Das erste Auszubildendenwohnheim auf dem Gebiet der Stadt Bremen wird voraussichtlich im September seinen Betrieb aufnehmen. Die Bauarbeiten in Osterholz sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass der Start zum kommenden Ausbildungsjahr realistisch erscheint. Diesen Sachstand hat Arbeitssenatorin Claudia Schilling (SPD) am Dienstag der Arbeitsdeputation berichtet.
Die Anlage auf dem Gelände des Ellener Hofs ist mit Gesamtkosten von 8,9 Millionen Euro kalkuliert, ein gutes Viertel schießt der Senat zu. Als Bauträger und Betreiber fungiert die Stiftung Maribondo da Floresta. Bei Fertigstellung soll der Komplex 66 Auszubildenden Platz bieten – teils in Einzelappartements, teils in Zweier-WGs. Die Azubis zahlen dafür jeweils 350 Euro pro Monat inklusive Nebenkosten.
Nach Ansicht des SPD-Arbeitsdeputierten Falk Wagner, der auch Landesvorsitzender seiner Partei ist, entspricht das neue Angebot den gewandelten Lebensrealitäten heutiger Schulabgänger. "Die meisten Azubis sind nicht mehr 15 und möchten auch nicht mehr bei Mama wohnen. Sie sind in der Regel volljährig und wollen auf eigenen Beinen stehen", sagt Wagner. So wie die öffentliche Hand schon vor Jahrzehnten mit dem Bau von Studentenwohnheimen begonnen habe, müssten auch für junge Erwachsene in der Berufsausbildung entsprechende Wohnangebote geschaffen werden. Deshalb könne die bald fertiggestellte Anlage in Osterholz auch nur eine erste Etappe darstellen. Analog zum Studierendenwerk, das diverse Wohnheime für angehende Akademiker betreibt, brauche es ein Azubi-Werk, das in Bremen und Bremerhaven ein Netzwerk entsprechender Einrichtungen schafft.
Im Arbeitsressort geht man davon aus, dass die Nachfrage nach den ersten Plätzen in einem Bremer Azubi-Wohnheim das Angebot übersteigen wird. Über die Vergabe werden Maribondo da Floresta und das Haus von Senatorin Schilling gemeinsam entscheiden, und zwar auf der Grundlage eines "gewichteten Losverfahrens", das Bewerbern in aktuell prekären Wohnverhältnissen oder mit schwierigem familiären Hintergrund etwas größere Chancen einräumt. 53 der 66 Plätze sollen direkt auf diesem Weg vergeben werden. Für die restlichen Plätze können Betriebe gegen einen monatlichen Beitrag von 100 Euro Belegrechte für ihr Unternehmen erwerben.
Bestandteil des Wohnheimkonzepts ist auch eine sozialpädagogische Betreuung der Bewohner. So soll dem Abbruch von Berufsausbildungen vorgebeugt werden. Es gehe darum, "den jungen Menschen während der Ausbildung in allen Lebensbereichen Unterstützung" anzubieten, wie es in einem Papier für die Arbeitsdeputation heißt. Dazu zähle die Kompetenzvermittlung beim Regeln finanzieller Angelegenheiten und der Selbstversorgung. Eingebunden ist auch das Projekt "Bleib dran" der Arbeitnehmerkammer. Es kann schon jetzt eingeschaltet werden, wenn der Abbruch einer Ausbildung droht.