Sie schildert, dass hier bei Sommerwetter regelmäßig aufheulende Motoren zu hören seien. „Man steht dann senkrecht im Bett“, sagt sie. Eckardt informierte dazu auch die Polizei. „Das hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt“, sagt sie. „Am Wochenende hört man die Autoposer hier jeden Abend.“
Welche Strafen drohen?
Seit 2017 gelten Autorennen als Straftat und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit. Seitdem drohen entweder Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren. Werden Menschen getötet oder schwer verletzt, drohen bis zu zehn Jahre Haft. Nachdem 2016 in Berlin ein Unbeteiligter starb, weil sich zwei Männer auf dem Ku’damm ein Rennen lieferten, wurde einer der Fahrer vor Gericht wegen Mordes verurteilt.
„Wir ziehen die Führerscheine ein, Autos und Schlüssel werden beschlagnahmt“, so Franka Haedke von der Bremer Polizei. Im Fall des Rennens am Wochenende in Hemelingen werde zudem gegen einen Fahrer wegen Unfallflucht ermittelt. Die Kontrollgruppe Raser und Autoposer sei in dieser Saison nicht im Einsatz, so die Sprecherin. Das Personal dieser Sondereinheit müsse anderweitig eingesetzt werden. Die Polizei sei aber mit dem gesamten Einsatzdienst an Orten der Szene präsent, unterstützt von Experten der Verkehrsüberwachung.
Wer darf schnelle Sportwagen mieten?
Autoverleiher schränken zum Teil ein, wer PS-starke Wagen mieten darf. Bei Sixt gilt für verschiedene Fahrzeuggruppen ein unterschiedliches Mindestalter. Ein VW Golf könne von einem 18-Jährigen gemietet werden, sagt Adonis Mahmotaj von der Sixt-Zentrale. Hoch motorisierte Sportwagen wie ein BMW M8 Coupé bekomme nur, wer älter als 25 sei und seit mindestens drei Jahren den Führerschein besitze.
Der Verleiher Prime Cars Oldenburg, der auf Luxus-Sportwagen spezialisiert ist, verleiht Ferraris oder Porsches auch an 18-Jährige, sagt Omar Ahmad, Eigentümer des Verleihs. „Aber wir verlangen eine Kaution von 7500 Euro, die hat auch nicht jeder 18-Jährige.“ Kunden, die als Raser bekannt seien, würden abgelehnt, sagt Ahmad. „Außerdem überwachen wir die Fahrzeuge per GPS und bekommen bei überhöhter Geschwindigkeit eine Mitteilung.“ Dann fordere der Verleiher den Wagen zurück: „Wir können das Fahrzeug sogar aus der Ferne stilllegen und arbeiten eng mit der Polizei zusammen.“