Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Personalmangel in Bremen Behörde setzt verstärkt auf Lehrer-Abordnungen

Gerade in Schulen an den Stadträndern und in benachteiligten Gebieten klaffen oft die größten Lücken in der Personaldecke. Die Behörde schickt nun verstärkt Lehrer von anderen Schulen an diese Standorte.
18.08.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Behörde setzt verstärkt auf Lehrer-Abordnungen
Von Sara Sundermann

Das Bildungsressort nutzt nun stärker die Werkzeuge der Personalsteuerung und schickt Lehrer auch befristet oder dauerhaft an Schulen, an denen besonders große Löcher in der Personaldecke klaffen. Zehn Lehrkräfte und drei Sprachförderkräfte wechseln nun auf Betreiben der Behörde und teils auch auf eigenen Wunsch an Schulen mit großem Lehrermangel. Dabei geht es meist um befristete Abordnungen, vereinzelt auch um dauerhafte Versetzungen. Die Mangelschulen, denen auf diese Weise geholfen werden soll, liegen unter anderem in Blumenthal, Huchting, Gröpelingen und der Vahr.

Bekannt ist, dass in einigen Schulen an den Stadträndern und in benachteiligten Gebieten besonders viele Stellen unbesetzt bleiben. Die im Frühling am schlechtesten versorgte Schule – die Grundschule Am Wasser in Vegesack – hatte laut Bildungsressort im Mai eine Versorgung von 60 Prozent, die am besten versorgte lag bei 106 Prozent.

Die Grundschule Am Wasser hat laut Behörde insgesamt vier Lehrkräfte und zwei Sprachförderkräfte von anderen Schulen erhalten oder soll sie noch bekommen. Die Schule liegt in einem sozialen Brennpunkt in der Nähe des Hochhausblocks Grohner Düne. Eltern von Kindern der Schule erzählten zuletzt von wochenlang ausfallendem Deutschunterricht und regelmäßiger Unterrichtsverkürzung.

Bei den Versetzungen konnten ganz überwiegend einvernehmliche Lösungen erzielt werden, betonte zuletzt Aygün Kilincsoy, Büroleiter von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). Die Behörde setzte dabei einerseits auf neue Lehrkräfte, die eigentlich an Schulen mit relativ guter Personalsituation eingestellt werden sollten. Vier solcher neuen Lehrkräfte werden nun zunächst für ein oder zwei Jahre an Schulen in Not geschickt, bevor sie an ihre Stammschule kommen.

Andererseits kam es auch zu Abordnungen aus dem Bestand. Vier Lehrkräfte von Schulen in Oberneuland, Horn-Lehe, Schwachhausen und der Neustadt wurden einvernehmlich befristet an Mangelschulen abgeordnet, eine ließ sich auf eigenen Antrag versetzen. Bei einer Lehrerin und drei Sprachförderkräften, die die Schule wechseln, gibt es in einem Papier der Behörde keine Angaben dazu, ob sie einverstanden waren.

Damit gibt es bei der Personalsteuerung einen Kurswechsel. Bereits Aulepps Vorgängerin Claudia Bogedan hatte vor einigen Jahren angekündigt, neu eingestellte Lehrkräfte nach dem Referendariat befristet an Mangelschulen zu schicken. Der Plan stieß damals aber auf erheblichen Widerstand von Schulleitungen der besser gestellten Schulen und wurde letztlich nur in geringem Umfang umgesetzt.

Der neue Vorstoß von Aulepp stößt nun auch auf ein anderes Klima bei anderen politischen Akteuren. Seit vergangenem Jahr hatten CDU und Elternvertretung mehrfach gefordert, Mangelschulen notfalls auch mit Zwangsversetzungen zu unterstützen. Seit Februar hatte die Senatorin angekündigt, auch auf Abordnungen zu setzen.

Lesen Sie auch

Zuletzt plädierte sogar der Personalrat Schulen offen für Abordnungen. Spürbar wird der Haltungswechsel auch bei der Gewerkschaft GEW, bei der Abordnungen lange Zeit als rotes Tuch galten: „Die Lage hat sich dramatisch verändert, wir sehen einfach die Not an den Mangelschulen“, sagt Barbara Schüll, Sprecherin der GEW Bremen. „Deshalb begrüßen wir die Abordnungen und erwarten Solidarität von den besser ausgestatteten Schulen.“ Sie schildert, dass beispielsweise an der Grundschule am Halmer Weg in Gröpelingen zwei junge Lehrkräfte nach Ende ihres Referendariats für vier Jahre verpflichtet worden seien. Sie dürften danach an ihre Wunschschule wechseln. „Aber sie wollen jetzt weiter am Halmer Weg bleiben, weil das Klima hier gut ist.“ Auf Dauer allerdings seien Abordnungen keine Lösung für das Problem des Lehrermangels, betont Schüll: „Grundsätzlich müssen mehr Lehrkräfte ausgebildet werden.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)