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Nach Wegfall vieler Auflagen Welche Corona-Schutzmaßnahmen Geschäfte in Bremen beibehalten wollen

Bis auf wenige Ausnahmen gibt es kaum noch verpflichtende Corona-Schutzmaßnahmen: Was Geschäfte, Ämter und Gastronomie dennoch beibehalten wollen. Warum ein Bremer Arzt Hygiene-Unterricht an Schulen fordert.
01.02.2023, 19:24 Uhr
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Welche Corona-Schutzmaßnahmen Geschäfte in Bremen beibehalten wollen
Von Sabine Doll

Fast drei Jahre nach Pandemiebeginn findet der große Corona-Kehraus statt: Die sichtbaren Zeichen der Pandemie verschwinden weitestgehend aus dem öffentlichen Leben, zumindest gibt es keine Verordnungen mehr, die besondere Schutzmaßnahmen wie Maske, Hygienekonzepte oder Abstandsgebote vorschreiben. Ausnahmen gelten für medizinische Bereiche.

Der Bremer Krankenhaushygieniker Martin Eikenberg fordert, die positiven Lehren aus der Pandemie zum Schutz vor Infektionskrankheiten jetzt nicht verpuffen zu lassen – sondern im Gegenteil eine Hygiene-Offensive zu starten, damit diese nicht in Vergessenheit gerieten. "Indem etwa an Orten, wo viele Menschen zusammenkommen, die in der Pandemie angebrachten Desinfektionsspender erhalten und mit Schildern explizit auf Händehygiene hingewiesen wird", sagt der Leiter des Instituts für Allgemeine Hygiene, Krankenhaushygiene und Umwelthygiene des Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno).

Dies seien beispielsweise Ämter, Supermärkte, Bibliotheken, Restaurants oder auch Betriebe. Die effektivste Maßnahme sei sorgfältiges Händewaschen, aber nicht immer gebe es dafür die Möglichkeit. "Die sichtbare Botschaft muss sein: Mit einfachen Hygienemaßnahmen lassen sich Infektionskrankheiten verhindern." Neben Erkältung und Influenza, die per Tröpfchen übertragen würden, seien dies Durchfallerkrankungen, deren Erreger etwa von Hand zu Hand weitergetragen würden. An vielen Stellen seien Desinfektionsspender bereits verschwunden ebenso wie Schilder mit Empfehlungen zu Abstand, Nies- und Hustenetikette oder Händehygiene. "Die Hinweise schaden aber ja niemandem", so Eikenberg.

Wie Verkehrserziehung sollte Alltagshygiene zwingend auch Bestandteil des Schulunterrichts werden, fordert der Experte. "Es geht um Basiswissen, wie die allgemeine Gesundheit in der Bevölkerung gefördert werden kann." Seit vielen Jahre werbe er bundesweit mit Kolleginnen und Kollegen dafür, bislang jedoch auch in Bremen ohne Erfolg. "Ich stehe gerne mit Rat und Tat bereit." Infektionskrankheiten hätten auch eine volkswirtschaftliche Dimension: Laut Studien aus der Zeit vor Corona verursacht etwa die saisonale Influenza in Deutschland Kosten in Milliardenhöhe.

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Aus Sicht des Gesundheitsressorts sei es sinnvoll, das Thema Alltagshygiene in den schulischen Bereich zu tragen. "Ein Ansatz sind die Gesundheitskräfte in den Schulen", sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. "Und es wäre sicher auch sinnvoll, dies im Unterricht zum Thema zu machen."

Wie halten es Einzelhandel, Behörden oder Gastronomie nach dem Wegfall der Verordnungen mit Schutz- und Hygienemaßnahmen – für Kunden und Mitarbeiter? Wie viele andere Geschäfte hat auch das Lestra Kaufhaus Scheiben an den Kassen montieren lassen, um ihre Beschäftigten dort besonders zu schützen. "Diese fest installierten Vorrichtungen behalten wir bei", sagt Geschäftsleiter Jörg Hasler. "Dies gelte auch für die Spender mit Desinfektionsmitteln, die nach wie vor gut von Kundinnen und Kunden genutzt würden.

Reger Betrieb herrscht an den Werktagen in der Geschäftsstelle der AOK Bremen/Bremerhaven an der Bürgermeister-Smidt-Straße: "Auch wir werden die Schutzscheiben an den Beratungsplätzen und  Desinfektionsspender beibehalten. An die Kunden gibt es zudem die Empfehlung, eine Maske zu tragen", sagt AOK-Sprecher Jörn Hons. Auch bei Peek & Cloppenburg in der Obernstraße würden die Spender zur Händedesinfektion weiterhin an den Eingängen stehen bleiben, sagt die Leiterin der Bremer Filiale, Kristina Steinmüller. Die Kundinnen und Kunden bewerteten diese Möglichkeit als positiv.

"Hygiene ist unser Beruf, das ist Alltag", sagt Stefan Hagens, Inhaber des Friseurunternehmens Hairliner's. "Allerdings sind wir auch froh, dass die Maskenpflicht beendet ist. Weil damit die täglichen Diskussionen wegfallen. Nichtsdestotrotz tragen wir auch dann eine Maske, wenn uns Kunden darum bitten oder man sich selbst schützen will. Zum Beispiel, wenn Kunden erkältet sind." Zum Angebot gehöre auch weiterhin ein Händehygiene-Paket: Dafür stünden Waschbecken und Desinfektionsmittel bereit.

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"Für die Gastronomie gab es ja schon seit Längerem keine besonderen Regeln mehr, nachdem die Maskenpflicht in Innenräumen oder die G-Regeln gefallen sind. Besonders belastend waren zudem die Diskussionen, die wir über die Verordnungen führen mussten", sagt auch Oliver Trey, Vorsitzender der Bremer Gastro-Gemeinschaft. "Trotz des aktuellen Wegfalls der Isolationspflicht empfehlen wir weiterhin, dass infizierte Beschäftigte zu Hause zu bleiben. Ebenso wie intensivierte Hygienemaßnahmen, zu denen neben Möglichkeiten zur Händedesinfektion die Desinfektion der Tische gehört. Das ist aber nicht neu für uns, sondern gehört zum Standard in der Gastronomie."

Auch die Ämter mit und ohne Kundenverkehr können nach dem Wegfall der Basis-Verordnung und Hygienekonzepten Desinfektionsspender für Beschäftigte und Kunden bereitstellen, sagt die Sprecherin des Finanzressorts, Ramona Schlee. "Das entscheiden die Behörden und Dienststellen in Eigenregie."

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