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Steigende Lebensmittelkosten Schulessen in Bremen wird teurer - wer muss zahlen?

Das Essen in Bremens Schulen soll lecker sein, gesund, nachhaltig produziert – und bezahlbar. Kein leichtes Unterfangen angesichts der aktuellen Preisentwicklung. Die Bildungsbehörde steht vor einem Problem.
01.07.2022, 17:27 Uhr
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Schulessen in Bremen wird teurer - wer muss zahlen?
Von Ralf Michel

Steigende Lebensmittelpreise und Energiekosten werden zum Problem bei der Schulverpflegung in Bremen, Niedersachsen und Hamburg. Zwar gibt es Verträge, doch die seien unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr zu halten, heißt es seitens der Caterer. Die Folge werden höhere Preise für das Schulessen sein, spätestens nach den Sommerferien. Wer kommt für diese Mehrkosten auf? Über diese Frage wird derzeit in allen drei Bundesländern intensiv diskutiert.

„Das ist ein Riesenthema bei uns. Und ein erhebliches Problem, das man auch nicht mal eben schnell erledigen kann“, sagt Martin Stoevesandt, Vorstandssprecher des Zentralelternbeirates Bremen (ZEB). Dass die Caterer versuchen werden, die Preiserhöhungen „eins zu eins durchzudrücken“, liege auf der Hand. Entscheidend sei die Frage, wie die Stadt damit umgeht, sagt Stoevesandt. Soll heißen: Wie viel von den Mehrkosten wird auf die Eltern umgelegt? Für den ZEB ist klar: „Die Preiserhöhungen muss die Stadt tragen.“ Zumal es an einigen Schulen bereits ordentliche Erhöhungen gegeben habe.

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Davon kann Reza Moschref, Elternsprecher der ungebundenen Ganztagsgrundschule in der Vahr, ein Lied singen. Erst zum Schuljahr 20/21 habe es eine massive Preiserhöhung gegeben. „Wir zahlen jetzt 55,10 Euro pro Kind, zwölf Monate, auch in den Ferien“, so Moschref. Und für den 1. August sei die nächste Erhöhung angekündigt worden. „Dann zahlen wir 61,20 Euro.“ Die Eltern seien hierbei nicht eingebunden. „Da kommt dann irgendwann einfach nur die Nachricht von der Behörde, dass das die neu verhandelten Preise sind.“

Die Preise der Konzessionäre und Caterer an Bremens Schulen seien wegen Corona seit Herbst 2021 in Bewegung geraten, bestätigt Maike Wiedwald, Sprecherin der Bildungsbehörde. Und dies werde wegen der allgemeinen Preissteigerungen sicher auch weiterhin der Fall sein. „Die Anbieter berichten uns, dass sich ihre Preise im Bereich Lebensmitteleinkauf, Energiekosten, Verpackungsmaterial, Treibstoff und Personalkosten deutlich erhöht haben.“

An den gebundenen Ganztagsgrundschulen Bremens zahlen Eltern derzeit 35 Euro pro Monat. Die Differenz zum Warenwert wird durch die Bildungsbehörde kofinanziert. Für Schüler, deren Eltern Transferleistungen erhalten, ist das Essen kostenlos. In den offenen Ganztagsgrundschulen, wo die Abrechnung direkt über den Caterer erfolgt, liegen die Preise laut Bildungsbehörde zwischen 2,80 und 3,80 Euro pro Mahlzeit. Der Portionspreis ist in einer Kostenverordnung festgelegt. Änderungen können nur in Absprache vorgenommen werden.

In Hamburg forderten Mitte Juni mehrere Hundert Catering-Beschäftigte bei einer Demonstration die Übernahme der stark gestiegenen Kosten. In Bremen ist die Lage entspannter. Es gebe zwar konkrete Vorstöße von Caterern, die Preise sofort zu erhöhen, dies allerdings „nicht in dramatischem Umfang“, berichtet Maike Wiedwald. „Wir suchen gerade mit allen Beteiligten nach tragfähigen Lösungen für das neue Schuljahr.“

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Was Fabian Scholz von „Green Taste Catering“ bestätigt. „Die Behörden wissen selbst um das Problem und sind um Lösungen bemüht.“ Die Verträge mit den Caterern würden von Schuljahr zu Schuljahr abgeschlossen und verlängerten sich automatisch. Wegen der aktuellen Entwicklung werde nachverhandelt. Er rechnet nicht mit Vertragskündigungen, sagt Scholz. „Aber wir wollen um neun Prozent erhöhen, um zumindest das auszugleichen, was die momentane ­Situation erfordert.“

Unübersichtlich ist die Lage in Niedersachsen. Anders als in Bremen gibt es hier nicht nur einen Schulträger, sondern mehr als 500, in der Regel die Kommunen. Jeder von ihnen ist selbst für die Organisation des Schulessens zuständig, einschließlich Einkauf und Preisgestaltung. Beraten werden sie dabei von der „Vernetzungsstelle Schulverpflegung“ (die es bei der Bremen Bildungsbehörde auch gibt, zurzeit nicht besetzt ist).

Die Preiserhöhungen seien in Niedersachsen „ein ganz heißes Thema“, sagt Diana Reif, Leiterin der Vernetzungsstelle. Zahlreiche Caterer hätten Bedenken angemeldet, angesichts der gestiegenen Kosten und der Mindestlohn-Erhöhung die Preise ihrer laufenden Verträge halten zu können. Sie kenne Beispiele, in denen bereits Erhöhungen von 30 Cent pro Essen angekündigt wurden, so Reif. Lösungen für das Problem gebe es in Niedersachsen noch nicht. „Wir wissen im Moment wirklich nicht, wer am Ende die Erhöhungen zahlt.“

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