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Kontorhaus am Markt Mietvertrag für geplantes Stadtmusikantenhaus in Bremen unterzeichnet

In einem symbolischen Akt hat Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) den Mietvertrag für die rund 2800 Quadratmeter Fläche im Kontorhaus am Markt unterschrieben. Offiziell ist die Volkshochschule der Mieter.
31.08.2023, 12:56 Uhr
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Mietvertrag für geplantes Stadtmusikantenhaus in Bremen unterzeichnet
Von Timo Thalmann

Mit einem offiziellen Federstrich haben Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Johann Christian Jacobs als Eigentümer des Kontorhauses am Markt den Mietvertrag für das geplante Stadtmusikanten- und Literaturhaus an diesem Donnerstag unterzeichnet. Tatsächlich war das ein eher symbolischer Akt, denn offiziell übernimmt die Volkshochschule Bremen die Rolle als Generalmieter für die 2800 Quadratmeter, die ab 2025 in dem 1911 erbauten Gebäude einer Ausstellung zu den Stadtmusikanten sowie der Bremer Literaturszene gewidmet sein werden. Die entsprechenden Unterschriften waren schon kurz zuvor geleistet worden.

Auf rund 1000 Quadratmetern soll, wie es in der jüngsten Ankündigung heißt, in einer "innovativen audiovisuellen Ausstellung" ein "attraktives Edutainment-Format" entstehen, das den "vielschichtigen Subtext des Stadtmusikanten-Märchens von Flucht, Vertreibung, Altern, Kunstschaffen, Solidarität, Migration, Freundschaft und Teamarbeit" widerspiegele. Für den Eingangsbereich ist ein Ort der Begegnung geplant, wo in Zukunft auch Veranstaltungen stattfinden sollen. Im Obergeschoss wird ein Lesesaal für rund 120 Menschen für Lesungen, Diskussionen und Poetry-Slams gebaut.

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Die Laufzeit des Mietvertrags beträgt 25 Jahre. Der Mietpreis wird mit 19,50 Euro pro Monat und Quadratmeter angegeben. Nebenkosten und Mehrwertsteuer kommen hinzu. Ab der geplanten Eröffnung 2025 summiert sich das laut Jacobs auf 902.000 Euro jährlich. Die Volkshochschule wird zwei Drittel davon durch die Stadt erstattet bekommen, die restlichen 300.000 Euro soll ein kommerzieller Betreiber des Stadtmusikanten-Teils übernehmen, der allerdings erst noch gefunden werden muss. Die entsprechende Ausschreibung ist weiterhin in der Vorbereitung. Zusätzlich beteiligt sich die Stadt mit 13,5 Millionen Euro an den Investitionskosten für den notwendigen Umbau.

Und der wird relativ aufwendig, weswegen die für 2025 vorgesehene Eröffnung des Literatur- und Standmusikantenhauses ein recht ehrgeiziger Zeitplan ist. Allein sechs Monate veranschlagt Jean Jaques de Chapeaurouge von der Hanseatischen Projektentwicklungsgesellschaft (HPE), die für Jacobs den Umbau organisiert, um die ehemaligen Tresorräume des ursprünglich als Bankgebäude konzipierten Kontorhauses abzureißen. Diese befinden sich seit 1911 unangetastet im Untergeschoss. Beim Umbau des lange von der Post und später von der Telekom genutzten Gebäudes zur Einkaufspassage 2002 hat man den hohen Aufwand ihres Abrisses noch gescheut, nicht zuletzt, weil damit Eingriffe in die Gebäudestatik verbunden sind. Doch die stahlverstärkten Wände über zwei Ebenen sorgen für ein innen liegendes Hochparterre im Haus. Jeder Besucher muss erst mal einige Treppen hochsteigen, um in die Eingangshalle zu kommen. "Das ist ein Hindernis für jede Nutzung", sagt auch Johann Christian Jacobs.

Nun also soll es beseitigt werden. Dadurch entsteht im Untergeschoss der Platz für die Stadtmusikantenausstellung und darüber die neue ebenerdige Eingangshalle mit neun Metern Deckenhöhe. Das Haus soll sich dadurch öffnen, ein Durchgang zur Bredenstraße wird möglich.

Neben Stadtmusikanten- und Literaturhaus stehen weitere Mieter fest: Das Hospitality-Unternehmen Limehome will auf etwa 3400 Quadratmetern im zweiten und dritten Obergeschoss Service-Apartments mit Küche anbieten. Damit können hier bis zu 150 Personen übernachten. Gedacht ist das Angebot für Studierende oder Menschen, die temporär in Bremen leben. Und das kurdisch-türkische Restaurant-Konzept bona'me will künftig auf mehr als 460 Quadratmetern im Erdgeschoss des Kontorhauses Speisen mit orientalischen Aromen servieren. Melanie Landahl, Geschäftsführerin des Immobilienbereichs von Jacobs, geht von weiteren Miet-Interessenten für das Gebäude aus. "Wir werden einen gesunden und vielfältigen Mix aus Einzelhandel, Kultur und Tourismus hinbekommen", ist sie sich sicher.

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Doch das Stadtmusikantenhaus als Ankermieter und die damit verbundene öffentliche Investition sei entscheidend für die Entwicklung des Balgequartiers, zu dem auch das im Bau befindliche neue Essighaus sowie das Jacobs-Haus in der Obernstraße gehörten, betont Jacobs und freut sich über das Engagement des Bürgermeisters für das Projekt.

Nicht jeder politische Akteur teilt dessen Enthusiasmus. Die Bürgerschaftsabgeordneten Jens Eckhoff (CDU) und Ole Humpich (FDP) monieren nahezu wortgleich, dass die Stadt als ehemaliger Eigentümer des Gebäudes das Kontorhaus zuerst für 17 Millionen Euro an Jacobs verkauft hat, um dann Teilflächen für rund 23 Millionen Euro Gesamtsumme zu mieten. Eckhoff sieht ein "Millionengrab", Humpich spricht von einem "überteuerten Prestigeprojekt des Kultursenators". Beide kritisieren auch, dass die Mietverpflichtungen eingegangen werden, noch bevor Konzept und privater Betreiber gefunden wurden.

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