- Was sind Trauma-Ambulanzen – und wie viele gibt es in Bremen?
- Wie viele Menschen wenden sich an eine Trauma-Ambulanz?
- Was ist der Grund für den Anstieg?
- Was haben die Menschen erlebt?
- Wie wird ihnen geholfen?
- Reichen die Kapazitäten aus?
Albträume, Niedergeschlagenheit, Ängste, Schlafstörungen, Unruhe und Bilder, die immer wiederkehren: Menschen, die körperliche oder psychische Gewalt erlebt haben oder diese als Zeugen mitansehen mussten, leiden häufig unter solchen Symptomen. Hält dieser Zustand an, können sich daraus Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen entwickeln. In Trauma-Ambulanzen können die Betroffenen – Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche – schnelle psychotherapeutische Unterstützung bekommen. Die Nachfrage steigt.
Was sind Trauma-Ambulanzen – und wie viele gibt es in Bremen?
„Das Besondere an Trauma-Ambulanzen ist, dass die Menschen zeitnah Gespräche bekommen, in der Regel innerhalb der ersten zwei Wochen, nachdem sie sich gemeldet haben“, sagt Katrin Rautenberg vom Ameos Klinikum Bremen, an dem eine der Trauma-Ambulanzen für Erwachsene angesiedelt ist. In einer Psychotherapiepraxis beträgt die Wartezeit dagegen oftmals viele Wochen oder sogar Monate.
Die Anlaufstellen sind in den regulären Betrieb der Kliniken und Praxen integriert. In der Stadt Bremen gibt es laut dem Amt für Integration und Versorgung zwei Trauma-Ambulanzen für Erwachsene: am Ameos Klinikum sowie am Klinikum Bremen-Ost. Anlaufstellen für Kinder sind ebenfalls das Klinikum Ost sowie die sozialpsychiatrische Kinder- und Jugendpraxis von Carsten Edert, Andreas Hahn und Partner. In Bremerhaven können sich Betroffene an das Klinikum Reinkenheide (Erwachsene) und die Ambulanten Hilfen (Kinder und Jugendliche) wenden, wie die Behördenliste zeigt.
Wie viele Menschen wenden sich an eine Trauma-Ambulanz?
„Es gibt auch in Bremen eine steigende Tendenz“, teilt Nina Willborn, Sprecherin des Sozialressorts, mit. In diesem Jahr seien bis Mitte Oktober 35 Erwachsene in den Trauma-Ambulanzen versorgt worden. In den Vorjahren waren es laut Willborn jeweils 27, 25 und 23 Betroffene. Seit 2021 haben Gewaltopfer und Zeugen von Gewalttaten bundesweit einen gesetzlicher Anspruch auf Leistungen in Trauma-Ambulanzen, das Angebot ist kostenlos. Auch bei Kindern und Jugendlichen zeichnet sich seitdem eine steigende Tendenz ab: Bis Mitte Oktober seien zehn, in den jeweiligen Vorjahren zehn, elf und vier junge Betroffene psychotherapeutisch unterstützt worden.
Was ist der Grund für den Anstieg?
Die Sozialbehörde führt die Zunahme unter anderem darauf zurück, dass der Kreis der antragsberechtigten Personen seit Januar insbesondere um Opfer psychischer Gewalt deutlich erweitert worden ist. „Wir verzeichnen bereits seit etwa zwei Jahren eine Steigerung um etwa 50 Prozent“, sagt Rautenberg, die die psychiatrische Institutsambulanz am Ameos Klinikum leitet. Die Betroffenen würden etwa von der Polizei oder der Opferschutzorganisation Weißer Ring darauf hingewiesen. „Mit dem Start der neuen Gewaltschutzambulanz im Frühjahr ist der Zulauf noch einmal größer geworden“, berichtet Peter Bagus, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Ost. Die Trauma-Ambulanzen seien zudem generell bekannter geworden.
Was haben die Menschen erlebt?
„Das sind etwa Menschen, die ausgeraubt und überfallen wurden, einen Einbruch in ihrem Zuhause erlebt haben, bedroht oder Opfer sowie Zeugen von Gewalttaten, sexuellen Übergriffen oder auch Tötungsdelikten wurden“, beschreibt Bagus. „In diesem Jahr sind es überwiegend Sexualdelikte, häufig auch mit K.o.-Tropfen“, berichtet Rautenberg. Bei psychischen Gewalterfahrungen handele es sich vor allem um schweres Stalking und Mobbing. Laut Behörde können auch Angehörige, Nahestehende und Hinterbliebene Unterstützung erhalten.
Wie wird ihnen geholfen?
Die Akut-Hilfe besteht bei Erwachsenen zunächst aus fünf Terminen; bei Kindern und Jugendlichen sind es acht Sitzungen. Stellt sich weiterer Behandlungsbedarf heraus, ist eine Verlängerung um zehn Stunden möglich. Diese reichten sehr häufig aus, so Bagus. In den Sitzungen schilderten die Betroffenen, was sie erlebt haben, wie es ihnen damit geht. Sie bekämen unter anderem Übungen an die Hand – und Aufklärung, wie sich eine mögliche posttraumatische Belastungsstörung bemerkbar mache. „Das ist eine sehr schwere Erkrankung, die unter Umständen auch stationär behandelt werden muss.“ In diesen Fällen gebe es häufig schon eine Trauma-Vorgeschichte, sagt Rautenberg. „Am Ameos Klinikum sind wir sehr gut in diesem Bereich aufgestellt.“
Reichen die Kapazitäten aus?
Rautenberg geht von einer steigenden Nachfrage aus: „Vor allem, wenn immer breiter bekannt wird, dass auch Opfer psychischer Gewalt diesen Anspruch haben. Entsprechend müsste das Angebot angepasst werden.“ Gesonderte Stellen gibt es in der Regel für die Trauma-Ambulanzen nicht. Betroffene können sich direkt an die Trauma-Ambulanzen wenden, Informationen auch zu den weiteren Ansprüchen wie Entschädigungsleistungen gibt es auf der Internetseite avib.bremen.de (Rubrik: Entschädigungsrecht).