- Wie fällt die Schadensbilanz rechts der Weser aus?
- Wie lässt sich der Schutz verbessern?
- Wie ist die Lage links der Weser?
- Wo sieht der Deichverband links der Weser Nachholbedarf?
- Wie viel Geld steht zur Verfügung?
Ohne seine Deichanlagen stünde Bremen bei jeder Sturmflut zu mehr als 85 Prozent unter Wasser. Diese Erkenntnis hat durch die Hochwasserkrise rund um den Jahreswechsel an Gewicht gewonnen: Das ländliche Borgfeld glich einer Seenlandschaftt, in Lilienthal fehlte nicht viel für einen Katastrophenfall. "Eine derartig extreme Belastung hat es seit der Sturmflut 1962 für die bremischen Hochwasserschutzanlagen nicht gegeben“, resümiert das Umweltressort in einem Bericht für die jüngste Deputationssitzung. Eine ausführliche Auswertung soll im Mai vorliegen.
Die Debatte um einen Ausbau der Deichanlagen ist aber schon in vollem Gange. Das Hochwasser hat aufgezeigt, wie wichtig abseits der Weser auch die kleineren Deiche sind. Die Stadt ist fast vollständig von Schutzlinien umgeben, die teilweise in niedersächsisches Gebiet übergehen. Im Borgfelder Beirat hatten Behördenvertreter angekündigt, die Deiche in den Ortsteilen Timmersloh, Warf und Butendiek um voraussichtlich einen halben Meter erhöhen zu wollen. Die genauen Berechnungen seien in Arbeit. Die Borgfelder CDU befürchtet, dass die Umsetzung erst in Jahren erfolgen könnte. Sie dringt auf einen unverzüglichen Beginn der Arbeiten.

Die Karte zeigt den Verlauf der kleineren Deichanlagen rechts und links der Weser.
Wie fällt die Schadensbilanz rechts der Weser aus?
„Alle Deiche, die in unserem Verantwortungsbereich liegen, haben dem Hochwasser zum Jahreswechsel wehrhaft standgehalten“, betont Stephan Levin, Geschäftsführer des Deichverbands am rechten Weserufer. Für den Timmersloher Ringdeich galt dies aber offenbar nur, weil ihn Freiwillige am zweiten Weihnachtstag mit rund 20.000 Sandsäcken verstärkt hatten. Augenzeugen zufolge lag die Deichkrone etwa zehn Zentimeter unter der Wasserkante. Auf einer Breite von rund 70 Metern konnte nur die Sandsackerhöhung eine vollständige Überflutung der Siedlung verhindern.
Laut Levin trat an den Linien Warf-Butendiek und Timmersloh an mehreren Stellen Sickerwasser aus. Sandsäcke und Vlies hätten ein Versagen der aufgeweichten Deichsubstanz verhindert, nun müssten die Deiche ausgebessert und verstärkt werden.
Wie lässt sich der Schutz verbessern?
„Es zeigte sich deutlich, dass Deichverteidigungswege unabdingbar sind“, sagt Levin. Es müssten dringend Flächen bereitgestellt werden, um fehlende Wege anlegen zu können. Und: „Über eine Erhöhung der Deiche, vorwiegend der Deichringe Warf-Butendiek und Timmersloh, muss zwingend nachgedacht werden.“ Berechnungen und Maßnahmen müssten Bremen und Niedersachsen im Schulterschluss gemeinsam angehen.
Wie ist die Lage links der Weser?
Südlich der Weser trat auch die Ochtum über die Ufer, dramatische Folgen wie an der Wümme blieben aus. Der nasseste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hat aber auch den Deichverband links der Weser gefordert. „2023 war das wärmste Jahr seit Messbeginn des Deutschen Wetterdienstes im Jahr 1881. Durch die Erwärmung ändert sich unmittelbar die Niederschlagsverteilung“, erklärt Geschäftsführer Michael Dierks. In der laufenden Saison habe es seit Juli zudem bereits 32 Sturmfluten gegeben – ein Rekordwert. Deichschäden sind laut Dierks links der Weser nicht zu beklagen. Neben mehreren Hochwasserwellen führten aber Wühltierbefall und die Verbreitung von Nutrias zu Schäden an den Uferbereichen.
Wo sieht der Deichverband links der Weser Nachholbedarf?
Auch für Dierks steht es an vorderster Stelle, die Erreichbarkeit der Deiche mit Verteidigungswegen sicherzustellen. Zudem sei das Entfernen von Gehölzen auf und an Deichen in stark belasteten Abschnitten unumgänglich. „Schon ein Windwurf eines Gehölzes genügt, um einen Deich in der Standsicherheit zu gefährden und damit eine Lücke in die Deichlinie zu reißen“, warnt der Geschäftsführer. Er hat auch eine Idee, wie Feuerwehr und freiwillige Helfer im Notfall besser reagieren können: „Der Deichverband schlägt vor, in Bremen eine Lagerung von gefüllten Sandsäcken in möglichst deichnahen Deichverteidigungsdepots sukzessive aufzubauen.“ Der Kauf von Säcken, Sand, Abfüllmaschinen, Notstromanlagen und Notpumpen solle über die bestehenden Fördermöglichkeiten gestärkt werden.
Wie viel Geld steht zur Verfügung?
Das Land Bremen hat in seinem Doppelhaushalt für 2024/25, der noch nicht verabschiedet ist, 12,9 und 12,6 Millionen Euro für den Küstenschutz veranschlagt. Hinzu kommen 250.000 Euro, die pro Jahr für den Hochwasserschutz zur Verfügung stehen. „Diese Mittelansätze sind zunächst als ausreichend zu betrachten“, heißt es im Deputationsbericht des Umweltressorts. Im Mai wird sich zeigen, ob sich aus der ausführlichen Bilanz ein zusätzlicher Finanzbedarf ergibt.