Die Bremer Heimstiftung ist mit dem Modellquartier Ellener Hof angetreten zu zeigen, dass nachhaltiges Bauen und alternative Wohnformen eine Alternative zum konventionellen, auf maximale Rendite abzielendes Bauen sein kann. Ein zu ambitioniertes Vorhaben? So ist der Stand.
Vielfalt statt Monotonie
Nicht die üblichen Investoren der Bremer Baubranche kamen auf dem knapp zehn Hektar großen Gelände einer ehemaligen Jugenderziehungsanstalt zum Zuge, sondern private Baugruppen, soziale Träger und eine Hindugemeinde aus Bremen. Statt Architektur von der Stange aus Kuben und Betonklötzen, soll die Architektur auf dem Ellener Hof auch die Vielfältigkeit der Bewohner und Nutzerinnen widerspiegeln.
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Das älteste Gebäude des Geländes ist die sogenannte Holzbude: ein Studierendenwohnheim mit 66 Wohnungen auf sieben Etagen für angehende Akademiker. "Es gibt ein reges Interesse an den Appartements, obwohl wir die Vergabe gar nicht machen", sagt Sabine Schöbel vom Stadtleben Ellener Hof. Sie organisiert das Leben auf dem Gelände, kennt jeden einzelnen Einwohner. Die Holzbude wird allerdings vom Studierendenwerk Bremen belegt.
Bisher 240 Wohnungen fertiggestellt
Auf dem Gelände sind seit Baubeginn 2019 mehr als 240 Wohnungen fertiggestellt worden. Zuletzt auf einem Grundstück, das die Gewoba bebaut hat. Ab August sollen dort die nächsten Bewohner einziehen. Insgesamt in 40 Wohnungen, die alle sozial gefördert sind. Schöbel geht davon aus, dass auch mehr Familien mit Kindern auf das Gelände ziehen. "Der Ellener Hof wird sich verjüngen", ist sie sich mit Blick auf das Gebäude sicher.

Sabine Schöbel vor dem ”Gut's Haus”. Sie organisiert das Leben auf dem Ellener Hof.
An anderer Stelle plant die Brebau mit einem Neubau, auch dort sollen geförderte Wohnungen entstehen. Verjüngt wird das Quartier auch voraussichtlich im kommenden Jahr, denn dann soll Bremens erstes Auszubildendenwohnheim fertig werden. Noch sind davon allerdings nur das Bauschild und die Fahrstuhlschächte zu sehen.
Für Bauherren ist der Ellener Hof auch deswegen interessant, weil die Grundstücke in Erbpacht vergeben werden. Das bedeutet, dass die jeweiligen Bauherren einen jährlichen Erbpachtzins an die Bremer Heimstiftung zahlen. So entfällt also der Kaufpreis für das Grundstück. Das macht das Bauen insgesamt günstiger. Allerdings: Die gestiegenen Baukosten haben so manches Vorhaben gebremst und einige Bauherren ganz abgeschreckt. "Einige Erbpachtverträge für die Reihenhäuser mussten wir zurück abwickeln", sagt Schöbel. Statt privater Bauherren wird dort nun ein Bremer Unternehmen einen Teil der Reihenhäuser bauen und im Anschluss verkaufen.
Probleme hatten auch einige Baugemeinschaften, das sind Zusammenschlüsse von privaten Bauherren, die gemeinsam ein Wohngebäude bauen. Steigende Baukosten sprengten den Finanzierungsrahmen, Mitglieder mussten Geld nachschießen, neue Kredite mussten aufgenommen werden.
Holz statt Beton

Der farbenprächtige Hindu Tempel ist ein Hingucker auf dem Gelände des Ellener Hofs.
Die erste Baugemeinschaft hat aber inzwischen ihr Haus bezogen. "Gut's Haus" heißt es, und wie alle Neubauten auf dem Gelände ziert eine Holzfassade das Gebäude. Holzhybridbauweise nennt sich die Architektur. Sie verspricht eine bessere CO2-Bilanz als das konventionelle Bauen.
Ganz ohne Beton geht es aber auch auf dem Ellener Hof nicht. Die Sohle, die Fahrstuhlschächte und häufig auch die Treppenhäuser sind aus Beton. Nicht nur für Bremen ist die Holzbauweise in dieser Dimension neu. "Es kommen regelmäßig Fachleute zu Besuch", sagt Schöbel. "Es ist ein Vorzeigeprojekt in Norddeutschland für das nachhaltige Bauen."
Besonders die Reihenhäuser, angelehnt an die Architektur der bekannten Bremer Reihenhäuser, ziehen mit ihrer Gestaltung den Blick auf sich. Sie unterscheiden sich architektonisch voneinander, sind sich aber doch ähnlich.
Mehr als Wohnen
Der Ellener Hof ist auch mit dem Versprechen angetreten, ein lebendiges Quartier zu sein. Die Heimstiftung möchte dies unter anderem mit einem Mix aus Wohnen und sozialen Einrichtungen erreichen. Am Eingang des Quartiers nutzt die Krankenkasse AOK ein Gebäude, dort untergebracht sind auch eine Frauenarztpraxis, eine Kinderarztpraxis und ein Hebammenzentrum. Im hinteren Teil des Geländes hat die Stiftung Maribondo ein Gästehaus mit Café gebaut. Zuletzt hat die Stiftung auch "Dat nee Haus" übernommen. "Unten ist die Pflegeschule untergebracht, weil mehr Plätze benötigt werden", erklärt Schöbel.

Anwohnerin Antje erntet rote Kartoffeln im Garten des Stadtlebens.
Gegenüber das wohl auffälligste Gebäude: ein Hindutempel. Daneben eines der Projekte auf dem Gelände, die die Menschen zusammenbringen sollen: ein Gemeinschaftsgarten, an dem sich die Bewohner des Ellener Hofes, aber auch die Menschen aus den umliegenden Quartieren beteiligen können. Kartoffeln werden an diesem Tag geerntet.
Aber ist es ein Dorf in der Stadt, wie es vor Jahren mal angekündigt worden war? "Das sehe ich schon so", sagt Schöbel. "Wir legen schon wert drauf, dass man zusammen etwas macht, und wir haben mit der Kulturaula, dem Garten und dem Nachbarschaftstreff von Maribondo Möglichkeiten dazu."