Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Ende des Traums vom City-Center Lloydhof soll zügig unter den Hammer

Bremen will seinen Lloydhof im nächsten Jahr zum Höchstpreis verkaufen. Die Wirtschaftsdeputation der Bürgerschaft wird an diesem Mittwoch darüber entscheiden, der Beirat Mitte ist gegen dieses Vorhaben.
22.11.2016, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Lloydhof soll zügig unter den Hammer
Von Jürgen Hinrichs

Bremen will seinen Lloydhof im nächsten Jahr zum Höchstpreis verkaufen. Die Wirtschaftsdeputation der Bürgerschaft wird an diesem Mittwoch darüber entscheiden, der Beirat Mitte ist gegen dieses Vorhaben.

Bremen will seinen Lloydhof loswerden, so schnell es geht und zum höchsten Preis. Darüber wird an diesem Mittwoch die Wirtschaftsdeputation der Bürgerschaft entscheiden. Mit dem Verkauf der Immobilie gibt die Stadt endgültig ihre Pläne auf, für die City den großen Wurf zu wagen. Ursprünglich sollten der Lloydhof und das benachbarte Parkhaus am Brill abgerissen werden, um einem Einkaufszentrum Platz zu machen. Dafür fand sich aber kein Investor.

Vor vier Jahren war der Lloydhof in das Eigentum der Stadt übergegangen. Der Kaufpreis lag bei rund 25 Millionen Euro, was von der Opposition in der Bürgerschaft als viel zu hoch eingestuft wurde. Bremen sah indes keine andere Möglichkeit mehr, wenn es am Ansgarikirchhof und in der gesamten Innenstadt vorangehen sollte.

Nichts wurde in die Tat umgesetzt

Viel Zeit war ins Land gegangen, ohne dass nur in Ansätzen Erfolg gehabt hätte, einen weitaus größeren Plan in die Tat umsetzen: Neu entwickelt werden sollte die gesamte Achse zwischen den beiden Parkhäusern am Brill und Mitte.

Lesen Sie auch

Die Verhandlungen scheiterten an den komplizierten Eigentums- und Rechtsverhältnissen auf den Flächen. Stattdessen sollte wenigstens eine kleine Lösung her. Darum der möglicherweise überteuerte Ankauf des Lloydhofs. Am Ende war aber auch das vergebens, die Projektentwickler bissen nicht an.

Seitdem sitzt die Stadt auf einer Immobilie, die ein hohes finanzielles Risiko birgt, wie aus einem Schreiben der Wirtschaftsbehörde an den Beirat Mitte hervorgeht. Der Verlust könnte sich demnach pro Jahr auf deutlich mehr als eine Million Euro belaufen.

Mieteinnahmen decken nicht die Kosten

Es gebe zwar Mieteinnahmen, der größte Batzen kommt vom Bau- und Umweltsenator, der mit einem Teil seiner Behörde im Lloydhof sitzt, sie würden aber nicht die Kosten decken, die allein schon durch das Darlehen zur Anschaffung des Gebäudes entstünden. Außerdem müssten erhebliche Mittel aufgewendet werden, um den Sanierungsstau aufzufangen, der in den vergangenen Jahren entstanden sei.

Diese Bestandsaufnahme erklärt die Eile der Stadt, den Lloydhof zu verkaufen. Gleich im neuen Jahr soll die Ausschreibung raus, um im Höchstpreisverfahren noch im selben Jahr alles abgewickelt zu haben. Dem Beirat Mitte passt dieses Vorgehen nicht. Er sähe es am liebsten, wenn die Stadt das Gebäude behielte.

Mindestens aber sollte der neue Eigentümer in einem sogenannten Verhandlungsverfahren gesucht werden. Die Öffentlichkeit, so die Absicht dahinter, soll einigen Einfluss darauf nehmen können, was mit dem Lloydhof und seiner Umgebung demnächst passiert.

Ausschreibung mit klaren Festlegungen

Der Senat argumentiert, dass so ein Verfahren deutlich länger dauern würde. Außerdem bleibe auch so gewährleistet, dass der neue Eigentümer mit der Immobilie nicht alles machen könne, was er wolle. „Es wird in der Ausschreibung klare Festlegungen geben“, sagt Holger Bruns, Sprecher der Wirtschaftsbehörde.

Darunter falle das, was die Fachleute Refurbishment nennen: Der Lloydhof darf nicht abgerissen, wohl aber substanziell verändert werden. Genutzt werden könne er für ein Hotel, für Fitnessangebote und gastronomische Betriebe, nennt Bruns einige Beispiele.

Kaufinteressenten soll es nach Darstellung der Behörde bereits geben. „Die Aussichten, einen guten Kaufpreis zu erzielen, sind derzeit gegeben“, heißt es in der Vorlage für die Deputationssitzung. Wie hoch dieser Preis mindestens sein muss, ermitteln in diesen Wochen die Experten von Geoinformation. Ansonsten gilt, so Bruns: „Wir wollen natürlich so nahe wie möglich an den Preis herankommen, den die Stadt bezahlt hat.“

CDU ist gegen den Verkauf

Auf Ablehnung stößt der geplante Verkauf bei der CDU in der Bürgerschaft. „Mit der Veräußerung der Immobilie verkauft Bremen auch seinen Einfluss auf die gesamte Stadtentwicklung“, erklärt der Abgeordnete Heiko Strohmann für seine Fraktion.

Gerade jetzt, wo die Möglichkeit nach dem Scheitern des City-Centers groß sei, neue Lösungen für die Bremer Innenstadt zu entwickeln, solle die Immobilie auf Drängen der Finanzsenatorin schnellstmöglich abgestoßen werden. Strohmann: „Mehr Kurzsichtigkeit und Resignation geht nicht.“

Die CDU hält daran fest, den gesamten Bereich zwischen den beiden Parkhäusern ins Auge zu fassen: Das Parkhaus Mitte aufgeben, um an dem Standort Einzelhandel zu etablieren. Die Knochenhauerstraße zur Fußgängerzone machen. Und den Lloydhof auf seinen oberen Etagen als Parkhaus nutzen. Das ist der Plan. Die CDU hält ihn für realistisch. SPD und Grüne aber nicht.

Deputationsvorlage der Verwaltung

„Die vorgeschlagene Entwicklungsachse würde vier private Eigentümer und zwei städtische Gesellschaften umfassen“, schreibt die Verwaltung in ihrer Deputationsvorlage. Auf einem der Grundstücke habe es in den vergangenen Jahren mehrfach einen Eigentümerwechsel gegeben, nie aber sei dabei eine Entwicklung der Immobilie verfolgt worden. Gemeint ist das C&A-Gebäude. Es wurde wie bei Monopoly behandelt.

Die übrigen Eigentümer auf der Achse, so die Behörde, hätten eine eher abwartende Haltung eingenommen. „Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte erscheint diese Alternative nicht umsetzbar.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)