Herr Imhoff, Sie haben den Entschluss gefasst, sich im Juni bei der turnusmäßigen Neuwahl der CDU-Fraktionsspitze nicht erneut für den Vorsitz zu bewerben – warum?
Frank Imhoff: Ich habe viel darüber nachgedacht, was der richtige Weg für Fraktion und Partei ist. Und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, um einen Generationswechsel einzuleiten.
Ging es nur darum? Man hatte zuletzt den Eindruck, dass das Klima in der Fraktion nicht mehr das beste war. Es gab eine ausgeprägte Rivalität mit Ihrem Amtsvorgänger und aktuellen CDU-Landesvorsitzenden Heiko Strohmann. Hat das bei Ihrer Entscheidung eine Rolle gespielt?
Nein. Für mich war wichtig, dass man einen geordneten, vernünftigen Übergang zur nächsten Generation hinbekommt. Das habe ich zu Hause als Landwirt gelernt: Mein Vater hat mir frühzeitig Verantwortung auf dem Hof übertragen. Und ich glaube, dass die nächste Generation in der CDU jetzt ebenfalls in Leitungspositionen hineinwachsen muss. Das Zusammenspiel zwischen jung und alt macht am Ende eine Stärke aus. Wir brauchen ein Team aus Erfahrung und jugendlicher Dynamik. Das ist der Hintergrund meiner Entscheidung.
Aber es ist eher ungewöhnlich, dass ein Fraktionsvorsitzender schon nach zwei Jahren sein Amt wieder zur Verfügung stellt. Als Sie 2023 antraten, erweckten Sie nicht den Eindruck, nur den Übergang moderieren zu wollen.
Ich kann Ihnen versichern: Ich habe lange über meinen Schritt nachgedacht. Am Ende bin zu dem Entschluss gekommen, dass es das Beste ist, jetzt zur Hälfte der Legislaturperiode in der Bremischen Bürgerschaft den Generationswechsel zu vollziehen. Wir haben junge Leute in unseren Reihen, die in den Startlöchern stehen, die wirklich etwas können und auch Lust dazu haben, politische Verantwortung zu übernehmen.
Hatte der joviale, harmoniebedürftige Frank Imhoff vielleicht schlicht das falsche Amt? Als Bürgerschaftspräsident zwischen 2019 und 2023 schienen Sie sich wesentlich wohler zu fühlen als in der Funktion des Fraktionschefs, wo man Konflikte austragen und klare Ansagen machen muss.
Das würde ich nicht sagen. Als Oppositionsführer im Parlament habe ich durchaus klare Ansagen gemacht. Auch gegenüber den Medien, wenn es um politische Inhalte ging. Aber einen autoritären Führungsstil, den es früher vielleicht mal gab, den habe ich in der Tat nie gepflegt. Ich habe immer das Team gesehen – auch wenn ich es war, der letztlich die Entscheidungen traf und treffen musste. Das ist nun einmal Führung.
Was ist Ihnen in den zwei Jahren Ihrer Amtszeit gelungen – und was nicht?
Wir haben die rot-grün-rote Koalition vor uns hergetrieben. Zum Beispiel in der Innenpolitik. Als sich noch kaum jemand mit dem Thema Migration beschäftigte, haben wir ein Papier verfasst, in dem wir eine Atempause für Bremen bei der Migration verlangten. Die Entwicklung hat uns recht gegeben. Im Bildungsbereich haben wir Senatorin Aulepp immer wieder mit den Missständen konfrontiert. Über den Stahlwerke-Deal mit der Koalition haben wir einiges für die Wirtschaft erreicht. In Gesprächen mit dem Rathaus konnten wir 60 Hektar Gewerbeflächen einhandeln. Darüber hinaus wurde eine Anhebung der Gewerbesteuer abgewendet, und was mir ganz wichtig ist: Wir stehen ständig im Dialog mit der Bevölkerung. Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger wurden und werden von uns aufgegriffen, zum Beispiel die Vermüllung in vielen Stadtteilen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir eine richtig gute Arbeit gemacht.
Wenn das die Haben-Seite ist: Wo steht die CDU im Soll?
Wir müssen die Menschen noch besser erreichen, klassische Medien reichen dafür nicht aus. In den sozialen Medien müssen wir viel sichtbarer werden und dürfen sie nicht den Populisten der extremen Ränder überlassen.
Wer soll den von Ihnen angekündigten Generationswechsel an der Fraktionsspitze verkörpern?
Ich werde der Bürgerschaftsfraktion vorschlagen, im Juni meine bisherige Stellvertreterin Wiebke Winter zur Vorsitzenden zu wählen.
Welche Qualitäten bringt sie für dieses Amt mit?
Wiebke Winter hat ein klares Profil und eine gute Ansprache gegenüber den Menschen im Land. Und obwohl sie erst 29 Jahre alt ist, hat sie durchaus schon politische Erfahrung. Sie war Vorsitzende der Jungen Union und vier Jahre lang Deputierte, hat bei der Bundestagswahl kandidiert und bildete mit mir zusammen das Spitzentandem bei der Bürgerschaftswahl 2023. In den vergangenen zwei Jahren konnte sie als meine Stellvertreterin an der Fraktionsspitze weitere Erfahrungen sammeln.
Sind mit dieser Personalentscheidung auch die Weichen gestellt für eine Spitzenkandidatur von Wiebke Winter bei der nächsten Bürgerschaftswahl?
Mit Sicherheit wäre sie eine geeignete Kandidatin. Aber das Vorschlagsrecht hat der Landesvorstand. Zwei Jahre vor einer Wahl wäre es sicher noch viel zu früh, jemanden auf den Schild zu heben. Das entscheiden die Führungsgremien der Partei zu gegebener Zeit.