Wer sein Kind ab August erstmals in einer Bremer Kita betreuen lassen will, hat in den vergangenen Tagen und Wochen mit ihm Bekanntschaft gemacht: dem neuen Online-Anmeldeportal. Noch bis Montag, 31. Januar, können Eltern über das digitale Tool, das das bisherige Papierverfahren ablöst, Neuaufnahmen anmelden. Gleichzeitig sollen die Daten der Kinder, die schon in den Kitas sind, von den Einrichtungen eingepflegt werden. Und wie so oft bei Systemänderungen zeigt sich: Ganz rund läuft das Ganze noch nicht. Es sind vor allem zwei Probleme, die einerseits Eltern verunsichern und andererseits für Kita-Leitungen mehr Arbeit bedeuten. Das Bildungsressort verspricht Nachbesserungen.
"Grundsätzlich ist das neue System toll für Eltern und für die Träger", sagt Carsten Schlepper, Chef des Landesverbands evangelischer Kindertageseinrichtungen, dem zweitgrößten Kita-Anbieter in Bremen. "Aber es hat noch Fehler, die uns Kopfzerbrechen bereiten." Zum Beispiel, dass es – anders als im alten System – nun keine Priorisierung mehr gebe, sagt Schlepper. Bedeutet: Konnten die Kitas früher sehen, ob sie der Erstwunsch der Eltern waren, können sie nun lediglich erkennen, ob sich Eltern in einer, zwei oder drei Kitas um einen Platz für ihr Kind beworben haben.
"Die Priorisierung war eine gute erste Steuerungsmöglichkeit für uns", sagt Schlepper. "Jetzt müssen im Zweifel drei Kita-Leitungen bei den Eltern nachfragen. Auf dieses Problem haben wir auch im Entwicklungsprozess des Portals hingewiesen, aber die Einwände sind nicht gehört worden."
Wolfgang Bahlmann, Geschäftsführer des größten Anbieters Kita Bremen, berichtet ebenfalls von Mehrarbeit für das Personal durch folgenden Systemfehler: "Eltern, die einen späteren Betreuungsbeginn als den 1. August angeben, werden nachrangig behandelt." Um zu verhindern, dass sie bei der Platzvergabe unverschuldet leer ausgehen, seien die Einrichtungen nun angehalten, auf die späteren Daten zu achten und bei den Eltern nachzufragen.
Dieses Problem habe auch bei vielen Eltern für Verwirrung gesorgt, erzählt Malte Domsky, Vorstandssprecher des Gesamtelternbeirats der Bremer evangelischen Kirche. "Viele wussten nicht, dass sie August angeben müssen, auch wenn die Kinder vielleicht erst ab Oktober in die Kita gehen sollen."
Domsky berichtet auch von einem "Logikproblem" im Bereich der Angaben zum Arbeitsort. Der IT-Fachmann: "Nur derjenige, der als erster Sorgeberechtigter im System steht, kann seine Arbeitsstelle angeben." Wenn das zum Beispiel der Vater ist, im Alltag aber die Mutter das Kind auf dem Weg zur Arbeit in die Kita bringt, sorge auch das für Verwirrung. "Gut finde ich, dass das Portal mehrsprachig ist", sagt Domsky. "Aber ganz durchdacht ist es aus meiner Sicht noch nicht."
Auch der Vorstand der Zentralelternvertretung spricht von "Kommunikations- sowie Bedienungsproblemen", die ihm in den vergangenen Wochen zurückgemeldet worden seien. "Wir wünschen uns eine umfassende Analyse", heißt es in einer Stellungnahme, "damit das System user-freundlicher wird und zukünftig die erhoffte Entlastung für Kita-Leitungen aber auch für Eltern bringt."
Zahlen für Anfang Februar angekündigt
Maike Wiedwald, Sprecherin des Bildungsressorts, verspricht Änderungen. "Wir werden uns im Lauf der Auswertung ansehen, wo es Probleme und Schwierigkeiten gab, um das System in Zusammenarbeit mit den Trägern zu verbessern." Auch das Ressort habe vor allem zu Beginn der Anmeldephase verstärkt Nachfragen von Eltern registriert und deshalb die Zeiten der Hilfs-Hotline ausgeweitet. "Das wurde rege angenommen", sagt Wiedwald. Genaue Zahlen, wie viele Eltern ihre Kinder online angemeldet hätten, liegen ihr noch nicht vor. "Die bekommen wir ab Anfang Februar."
Ab März sollen dann Eltern die Rückmeldungen der Kitas erhalten. Laut Wiedwald braucht sich niemand Sorgen zu machen, im System untergegangen zu sein. "Die Daten sind hinterlegt, die Wünsche werden berücksichtigt." Außerdem gebe es durch das Ortsaufnahmegesetz klare Kriterien, nach denen die Plätze vergeben werden."