Der Konflikt um den Hochwasserschutz entlang der sogenannten Stadtstrecke am linken Weserufer ist in der rot-grün-roten Koalition angekommen. Die Linke fordert Modifikationen an den Planungen der Umweltbehörde für die Neugestaltung des Abschnitts zwischen Piepe und Eisenbahnbrücke. Der Senat wird deshalb am kommenden Dienstag dem Ressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) noch kein grünes Licht dafür geben, diese Planungen weiter voranzutreiben.
Wie berichtet sollen am Neustädter Weserufer 136 Platanen gefällt werden, damit dort der Hochwasserschutz grundlegend erneuert werden kann. Hintergrund ist der Generalplatz Küstenschutz aus dem Jahr 2007, der für die gesamte Küstenregion und die Unterläufe der großen Flüsse eine Erhöhung der Deichlinie vorsieht. Im Bremer Stadtgebiet ist in diesem Zusammenhang schon einiges passiert, weitere Maßnahmen sind in Planung, unter anderem die Neugestaltung der Stadtstrecke. Der Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs aus dem Jahr 2016 sieht dort einen terrassenartig gestalteten Deich vor, der neben verbessertem Überflutungsschutz auch mehr Aufenthaltsqualität am Ufer schaffen soll.
Die Platanen müssten dieser Anlage weichen. Gegen die Pläne formierte sich die Bürgerinitiative „Platanen am Deich“. Sie legte eine alternative Konzeption vor. Darin würden die Platanen stehen bleiben, den Überflutungsschutz übernähme größtenteils eine Spundwand, die landseitig hinter den Platanen verlaufen soll. In einem Mediationsverfahren (Runder Tisch) kamen sich Behörde und Bürgerinitiative jedoch in den entscheidenden Punkten nicht näher, die BI kündigte das Gesprächsformat schließlich auf.
Koalitionspolitisch spielte das Thema bis vor wenigen Tagen keine Rolle. Doch in der jüngsten Sitzung der Umweltdeputation mahnten die Linken überraschend Nachbesserungen am Hochwasserschutzkonzept der Behörde an. Dem WESER-KURIER nannte Landeschef Christoph Spehr mehrere Punkte, bei denen Elemente des alternativen BI-Konzeptes aufgegriffen werden könnten. So sei zu prüfen, ob nicht zumindest ein kleinerer Teil der Platanen erhalten werden könne.
Auch sei denkbar, auf höher gelegenen Geländeabschnitten das Spundwandkonzept mit den Plänen der Behörde zu kombinieren. "Auf der Wasserseite setzen diese Pläne aus unserer Sicht auch zu sehr auf Beton. Da sollte man bei der Gestaltung noch einmal drüber nachdenken", äußerte Spehr. Dem stellvertretenden Deputationsvorsitzenden Ralph Saxe (Grüne) ist das zu vage. Die Linken müssten sich schon genauer erklären und einen brauchbaren Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen, sagte der Umwelt- und Verkehrspolitiker auf Anfrage.