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Fachkräftemangel Prämien und Autos für neue Pflegekräfte

In Zeiten des Fachkräftemangels lassen Kliniken für Ärzte und Pflegekräfte so einiges an Prämien springen: Mit welchen Angeboten Krankenhäuser in Bremen und Bremerhaven um Personal werben.
19.05.2023, 05:00 Uhr
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Prämien und Autos für neue Pflegekräfte
Von Sabine Doll

Im Wettbewerb um Ärzte und Pflegekräfte bieten Kliniken Bewerbern immer häufiger zusätzlich zum Monatsgehalt Willkommensprämien und andere Starthilfen – teilweise in Höhe von mehreren Tausend Euro. Selbst Autos werden geboten: Mit dem Slogan "Bequem zur Arbeit und in den Sommerurlaub" umwirbt etwa der Ameos-Konzern Pflegekräfte für seine Kliniken in Bremerhaven. Sie erhalten einen neuen Fiat 500 Elektro als Dienstfahrzeug, das sie privat nutzen können – 15.000 Freikilometer im Jahr und Tankkarte inklusive.

Seit dem Projektstart im März hätten die Einrichtungen in Bremerhaven und Holstein mehr als 30 Pflegefachkräfte eingestellt. „Wir haben die große Hausforderung, die Versorgung der Menschen in unseren Klinika und Pflegeeinrichtungen auch in Zukunft zu sichern und dafür brauchen wir Pflegefachpersonal", sagt Ameos-Regionalgeschäftsführer Stephan Freitag dem WESER-KURIER. "Wir sind bereit, dafür neue Wege zu gehen und auch mal etwas auszuprobieren. Denn wir kommen zunehmend in eine Situation, wo wir uns als Arbeitgeber mit einem attraktiven Angebot bei den gut ausgebildeten Fachkräften bewerben müssen – und nicht umgekehrt."

Kein Auto, dafür eine "Willkommensprämie" von 10.000 Euro für Pflegekräfte bietet seit Februar das Klinikum Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein: "Bisher mussten wir die Lücken mit Leiharbeitern füllen, das ist fast doppelt so teuer und hat im Jahr 1,4 Millionen Euro gekostet. Die 10.000 Euro-Prämie zahlt sich da definitiv aus", sagt Klinikchef Jens Ritter. 16 neue Mitarbeiter seien bereits eingestellt worden. Die erste Hälfte der Prämie wird laut Ritter nach der Probezeit ausgezahlt, die andere nach einem Jahr. Das Angebot soll zunächst bis Ende des Jahres laufen – mit der Option auf Verlängerung.

Fünfstellige Prämien oder Autos kommen bei den meisten Bremer Mitbewerbern nicht besonders gut an: "Gelder, die wir für Prämien zahlen würden, fehlten dann anderer Stelle – das darf nicht sein", sagt Dorothee Weihe, Sprecherin des RKK. Vor allem aber gegenüber langjährigen Beschäftigten sei dies nicht zu rechtfertigen. Stattdessen werde in Arbeitsbedingungen investiert, wie etwa Fort- und Weiterbildungen, Gesundheitskurse, Firmenfitness und Jobrad. "Alle Kliniken zerren am zu kurzen Tischtuch verfügbarer Arbeitskräfte. Geld wird unser aller Problem nicht lösen", betont die Sprecherin.

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Diese Haltung teilen generell auch andere Bremer Kliniken – dennoch spielen auch finanzielle Anreize zunehmend eine Rolle. So zahlt die Paracelsus-Klinik Bremen laut Sprecherin Dirten von Schmeling Pflegekräften ebenfalls eine "Willkommensprämie" – in Höhe von 1000 Euro. Und es gebe eine Werbeprämie in derselben Höhe für Mitarbeiter, die neue Kollegen für die Pflege werben. Prämien für Bewerber im fünfstelligen Bereich "empfinden wir eher als unlauter", weil sie den an sich guten Wettbewerb untereinander negativ beeinflussten.

Das St. Joseph-Stift zahlt werbenden Mitarbeitern 500 Euro mehr. Willkommensprämien gibt es laut Kliniksprecher Maurice Scharmer nicht, "da wir der Meinung sind, dass der Effekt schnell verpufft" und im Haus zu Unmut führen könne. Im Diako fällt der Vermittlungsbonus mit maximal 5000 Euro noch einmal höher aus, dieser ist an Bedingungen geknüpft: Neu eingestellte und geworbene Vollzeit-Pflegefachkräfte müssen laut Sprecherin Regina Bukowski mehr als 18 Monate in der Klinik tätig sein. Vor gut dreieinhalb Jahren hatte das Diako neuen Pflegekräften auch eine Art Willkommensprämie von 10.000 Euro gezahlt, wie der WESER-KURIER damals berichtete. Anlass für das befristete Angebot war der Aufbau einer neuen Station. Bei Bremens größtem Klinikbetreiber Gesundheit Nord gibt es keine Willkommensprämien. Auszubildende erhalten laut Sprecherin Karen Matiszick eine Startprämie von 1000 Euro. "Darüber hinaus gibt es gestaffelte Prämien für Pflegekräfte, wenn sie einspringen." Dreh- und Angelpunkt seien attraktive Arbeitsbedingungen mit entsprechenden Angeboten.

Händeringend suchen Kliniken auch nach Medizinern: Das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide (KBR) setzt daher bereits beim Ärzte-Nachwuchs auf finanzielle Anreize. Ab diesem Herbst vergibt die Klinik pro Semester zwei Stipendien für Medizinstudenten aus dem gesamten Bundesgebiet. Monatlich erhalten die Ärzte in spe 500 Euro – mindestens zwei Drittel des Praktischen Jahres müssen sie dafür im KBR absolvieren und später drei Jahre als Arzt in dem Klinikum oder dem Bremerhavener Gesundheitsamt arbeiten. "Dem bundesweiten Fachkräftemangel müssen wir auch auf kommunaler proaktiv begegnen", begründet KBR-Aufsichtsratsvorsitzender und Bürgermeister Torsten Neuhoff den Vorstoß.

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