Schöne Grüße nach Berlin! Dort ist der 8. März erstmals Feiertag. Wir erinnern uns: Im nicht weniger säkular geprägten Bremen hat man sich für den Reformationstag als weiteres Datum entschieden, das nicht nur arbeitsfrei, sondern vor allem einem bestimmten Thema gewidmet ist.
Schade eigentlich. Denn nach wie vor ist der Internationale Tag der Frau als Symbol wichtig, weil er die Chance bietet, auf ein relevantes Thema punktgenau aufmerksam zu machen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger können all diese Tage, denen ein Zusatztitel beigegeben ist. Auch am 8. März geht es nicht darum, dass Frauen einen Tag lang beispielsweise in der Redaktion des WESER-KURIER das Sagen haben und dann auf einmal völlig andere Themen in der Zeitung stehen als sonst. Und am 9. März ist wieder alles so wie immer.
Es geht um den Fingerzeig, der mit diesem Datum verbunden ist, um eine Bestandsaufnahme. Wie viele Frauen entscheiden mit, warum ist das in einigen Redaktionen selbstverständlicher als in anderen? Warum finden es Frauen unangenehm, sich zu exponieren? Weitergehend: Warum sind weibliche Führungsrunden auch gesamtgesellschaftlich immer noch ungewöhnlich?
Sich über Inhalte der Berichterstattung bewusst werden
Und, ja, es geht auch darum, sich bewusst zu werden über Inhalte der Berichterstattung. Solange der Umstand, dass eine Frau die erste Intendantin bei Radio Bremen oder die erste weibliche Spitze der Handelskammer ist, noch ein Anlass für eine Meldung ist, solange sind spezielle Tage und Aktionen notwendig, um auf die strukturelle Benachteiligung von Frauen aufmerksam zu machen. Das Wort „endlich“, das in diesen Nachrichten mitschwingt, muss genauso verschwinden wie die Fotos von leicht bekleideten Frauen in der Werbung. Weil sie Objekte, aber keine Subjekte zeigen.
Der 8. März feiert die Frau als Subjekt. Und er ist ein Angebot an die Männer. Denn der weibliche Blick bedeutet ja nichts anderes als einen Perspektivwechsel, und auch Männer können Feministen sein. Gleichzeitig ist der 8. März zudem ein Appell an Frauen. Es reicht nicht, auf die Politik zu zeigen. Auch wenn die dafür sorgt, dass Familie und Beruf besser zu vereinbaren sind, bricht nicht sofort die Gleichberechtigung aus. Frauen stehen sich gerne selbst im Weg und bleiben in der zweiten Reihe, anstatt um Führungspositionen zu kämpfen. Weil man sich an der Spitze auch mal unbeliebt machen muss. Auch hier gilt es, Weiblichkeits-Klischees zu begraben. Endlich.