Sollte sich der Bremer Senat dazu entschließen, die Kontaktregeln für die Weihnachtstage zu verschärfen, könnte er auf das Verständnis der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) zählen. Man bekenne sich zur Verantwortung in der Pandemie, bekräftigte Schriftführer Bernd Kuschnerus. „Wir sagen ganz klar: Wir alle müssen Vorbild sein, Abstand halten und uns gegenseitig schützen. Das ist das Gebot der Stunde.“ Beim katholischen Gemeindeverband gibt es nach den Worten seines Sprechers Christof Haverkamp noch keine offizielle Haltung zu einem möglichen Kurswechsel bei den Corona-Lockerungen. Grundsätzlich gelte: „Weihnachten sollte wegen Corona nicht ausfallen. Dazu ist die Botschaft – Gott wird Mensch – zu wichtig. Eine Botschaft der Hoffnung“, so Haverkamp.
Einige Bundesländer wollen angesichts steigender Corona-Infektionszahlen das öffentliche Leben auch während der Festtage stärker als bisher herunterfahren. Niedersachsen nimmt die für den Jahreswechsel geplanten Corona-Lockerungen größtenteils zurück. Die Kontaktbeschränkung auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten soll lediglich am Heiligen Abend und den Weihnachtstagen auf zehn Verwandte zuzüglich Kinder unter 14 Jahren ausgeweitet werden. Danach sollen die strikten Beschränkungen bis zum 10. Januar weiter gelten, kündigte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an. Die Schüler in Niedersachsen können schon von der kommenden Woche an zu Hause bleiben.
Auch die Länder Mecklenburg-Vorpommern und Berlin planen längere Schulferien und deutliche Einschränkungen für den Einzelhandel. Ob es in Bremen kurzfristig neue Verschärfungen geben wird, ist noch nicht klar. Im Rathaus wollte man sich dazu nicht äußern. Thomas Röwekamp, Fraktionsvorsitzender der CDU, forderte derweil, dass Bremen die Lockerung zurücknimmt. „Die Zahl der Corona-Infektionen ist unverändert hoch, weil die Beschränkungen von einigen nicht ernst genommen und nicht beachtet werden.“ Es ergebe keinen Sinn, wenn Bremen versuche, eine Insellösung durchzusetzen, so Röwekamp. Bei den Liberalen klingt das anders, dort steht man einem harten Lockdown schon zu den Festtagen skeptisch gegenüber. „Weihnachten ist dafür nicht das richtige Datum“, betont FDP-Landeschef Thore Schäck.
Angebote zum Distanzlernen
In Niedersachsen können ab Montag Eltern ihre Kinder vom Präsenzunterricht befreien lassen, damit weniger Personen in den Klassenräumen sitzen. In dieser Zeit soll es Angebote zum Distanzlernen geben. Daran schließen sich die Weihnachtsferien an, die bereits auf drei Wochen verlängert worden sind. „Unser Ziel ist es, schon in der nächsten Woche die Schulen wesentlich leerer zu machen“, sagte Regierungschef Weil. Die Regelung gilt für Grund- und weiterführende Schulen, auch Berufsschüler können zu Hause bleiben.
„Der rot-rot-grüne Senat muss diese Regelung auch für Bremen übernehmen“, verlangt Thomas Röwekamp. Auch der Personalrat Schulen in Bremen fordert den Senat auf, die Schulpflicht ab dem 14. Dezember auszusetzen: „Wir brauchen von Ihnen jetzt eine unmissverständliche Botschaft, wie die nächsten Wochen so zu überstehen sind“, erklärt die Vorsitzende Angelika Hanauer. Außerdem müsse eine Strategie für die Zeit nach den Ferien auf Basis von Empfehlungen der Experten entwickelt werden. Zu der gehörten „eine Maskenpflicht an Schulen für alle Jahrgangsstufen – auch im Unterricht, Halbgruppenunterricht und Lernortangebote für Schüler, die nicht in der häuslichen Umgebung lernen können“.
Die Ankündigung der niedersächsischen Landesregierung stößt bei Lehrervertretern auch auf Kritik. Torsten Neumann vom Verband niedersächsischer Lehrkräfte nennt die Regelung praxisuntauglich und halbherzig. „Die heutige Regelung mutet wie ein Adventskalender an, jeden Tag wird ein neues Türchen geöffnet.“ Auch die Bildungsgewerkschaft GEW kritisiert die Regelung. „Das freiwillige Distanzlernen soll offenbar Versäumnisse beim Arbeits- und Gesundheitsschutz an den Schulen beheben“, so Landeschefin Laura Pooth.
Unklar war am Donnerstag noch, ob es dazu eine neue Runde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder geben wird. Sie könnte frühestens am Wochenende stattfinden.