Die NordLB verkauft künftig faule Kredite an einen amerikanischen Finanzinvestor. So will sie sich Liquidität verschaffen. Für die Bremer Landesbank kommt das Modell zu spät: sie wird ihre Eigenständigkeit verlieren.
Das einst boomende Geschäft mit Schiffsfinanzierungen hat sich seit Beginn der Schifffahrtskrise 2008 zu einem Bumerang entwickelt: Die Frachtraten reichen in vielen Fällen nicht mehr aus, um die Kredite zu bedienen. Ein Großteil der schiffsfinanzierenden Banken wie die Bremer Landesbank (BLB) steht seitdem massiv unter Druck. Der BLB-Mutterkonzern NordLB, Norddeutschlands größte Landesbank, hat jetzt einen Weg gefunden, wie sie ihr Schiffsportfolio verkleinern kann: Der amerikanische Finanzinvestor KKR Credit kauft ihr einen Teil der faulen Kredite ab.
Damit trennt sich die NordLB von Finanzierungen für einhundert Schiffe im Wert von 1,3 Milliarden Euro. Wie viel KKR für dieses Geschäft zahlt, ist unbekannt. Grundsätzlich soll dieses Modell, das eine Investorengruppe um KKR Credit plant, auch anderen Banken offen stehen – das wäre eine Erleichterung für die Branche. Denn bisher gab es kaum Käufer für diese Problem-Portfolios. Und gerade deutsche Banken haben vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/08 besonders viele Schiffe finanziert.
Laut Paul Slater, Chef der Finanzberatung First National, haben oder hatten deutsche Banken mehr als 50 Milliarden Dollar faule Schiffskredite in ihren Büchern stehen. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Darlehen ist hoch, und das kann, wie sich am Beispiel der Bremer Landesbank zeigt, ein Institut in große Schwierigkeiten bringen.
Zu spät für Bremer Landesbank
„Wir leisten damit einen bedeutenden Beitrag zu unserem Ziel, das Schiffsportfolio der Bank von derzeit 18 Milliarden Euro auf künftig zwölf bis 14 Milliarden Euro zu reduzieren“, sagte NordLB-Vorstandschef Gunter Dunkel. Die NordLB hält derzeit ein Schiffsportfolio im Wert von insgesamt 18 Milliarden Euro und gilt als einer der größten Schiffsfinanzierer Europas. Angesichts der globalen Schiffskrise kündigte die NordLB weitere, ähnliche Transaktionen an.
Für die Bremer Landesbank kommt das KKR-Modell allerdings zu spät: Wegen der faulen Schiffskredite wird die Bank ihre Eigenständigkeit verlieren – sie wird komplett vom Mehrheitseigner NordLB übernommen. Vor Wochen hatte die europäische Bankenaufsicht die Bremer Landesbank aufgefordert, ihre Bewertungskriterien für die Schiffe noch einmal zu verschärfen und den Wert des Portfolios um 700 Millionen Euro zu berichtigen.
Einen Teil dieses Geldes hätte die Bank selbst stemmen können, gut 350 bis 400 Millionen Euro fehlten jedoch. Die Eigner – das sind neben den Ländern Bremen und Niedersachsen die NordLB und der Sparkassenverband Niedersachsen – einigten sich daraufhin darauf, dass die Bank komplett zur Mutter übergeht. Insgesamt hat die Bremer Landesbank in ihrem Schiffsportfolio Kredite im Wert von etwa 6,2 Milliarden Euro bei insgesamt 648 Schiffen. Vom gesamten Geschäftsvolumen der Bremer Landesbank macht dieser Bereich etwa ein Drittel aus.
Frachtgeschäft könnte wieder anziehen
Zum Deal zwischen KKR und NordLB sagt Rudolf Hickel vom Bremer Institut für Arbeit und Wirtschaft, dass „es ganz klar ein interessantes Modell der Schiffsfinanzierung ist.“ Der Clou liege für den amerikanischen Finanzinvestor darin, die Schiffskredite mit großen Abschlägen seitens der NordLB zu übernehmen. „Die Schiffe sind schon abgeschrieben und die Kredite sehr wahrscheinlich so preiswert, dass KKR sich davon ein Geschäft verspricht. Das überrascht mich nicht.“ Die Schiffe entweder rentabel einzusetzen, sie zu verkaufen oder notfalls zu verschrotten, darin liege die Attraktivität für KKR – und das Risiko.
Doch für Hickel ist die Trennung der NordLB von ihren einhundert Schiffe nicht nur ein kluger Schritt, um ihre Bilanz um die Risiken der Schiffskredite zu bereinigen. Er spekuliert, dass die Bank sich zugleich Liquidität verschafft, um die angeschlagene Bremer Landesbank zu übernehmen. Die NordLB vermeide über die Investition von privatwirtschaftlicher Seite zudem eine Bad Bank. Andererseits wisse man nicht, zu welchem Preis dies passiere, also wie hoch die Abschläge im Vergleich zum tatsächlichen Wert der Kredite seien.
KKR setze scheinbar darauf, dass das Frachtgeschäft irgendwann wieder anziehe, wenngleich es derzeit noch tief in der Krise stecke. Diese Überlegung könne aufgehen. „KKR ist dafür bekannt, dass sie knallhart kalkulieren, aggressiv und intelligent sind. Sie schauen sich genau an, bevor sie investieren“, so Hickel. Kohlberg Kravis Roberts (KKR) sei eine der größten Beteiligungsgesellschaften weltweit. Um wen es sich beim geheim gehaltenen Staatsfond handele, der zweite Investor neben KKR, sei schwer zu sagen. Öl exportierende Länder setzten in jüngster Zeit massiv auf solche Fonds.
Auslagerung von faulen Krediten
Auch für Investoren wie die Berenberg Bank ist der Zeitpunkt gekommen, wieder in die Schiffsfinanzierung einzusteigen. „Wir sehen in dem Markt ein interessantes Chancen-Risiko-Profil“, hatte Tobias Bittrich, Leiter Corporate Banking, kürzlich gesagt.
Die krisengeplagte HSH Nordbank – einst weltgrößter Schiffsfinanzierer – hat auf andere Art und Weise faule Kredite in Milliardenhöhe ausgelagert: Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein hatten der HSH Nordbank faule Schiffskredite im Buchwert von fünf Milliarden Euro abgenommen.
Insgesamt gingen so Kredite für 256 Schiffe in den Besitz der Anstalt öffentlichen Rechts über, die von den Ländern zu diesem Zweck gegründet wurde. Auf einen Schlag wurde damit die HSH Nordbank etwa die Hälfte ihrer Schiffs-Problemkredite los. Allerdings ruht das Risiko damit vollständig beim Steuerzahler: Denn im schlechtesten Fall bekommen die Länder für die Schiffe nur noch den Schrottwert.