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Beirat Östliche Vorstadt Lastenräder für innerstädtischen Lieferverkehr

2022 sind 4,5 Milliarden Pakete versandt worden. Wie sie innerstädtisch möglichst umweltschonend per Lastenrad weitertransportiert werden können, das war Thema im Mobilitätsausschuss Beirat Östliche Vorstadt.
24.03.2023, 05:00 Uhr
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Lastenräder für innerstädtischen Lieferverkehr
Von Sigrid Schuer

In Sachen Verkehrswende liege der Akzent immer noch viel zu stark auf dem Personenverkehr, nur zu einem Bruchteil ginge es bisher um das Finden kreativer Lösungen für den innerstädtischen Lieferverkehr per Lastenrad. So das Fazit von Karsten Hülsemann auf der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses des Beirates Östliche Vorstadt. Hülsemann leitet im Mobilitätsressort das Projekt "Urbane Logistik in Bremen", das auf internationaler Ebene mit rund 25 Partnern vernetzt ist. Der Fokus der Mobilitätspolitik liegt darauf, dass auch die Logistik bis 2030 frei von CO2-Emissionen sein soll. Denn die Prognose laute, dass sich der Güterverkehr innerhalb der nächsten Dekade verdoppeln werde. "Wenn wir den Frachtverkehr umweltfreundlicher gestalten, haben wir also einen riesigen Stellhebel, um CO2 zu reduzieren", sagte Hülsemann.

Letzte Strecke des Lieferverkehrs

Die Idee dahinter: den sogenannten "B2B-Verkehr" (business to business), also die letzte Strecke des Lieferverkehres per Lastenrad CO2-neutral zu bewältigen. Ausgeliefert werden Waren beispielsweise vom Jakobikirchhof aus. Auf dem Standort in der Innenstadt wurden im Mai 2022 zwei sogenannte Micro Hubs eingerichtet, die zunächst durch größere Transporter beliefert werden. Sprich: eine Umladestelle in Containerform. Gefolgt von einem Micro Depot an der Lübecker Straße, das auf drei ehemaligen Parkplätzen errichtet wurde. Von hier aus wird die Östliche Vorstadt beliefert. Der Vorteil: Der Zusteller benötige keinen Führerschein. Aktuell sei seine Behörde nach weiteren, möglichen Standorten auf der Suche, so Hülsemann. In der Prüfung seien beispielsweise die Neustadt und der Alte Güterbahnhof. Erschwerend komme jedoch hinzu, dass die Pilot-Phase, in der das Projekt mit EU-Geldern gefördert wurde, inzwischen vorbei sei. Das stelle Betreiber solcher Stationen vor finanzielle Herausforderungen, da immer auch die Gefahr bestehe, dass das ambitionierte Projekt zu einem Zuschussgeschäft werden könnte. Hülsemann betonte, dass es um eine Verstetigung des Angebots gehen müsse. "Es gibt haufenweise kreative Ansätze, aber zu wenig Geld und Personal", so sein Fazit.

Das Zuckerbrot- und Peitsche-Prinzip

Der Nahmobilitätsexperte nannte Zahlen, die für sich sprechen: 2022 seien allein 4,5 Milliarden Paketsendungen versandt worden, Tendenz steigend. Die Paketdienstleister blockierten wiederum Fahrradwege, allein deswegen wäre die letzte Lieferstrecke per Lastenrad zurückzulegen, sinnvoll, so Hülsemann weiter. Es ginge letztendlich auch ein bisschen um das Zuckerbrot- und Peitsche-Prinzip. So müssten etwa in Barcelona Konzerne wie der Großversender Amazon, die ihre Pakete via Transporter zustellten, einen bestimmten Prozentsatz ihres Gewinns an die jeweilige Stadt abgeben, da sie ja deren Infrastruktur mitbenutzten. Ein weiteres Problem: Es gebe in Bremen keine definierten Sperr-Schilder für verlässlichen Ladeverkehr, um ein Halten in der zweiten Reihe neben belegten Parkplätzen zu vermeiden, was wiederum den Verkehrsfluss ins Stocken bringe. Das Zuparken des öffentlichen Raumes beispielsweise im Steintor durch Liefer-Lkws monierte Bianca Wenke (SPD) mit Nachdruck.

Transportkapazität bis zu 600 Kilogramm

Kostenpunkt für solche elektronischen Lastenfahrräder, die Lasten von bis zu 600 Kilogramm und sperrige Güter wie Kühlschränke transportieren können: 18.000 bis 20.000 Euro. Die Anschaffungskosten für ein normales Lastenrad liegen dagegen zwischen 2500 und 3000 Euro. Bremen hatte 2022 ein Förderprogramm für den Kauf privater Lastenräder aufgelegt, das innerhalb von Minuten ausgeschöpft war. 1500 Förderanträge für die Bezuschussung wurden gestellt, von denen 820 bewilligt wurden.

Kritikpunkt von Beirätin Bianca Wenke: Sollte solch ein Förderprogramm noch einmal aufgelegt werden, müsste daran gedacht werden, dass sich nicht nur einzelne Nutzer solch ein Lastenrad anschafften, die dann in der Gegend herumstünden. Sie sollten beispielsweise lieber in Nachbarschaften gemeinschaftlich genutzt werden können.

Hülsemann räumte ein, dass es wünschenswert sei, wenn auch weniger gut betuchte Stadtteile wie Hemelingen und Bremen-Nord, bei der Förderung von Lastenrädern bevorzugt werden würden wie das schon in anderen Städten der Fall sei. Inzwischen laufen bereits Verhandlungen mit dem Amt für Straßen und Verkehr, das Lastenrad-Netzwerk in Bremen um 20 Mobilpunkte zu erweitern. Künftig sollen an Mobilpunkten vermehrt auch Lastenräder kostenpflichtig angemietet werden können, ähnlich wie bei den Carsharing-Stationen. In die, das räumte Hülsemann auf Anfrage von Birgit Menz (Linke) ein, auch teilweise Lastenrad-Mobilpunkte integriert werden könnten.

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