Baugemeinschaften haben es in Zeiten von Baukrise und Inflation alles andere als leicht. So ist die Baufinanzierung von großen Unwägbarkeiten geprägt. Trotzdem kann das Neue Hulsberg-Viertel gleich drei Vorzeige-Projekte vorweisen, neben der Baugemeinschaft Karl sind das die Stadtteilgenossenschaft Hulsberg sowie die Baugemeinschaft Frida, die sich jüngst in der Sitzung des Beirates Östliche Vorstadt vorstellte.
Gegründet wurde Frida als Gmbh & Co. KG. Ihr Ziel: keine Profitorientierung. Alle Mitglieder sind Anteilseigner. Die Baugemeinschaft umfasst rund zwei Dutzend Mitglieder beziehungsweise Anwärter im Alter zwischen 51 und 78 Jahren. Geplant ist, dass noch ein weiteres Dutzend Mitstreiter dazukommen. Die Planungsphase für Frida ist inzwischen zwei Jahre alt. Die Bruttogeschossfläche des Gebäudes umfasst insgesamt 4245 Quadratmeter. Das Grundstück kostet 3,2 Millionen Euro. Finanziert werden soll das Bauvorhaben zum Teil durch Eigenkapital sowie solidarische Darlehen und KFW-Darlehen. So gut wie alle Anteilseigner haben ihr Wohneigentum, beispielsweise Bremer Häuser, verkauft, um sich ihren Traum vom idealen Wohnen bei Frida zu erfüllen. Für Steffen Eilers (Grüne), bis dahin amtierender Sprecher des Beirates Östliche Vorstadt, ist es "überhaupt keine Frage, dass bei den Bodenpreisen, die Baugenossenschaften zu zahlen haben, unbedingt nachgesteuert werden muss".
Was plant Frida konkret?
In der ersten Etage des Gebäudes sollen Apartments entstehen. Die sollen zum Teil auch an Ausländer vermietet werden, die ihre Ausbildung im Klinikum Bremen-Mitte absolvieren. Wichtig ist den Frida-Initiatoren eine multikulturelle Mischung aus Jung und Alt. Die Nutzung des Gebäudes ist auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ausgerichtet. Für das gemeinschaftliche Wohnen und Leben bringe jedes der Mitglieder eine bestimmte Kompetenz mit, berichteten die Mitglieder der Gruppe, so wie der bildende Künstler Christian Plep. Seine Pläne: Entstehen soll in dem Haus ein Raum für Kunst sowie eine Kreativ- und auch Musikwerkstatt, in der auch Lesungen veranstaltet werden können. Hinzu soll eine Galerie kommen, in der Bremer Künstlerinnen und Künstler ihre Werke zeigen können.
Herzstück des Gebäudes soll ein zweigeschossiger, verglaster Gemeinschaftsraum werden, der sich zur neuen Mitte hin öffnet und Ein- und Ausblicke gewährt. Das Ziel: die Kommunikation unter den Menschen, die im Quartier unterwegs sind, zu beflügeln, denn rund um das Gebäude sollen Frei- und Spielflächen angelegt werden. Außerdem geplant sind Yoga- und Fitness-Kurse. Raum bei Frida sollen auch ein Näh- sowie ein Repair-Café haben. Zudem in Planung sind das Anlegen von Gemüsebeeten und die Gründung einer genossenschaftlichen Lebensmittel-Kooperative sowie eine Milchtankstelle. Ein weiterer Baustein soll eine Car-Sharing-Station sein.
Wie sieht es bei der Stadtteilgenossenschaft Hulsberg aus?
Während Frida und Karl trotz aller Unwägbarkeiten schon große Bau-Fortschritte gemacht haben, befindet sich die Stadtteilgenossenschaft Hulsberg immer noch auf Warteposition. Grund: Das Wunschobjekt der Stadtteilgenossenschaft, das Bettenhaus, wollte die Gesundheit Nord als Bildungsakademie nun doch weiter nutzen. Anne Mechels hofft nun mit ihren Mitstreitern, dass es zu einer Lösung für ein neues Baufeld kommt. Es habe bereits Gespräche mit dem Bauressort und der Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte gegeben, sagt sie.
Die Stadtteilgenossenschaft warte seit Monaten und Jahren mit einer Mischung aus Frustration und Hoffnung darauf, dass sich in Sachen Erbbaurecht etwas bewege. Inzwischen haben sie eine Petition eingereicht, um einen Erbbaurechtsvertrag für ihr zukünftiges Grundstück durchzusetzen. Die Bürgerschaft hatte zuletzt Ende Februar einen Boosterbeschluss zur Förderung des Erbbaurechtes getroffen, das Genossenschaften und Baugemeinschaften die Finanzierung ihrer Bauvorhaben erheblich erleichtern würde. Die Förderung des Erbbaurechtes war 2019 im Koalitionsvertrag festgeschrieben worden.