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Expedition in die Baffin-Bay Bremer Umweltforscher blicken 400.000 Jahre zurück

Wenn es ums Klima geht, ist die Universität Bremen immer ganz vorne mit dabei - so sind Forscher des Exzellenzclusters Marum jüngst ausgerückt, um in der Tiefsee Ursachen früherer Katastrophen zu erkunden.
07.11.2022, 17:39 Uhr
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Bremer Umweltforscher blicken 400.000 Jahre zurück
Von Joerg Helge Wagner

Mit dem Forschungsschiff „Maria S. Merian“ war im September ein 23-köpfiges Forscherteam der Universität Bremen sowie der Universitäten Aarhus, Montreal und Tübingen in der Baffin Bay vor Grönland unterwegs. Vereinfacht gesagt ging es darum, durch Sedimentforschung zu erfahren, wie es zum letzten Zusammenbruch der dortigen Eiskappe vor 400.000 Jahren kam.

„Die grönländische Eiskappe befindet sich aktuell in einer Phase des Abschmelzens“, sagt Expeditionsleiter Mi­chal Ku­ce­ra vom Marum (Zen­trum für Ma­ri­ne Um­welt­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Bre­men). „Geologisch sprechen wir von Zusammenbruch, weil das relativ schnell geschieht - aber schnell im geologischen Sinn sind ein paar Tausend Jahre“, erläutert der Geologe, der seit kurzem auch Konrektor für Forschung und Transfer ist. Doch die Ergebnisse der Expedition haben durchaus aktuellen Bezug: „Der Prozess beschleunigt sich aktuell, und er trägt zunehmend bei zum aktuellen Anstieg der Meeresspiegel“, sagt Kucera. „Wir wollen jetzt herausfinden, inwieweit sich der aktuelle Trend weiter verstärkt oder ob er irgendwann zum Erliegen kommt.“ Erdgeschichtlich sind 400.000 Jahre also „jüngste Vergangenheit“. Doch zum Kollaps des grönländischen Eisschildes hat die Wissenschaft bislang nur sehr wenige Daten, deshalb also die Expedition.

„Unser Ziel war es, eine Sedimentabfolge außerhalb von Grönland zu beproben, in der es Spuren des letzten Kollapses des Eisschildes gibt“, berichtet Kucera. Dafür wurde ein Roboter in 1500 Meter Tiefe am Meeresboden eingesetzt, der dort bis zu 90 Meter dicke Sedimentschichten durchbohren konnte. „Bislang hat noch niemand in diesem Bereich so tief gebohrt - wir wussten also nicht, was wir finden“, sagt der Fahrtleiter. „Wir gehen aber davon aus, dass wir geeignete Sedimente gefunden haben.“

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Zunächst müssen die Proben aber noch ausgewertet werden. „Wir müssen sie tatsächlich erst einmal datieren“, räumt Kucera ein. „Dann werden wir sehen, ob unsere Annahmen stimmen. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir etwas sehr Interessantes gefunden haben.“

Bei dem Projekt des Exzellenzclusters Marum kam es auch zur Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen der Universität, an denen ein zweites Exzellenzcluster entstehen soll: Informatik und Robotik etwa. „Das Marum hat bereits gemeinsam mit anderen Instituten der Universität Geräte entwickelt, die wir bei der Erkundung der Tiefsee einsetzen“, berichtet Konrektor Kucera. „In der Baffin Bay war es der Bohrroboter MeBo200. In seiner Klasse war er lange Zeit weltweit einzigartig, inzwischen gibt es ein weiteres Gerät in China.“

Ganz autonom arbeitet er allerdings noch nicht, er verfügt über keine Künstliche Intelligenz (KI). Das 110 Tonnen schwere und meterhohe Gerät wird von einer technischen Crew bedient. MeBo200 übt am Meeresboden Tätigkeiten aus, die bei Bohrungen an Land von Menschen gemacht werden müssen: Rohre zusammenschrauben und sie im Magazin verstauen etwa.

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