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Mehrfachnutzung von Flächen Parkraumproblem: "In Bremen ist noch sehr viel Potenzial vorhanden"

Das Tech-Unternehmen Wemolo sucht Lösungen, wie sich Parkflächen mehrfach nutzen lassen – dafür kooperiert es auch in Bremen mit Supermärkten und anderen Eigentümern. Welche Chancen der Gründer sieht.
25.07.2025, 07:11 Uhr
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Parkraumproblem:
Von Felix Wendler

Zur Person

Herr Bodenmüller, fast alle größeren Städte haben ein Parkraumproblem. Die Idee, Parkplätze von Geschäften nach Feierabend stärker zu nutzen, gibt es auch in Bremen schon lange. Welches Potenzial steckt darin?


Jakob Bodenmüller: Wir bewirtschaften in Europa mittlerweile mehr als 3000 Objekte und messen dabei, dass die Parkflächen im Durchschnitt zu 20 bis 30 Prozent ausgelastet sind. Heißt: Ein Stellplatz, der 24 Stunden am Tag zur Verfügung steht, wird nur vier bis fünf Stunden genutzt. Gleichzeitig wollen die Städte die Straßen freibekommen – und dann ist es ja die nachhaltigere Lösung, erst mal die vorhandenen Flächen zu nutzen, bevor man zum Beispiel neue Parkhäuser baut.

Sie dienen mit Ihrer Anwendung als Vermittler zwischen den Parkplatzsuchenden und den Anbietern. Wer sind die Anbieter?


Es sind nicht nur Supermärkte, sondern auch Arztpraxen, Krankenhäuser, Banken und Verwaltungen. Freizeiteinrichtungen, Hotels und Restaurants gehören ebenfalls dazu. Bürogebäude werden meistens auch nur tagsüber genutzt, die haben wir in Bremen aber zum Beispiel noch nicht im Angebot.

Welche Standorte gibt es in Bremen?


Etwa 15 Standorte haben wir in Bremen. Der Busbahnhof und einige Parkhäuser sind mit unserer Technik ausgestattet, aber auch sechs Supermärkte. In Findorff, wo es meines Wissens auch ein großes Parkplatzproblem gibt, gehört der Lidl-Parkplatz dazu. Es ist aber noch sehr viel Potenzial vorhanden: Wir schätzen, dass es in Bremen 5000 bis 7000 Supermarktstellplätze gibt.

Supermärkte haben in Bremen oft bis 21 oder 22 Uhr geöffnet. Die meisten Arbeitnehmer und Pendler, die einen Parkplatz suchen, haben dann schon lange Feierabend …


Unsere Technik funktioniert ja so, dass wir Kameras auf den Parkflächen installieren und messen, wann die Auslastung wie stark ist. Der Supermarkt hat dann vielleicht bis 21 Uhr geöffnet, aber die Daten zeigen, dass der Parkplatz schon um 19 Uhr so leer ist, dass wir Stellplätze vermieten können. Das hängt vom Standort ab. Es kann sogar sein, dass genug Parkplätze frei sind, um dauerhaft welche anbieten zu können. Das kann an einem geänderten Nutzungsverhalten liegen, aber auch an Stellplatzvorgaben, die die Städte den Supermärkten machen.

Wie wird sichergestellt, dass die geöffneten Parkplätze nicht illegal genutzt werden? Sie werden ja kaum überall Schranken aufbauen.


Basis des Systems sind Kameras an den Ein- und Ausfahrten, über die die Kennzeichen erfasst werden. Wenn jemand zum Beispiel einen Dauerstellplatz auf einem Supermarkt bucht, gibt er bei der Buchung sein Kennzeichen an. Dadurch wissen wir dann, dass das Fahrzeug eine Berechtigung hat, dort zu stehen. Es gibt zudem ein teilautomatisiertes Verfahren, in dem wir mit dem Kraftfahrt-Bundesamt zusammenarbeiten: Falls jemand illegal den Parkplatz nutzt, bekommt er einen Strafzettel.

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Kommt das oft vor?


Das hängt vom Standort ab, aber insgesamt nicht besonders häufig.

Über Wemolo können Nutzer einen Parkplatz für verschiedene Zeiträume buchen – zum Beispiel für eine Nacht, aber auch für einen Monat. Wie ist die Nutzung verteilt?


Auch das ist sehr standortabhängig. Auf einem Parkplatz vor einem Museum sind es viele Kunden, die spontan für zwei Stunden buchen. In Anwohnergebieten hingegen wollen die Leute in der Regel nicht jeden Tag aufs Neue buchen, sondern einen dauerhaften Stellplatz. Aus Firmensicht ist der Umsatz pro Stunde beim kurzfristigen Parken natürlich höher, aber bei den Dauerstellplätzen konstanter.

Stichwort Geld: Selbst wenn der Supermarkt nicht weit weg ist, bleibt ein solcher Parkplatz weniger attraktiv als der Stellplatz vor der eigenen Haustür. Wie fällt der Unterschied preislich aus?


Ganz pauschal würde ich sagen, der Preis ist etwa halb so hoch. In Innsbruck sind es zum Beispiel 50 bis 80 Euro im Monat, während ein Tiefgaragenplatz eher 120 Euro und mehr kostet. Der Standort spielt aber eine entscheidende Rolle – ebenso wie der Eigentümer, der die Tarife natürlich mitbestimmt. Wenn man zum Beispiel nur nachts einen festen Stellplatz hat, ist das logischerweise ein Nachteil, der zu einem niedrigeren Preis führt.

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Haben Sie schon mal Gespräche mit der Stadt Bremen geführt, um eine Kooperation auszuloten?


Wir sind mit ganz vielen Städten im Austausch, zum Beispiel in München und Hamburg. Mit Bremen hat es solche Gespräche meines Wissens noch nicht gegeben, aber das wäre total spannend. Am Ende profitieren von dem Modell ja alle Seiten: Städte und Anwohner bekommen neue Parkplätze, die Eigentümer verdienen etwas dazu.

Das Gespräch führte Felix Wendler.

Jakob Bodenmüller (32)
ist Mitgründer und Geschäftsführer des Münchner Tech-Unternehmens Wemolo, das auf die digitale Parkraumbewirtschaftung spezialisiert ist. Bodenmüller hat Informatik und BWL an der TU München studiert.

Zur Sache

Wemolo
wurde 2019 gegründet und gilt als eines der am schnellsten wachsenden deutschen Start-ups. Das Unternehmen bietet eine gleichnamige Web-Anwendung, über die Nutzer freie Parkplätze buchen können – zum Beispiel auf dem Gelände von Supermärkten. Nach eigenen Angaben betreibt Wemolo mehr als 3000 Parkflächen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Polen. Kooperationen bestehen unter anderem mit Aldi, Edeka, McDonald's und verschiedenen Hotelketten.
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