Wenn in Bremen über Drogenprobleme diskutiert wird, geht es fast immer um die sich ausbreitende Crack-Szene. Das ist gut und richtig, schließlich will niemand die Verwahrlosung des Hauptbahnhofs und anderer Orte hinnehmen. Dabei kann allerdings schnell in Vergessenheit geraten, dass Suchterkrankungen ein gesamtgesellschaftliches Problem sind. In Bremen gibt es im Verhältnis zur Einwohnerzahl deutlich mehr Alkoholabhängige als im Bundesschnitt. Auch das sollte die Stadt umtreiben.
Die Crack-Szene überstrahlt aber nicht nur andere Suchtprobleme. Durch sie wird auch das Stigma, mit Drogensüchtigen zu arbeiten, umso größer. Und Sozialarbeiter sind heiß begehrt, die Arbeitgeber überbieten sich regelrecht mit verlockenden Angeboten. Deshalb bekommt die Suchthilfe zunehmend Probleme, die Generation der "Baby-Boomer" adäquat zu ersetzen. Wir täten deshalb gut daran, der Suchthilfe mehr Wertschätzung entgegenzubringen und sie nicht auf ihre Arbeit mit Crack-Süchtigen zu reduzieren.