Steigende Pegelstände, bevorstehender Frost, extreme Dauer der Hochwasserlage: An der Wörpe im Bereich Timmersloh spitzt sich die Lage gerade wieder zu, und darauf hat der Senat am Donnerstag reagiert: In den Mittagsstunden hat sich in den Räumen der Feuerwehr ein Krisenstab formiert, der zwar nicht so heißt, aber letztlich diese Funktion hat. Federführend in der "Ressortübergreifenden Koordinierungsgruppe Hochwasser" – so die offizielle Bezeichnung – ist die Innenbehörde. Mit am Tisch sitzen auch Vertreter des Umweltressorts, des Amtes für Straßen und Verkehr sowie der Ver- und Entsorger SWB und Hansewasser. Je nach Bedarf kann die Koordinierungsgruppe um weitere Akteure ergänzt werden.
Kontakt besteht auf Bremer Seite auch zum niedersächsischen Innenministerium und Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum des Bundes und der Länder (GMLZ). Aber funktioniert auch der kurze Draht zur Lilienthaler Gemeindeverwaltung, die auf niedersächsischer Seite den Hochwassereinsatz managt? Zweifel kamen Mitte der Woche auf, als Feuerwehrleute aus dem Landkreis Cuxhaven unmittelbar an der Landesgrenze auf Lilienthaler Seite eingesetzt waren. Eigentlich wollten sie dort Pumpen in Betrieb nehmen, um Wasser aus dem Bereich Zollpfad auf Bremer Gebiet zu pumpen. Doch von Bremer Seite kam dann offenbar ein Stoppsignal – der Pumpeneinsatz wurde abgeblasen.
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Gegenüber dem WESER-KURIER erläuterte die Sprecherin der Innenbehörde, Rose Gerdts-Schiffler, die Hintergründe. Einerseits sei es sinnvoll, so Gerdts-Schiffler, eine Senke im Bereich Zollpfad auszupumpen. Andererseits könne das Wasser derzeit nur in Bereiche geleitet werden, wo die Deichlinie bereits Schadstellen aufweist und wo zudem bis zum Freitagabend erhöhte Wasserstände erwartet werden. Anders gesagt: Ein solches Vorgehen macht aus Bremer Sicht gegenwärtig nicht allzu viel Sinn. Deshalb sei "mit dem Deichverband und der Feuerwehr Lilienthal eine maximale Wasserabflussmenge bei den Pumpeneinsätzen vereinbart worden, die auch derzeit umgesetzt wird".
Von Konflikten beim Krisenmanagement könne indes keine Rede sein. Bremer und Lilienthaler Kräfte unterstützen einander so gut wie möglich. Das habe sich bereits zwischen Weihnachten und Silvester gezeigt, als Bremer Feuerwehr und Polizei Sandsackbarrieren im Bereich des Mehlandsdeichs an der Wörpe verlegten. Von einer Überflutung wären dort vor allem Lilienthaler Wohngebiete betroffen gewesen. "Konflikte gab es zu keinem Zeitpunkt", bekräftigt Tanja Stellmacher aus dem Hochwasser-Einsatzstab im Lilienthaler Rathaus. Punktuell gebe es zwar "verschiedene Interessenlagen" der beiden Nachbarkommunen, letztlich seien jedoch "ausschließlich einvernehmliche Lösungen erarbeitet und umgesetzt" worden.
Auch für einen anderen Sachverhalt, der Fragen aufwirft, hat Tanja Stellmacher eine Erklärung. Es geht um den Einsatz freiwilliger Helfer aus weiter entfernten Kommunen. So sind im Umfeld der Wörpe auf niedersächsischer Seite Feuerwehrleute aus Brake und dem Landkreis Cuxhaven tätig. Der naheliegende Gedanke: Warum übernehmen dies nicht Freiwillige Feuerwehrleute aus Bremen, die eine kürzere Anfahrt hätten und mit den örtlichen Verhältnissen womöglich besser vertraut wären? Für ein entsprechendes Hilfeersuchen sieht man auf niedersächsischer Seite bisher keinen Grund. Nachdem der Landkreis Osterholz am 27. Dezember das sogenannte "außergewöhnliche Ereignis" (Katastrophenfall-Vorstufe) festgestellt hatte, seien zunächst Kräfte aus dem eigenen Bundesland herangezogen worden. Die Braker Feuerwehr beispielsweise, weil sie über besonders geeignete Hochleistungspumpen verfügt.