Weder Bierlaune noch Schnapsidee, aber doch Ergebnis einer eher geselligen Runde Bremer Schausteller: ein eigens für den Freimarkt gebrautes Bier, das wäre doch mal eine Idee. "Das ist noch gar nicht lange her und war in diesem Frühjahr", erzählt Susanne Keuneke, Vorsitzende des Verbandes der Schausteller und Marktleute Bremen. Weil besagte Runde zudem in der Union-Brauerei in Walle stattfand, lag es nahe, den Vorschlag direkt dort zu unterbreiten.
Die Idee der Schausteller fiel im Wortsinne auf fruchtbaren Boden, denn "blumig-fruchtige Aromen" bescheinigen inzwischen Biersommeliers dem am vorigen Freitag erstmals präsentierten Freimarktbier. Aus den klassischen Zutaten Wasser, Hopfen, Hefe und Gerstenmalz ist ein helles, eher süffiges irgendwo zwischen würzig und süß pendelndes Bier entstanden. "Passt perfekt zu einem klassischen Schweinebraten mit Semmelknödel", heißt es in der offiziellen Beschreibung, also wie gemacht für die eher deftigen Speisen auf dem Freimarkt.
Fast alle Ausschankbetriebe des Freimarkts haben es im Angebot
Laut Keuneke waren die Schausteller schnell von dem neuen Angebot zu überzeugen. Es wird darum auf dem Freimarkt als Flaschenbier in nahezu allen 21 Ausschankbetrieben erhältlich sein. Frisch gezapft vom Fass bieten es das Bayernzelt, das Brauhaus und die Tenne an.
"Das wird ein zusätzliches Angebot", sagt Jan Patrick Wolters, Eigentümer des Bayernzeltes. Bislang waren Haake-Beck und Spaten dort als Marken von AB-Inbev unter sich. Beides wird es weiterhin geben, Haake-Beck auch wieder im besonderen Zehn-Liter-Fässchen, extra für den Freimarkt abgefüllt. Die Fässer können sich die Besucher an den Platz bestellen und selbst zapfen. Eigens dafür fahren Tankwagen mit dem in Bremen gebrauten Haake-Beck zu Diebels nach Issum, ebenfalls Teil des AB-Inbev-Konzerns. Dort wird in den Zehn-Liter-Fässern – im Rheinland als "Pittermännchen" bekannt – normalerweise Altbier abgefüllt. Für den Freimarkt füllen die Diebels-Kollegen das Haake-Beck ab und versehen die Fässer mit einer roten Haake-Beck-Manschette.
Daneben gibt es bayerisches Spaten als Maß und 0,4-Gläser Haake-Beck. Das Freimarktbier soll in eigens dafür gestalteten Gläsern als kleines 0,3 Liter Bierchen an den Tisch kommen. Wie viele der 16 Zapfstellen in dem 3000 Personen fassenden Zelt es ausgeben werden und auch der Preis stehen laut Wolters noch nicht fest. Anders beim Haake-Beck: Die 0,4-Liter werden bei ihm mit 6,30 Euro zehn Cent teurer sein als im Frühjahr auf der Osterwiese.
Dass Wolters und im Prinzip alle Ausschankbetriebe überhaupt die Freiheit haben, ein weiteres Bier ins Programm zu nehmen, ist laut Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Bremen, keine Selbstverständlichkeit. "Es gibt viele Volksfeste, wo die Schausteller an eine einzige Brauerei gebunden sind." In dieser Hinsicht sei der Freimarkt tatsächlich ein freier Markt und darum das Freimarktbier eine "tolle Idee".
Der Bierabsatz in den Zelten ist Verschlusssache
"Es ist ein kleines Experiment", sagt Wolters. Und es wird ihm sowie dem Zeltteam zusätzliche Arbeit machen, denn das Freimarktbier der Union-Brauerei kommt in Fässern und es wird Sache des Zeltbetreibers sein, den steten Nachschub zu organisieren. "Bei Haake-Beck und Spaten haben wir mit der Logistik ja nicht viel zu tun", erklärt Wolters. Tatsächlich kümmert sich ein Event-Team von AB-Inbev für den nie versiegenden Bierfluss in den großen Festzelten. Sie verlegen die Leitungen, die von den 240 Hektoliter großen und gekühlten Biertanks, zu den Zapfhähnen führen. Für Wolters kein Risiko, das Bier in den Tanks ist auf Kommission gekauft. Was nicht verbraucht wird, geht zurück an die Brauerei. Über die Größenordnung, wie viel Hundert Hektoliter während des Freimarktes erfahrungsgemäß verkauft werden, schweigt er sich aus. "Die Frage wird Ihnen kein Festzeltwirt diese Welt beantworten."
Auch Lüder Kastens, Geschäftsführer der Union-Brauerei, gibt nicht preis, wie viel Freimarktbier für die diesjährige Premiere gebraut wurde. Aber als neue saisonale Spezialität soll es schon vor, während und wahrscheinlich bis Ende November zusätzlich auch im Handel zu haben sein. "Dafür sollte es jedenfalls reichen." Offizieller Verkaufsstart ist an diesem Sonnabend, 28. September. Und er ist sich jetzt schon sicher, dass es auch im kommenden Jahr Freimarktbier geben wird. "Das wird ein Erfolg."
Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen und damit für Marketing und Tourismus der Stadt zuständig, ist schon von Amts wegen Fan des neuen Freimarktbiers: "Die Zusammenarbeit zwischen Freimarkt und Union-Brauerei ist ein tolles Beispiel für gelebte Tradition und lokale Verbundenheit", findet er. Mit dem Roland auf dem Etikett diene es auch als Botschafter über die Stadtgrenzen hinaus.