Miese in Höhe von 100 Millionen Euro – mit seiner wirtschaftlichen Prognose für 2023 stößt der städtische Klinikverbund Geno in neue negative Dimensionen vor. Sicher, die erschreckenden Aussichten sind auch einigen Sondereffekten geschuldet, vor allem der Kostenentwicklung bei der Energie und anderen Verbrauchsgütern. Möglicherweise nimmt der Bund den Kliniken noch einen Teil dieser Belastungen ab. Und der Fachkräftemangel betrifft nicht nur Bremer Kliniken, sondern ist bundesweit ein Problem. Doch wer sich damit tröstet und zur Tagesordnung übergeht, tut der Geno keinen Gefallen.
Denn innerhalb des Verbundes gibt es viele hausgemachte Probleme, die dringend angegangen werden müssen. Anders ist es nicht zu erklären, dass freie Krankenhäuser wie das Diako in Gröpelingen in den vergangenen Jahren nicht defizitär waren, sondern bescheidene Gewinne erwirtschafteten, die in die Verbesserung des Betriebs gesteckt werden konnten. Das Diako ist wohlgemerkt ein Einzelunternehmen. Innerhalb eines Vier-Häuser-Verbundes wie der Geno müsste es möglich sein, Synergien zu erzeugen – durch medizinische Schwerpunkte, eine gut funktionierende Logistik und eine schlanke Verwaltung. Doch an diesen und anderen Punkten hapert es. Und zwar schon lange.
Es ist deshalb ärgerlich, dass in der zu Ende gehenden Legislaturperiode bei der Geno, aber auch bei der Neuausrichtung der gesamten Bremer Krankenhauslandschaft kaum etwas vorankam. Sinnvolle Vorschläge liegen auf dem Tisch: Die Struktur der Kliniken muss weg vom medizinischen Gemischtwarenladen. Die einzelnen Häuser sollten ihr Behandlungsangebot aufeinander abstimmen und fachliche Schwerpunkte bilden, was nach Auffassung aller Experten die Behandlungsqualität erhöht. In einem kleinen Territorium wie Bremen wäre das Angebot immer noch wohnortnah.
So wie bisher kann es im Kliniksektor jedenfalls nicht weitergehen. Auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte muss ein Interesse daran haben, dass die Finanznöte der Geno ihm nicht jedes Jahr den Haushalt verhageln. Bovenschulte hat sich aus der Gesundheitspolitik stets herausgehalten, doch jetzt ist er gefragt. Der Bürgermeister muss mithelfen, die Verkrustungen aufzubrechen – im Interesse der Patienten und der Klinikbeschäftigten, deren Arbeitsplätze nur in wirtschaftlich stabilen Häusern langfristig sicher sind.