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Kriminalität Bremen verzeichnet bundesweit die höchste Quote an Straftaten

Bremen verzeichnete im vergangenen Jahr die höchste Zahl an Straftaten pro 100.000 Einwohner. Für die negative Spitzenstellung sorgten zwei konkrete Faktoren im Kriminalitätsgeschehen.
25.07.2024, 05:00 Uhr
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Bremen verzeichnet bundesweit die höchste Quote an Straftaten
Von Jürgen Theiner

Der starke Anstieg bei Diebstählen und Gewalttaten hat Bremen zu einer unrühmlichen Spitzenposition verholfen. Bezogen auf seine Einwohnerzahl, ist Bremen die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsbelastung in Deutschland. Über diesen Befund berichtete zuerst die „Welt am Sonntag“. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will weiter gegenhalten. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER kündigte er einen Ausbau des Sicherheitsapparates an, mahnte aber auch dazu, sich verstärkt den Ursachen der Negativentwicklung zuzuwenden.

Was besagt die Statistik?

Die Sicherheitsbehörden in den Bundesländern erheben nicht nur Daten über die absolute Kriminalitätsbelastung, sondern setzen sie auch ins Verhältnis zur Größe der jeweiligen Kommunen. Bei dieser sogenannten Häufigkeitsziffer lag Bremen 2023 mit 13.901 Straftaten pro 100.000 Einwohner an der Spitze des Feldes, wenn man ausländerrechtliche Vergehen nicht berücksichtigt. Davor rangierte noch Koblenz (Rheinland-Pfalz), aber aufgrund eines Sondereffekts wegen eines dort anhängigen Graffiti-Massenverfahrens. Hinter Bremen folgen Hannover, Berlin, Köln und Frankfurt am Main. In absoluten Zahlen wurden in Bremen 2023 gut 79.100 Straftaten begangen (ohne Ausländerrechtsverstöße). Bis 2022 waren die Zahlen für die Hansestadt – mit Ausnahme der Flüchtlingskrise 2015/16 – tendenziell über viele Jahre rückläufig.

Welche Faktoren treiben die Entwicklung?

Es sind im Wesentlichen zwei Faktoren, „die uns das Bild vermasseln“, wie Ulrich Mäurer sagt. Da ist zum einen das Massendelikt Diebstahl. Standen 2022 noch 26.503 Fälle zu Buche, so waren es im vergangenen Jahr fast 10.000 mehr. Auch bei Rohheitsdelikten wie Körperverletzung und Raub gab es innerhalb eines Jahres eine signifikante Steigerung von 7.941 auf 12.149 Fälle. Innerhalb des Stadtgebietes gelten das Zentrum – insbesondere der Bereich um den Hauptbahnhof – sowie die Neustadt, die Östliche Vorstadt, Walle und Gröpelingen als Brennpunkte des Geschehens.

Was sind die Ursachen?

Dass die Fallzahlen 2023 durch die Decke schossen, hat aus Sicht des Innensenators zum Teil mit dem Abbau von Aktenhalden bei der Kripo, aber auch mit einem gewissen „Nachholeffekt“ nach dem Ende der Pandemie zu tun. Als sich die Mobilität von Tätern und Opfern wieder erhöhte, stieg auch die Zahl der Straftaten. Letztlich müsse man jedoch die tiefer liegenden, sozialen Ursachen in den Blick nehmen. So gebe es in Bremen 4000 bis 5000 Drogenabhängige, die ihre Sucht zum Teil mit Diebstählen finanzierten. „Da haben wir ein dauerhaftes Problem“, stellt Mäurer fest. Große Probleme bereiteten auch kriminelle junge Flüchtlinge, die als Straßenräuber in Erscheinung treten.

Was unternimmt die Innenbehörde?

Im Kampf gegen junge Räuber, die häufig aus den Maghreb-Staaten nach Bremen kamen, waren in jüngster Zeit Erfolge zu verzeichnen. Eine 2023 eingerichtete Sonderkommission konnte Untersuchungshaftbefehle gegen 59 Personen vollstrecken. Zwei junge Männer sind mutmaßlich für 96 Straftaten verantwortlich. Die Mehrheit der Täter befindet sich in U-Haft. Die polizeiliche Offensive hat dazu geführt, dass der anhaltende Trend hoher Zahlen im Bereich der Straßenkriminalität im Juni vorläufig gestoppt werden konnte. Gegenüber dem Vormonat wurden 50 Prozent weniger Raubtaten registriert, im Vergleich zu Juni 2023 waren es 60 Prozent.

Wie sind die Aussichten?

Ulrich Mäurer macht sich nichts vor: Gerade bei den Raubtaten sei „die ungesteuerte Zuwanderung das Hauptproblem“. So lange an die Netzwerke krimineller Jugendlicher aus Nordafrika immer wieder Neuankömmlinge andockten, werde das Thema Straßenraub, das dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung besonders abträglich sei, nicht von der Tagesordnung verschwinden. „Mit noch mehr Einsatz und Energie“ werde es der Polizei aber gelingen, die Szene weiter zurückzudrängen, hofft der Innensenator.

Dafür sei hoher Personaleinsatz notwendig. Erforderlich ist aus seiner Sicht deshalb eine kontinuierliche Verstärkung der Polizei. Im laufenden Jahr sei mit einem Nettozuwachs von 20 Stellen zu rechnen, 2025 kämen 50 Vollzugsbeamte hinzu. Um weitere Personalkapazitäten für die Kriminalitätsbekämpfung freizusetzen, müsse zudem die Digitalisierung forciert werden, ergänzt Daniel Heinke, Leiter der Abteilung „Öffentliche Sicherheit“ in der Innenbehörde. Wenn es gelinge, Bearbeitungsvorgänge zu vereinfachen und Polizisten von Schreibtischarbeit zu entlasten, stünden mehr Einsatzkräfte auf der Straße zur Verfügung

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