So wichtig politische Kritik ist, so dünn und reflexhaft kann sie bisweilen sein. Die kritischen Anmerkungen der Bremer CDU zum Fall der jahrelang untergetauchten, inzwischen aber verhafteten RAF-Terroristin Daniela Klette gehören in diese Kategorie. Kaum wird bekannt, dass sich die Untergetauchte laut Recherchen des "Spiegel" vor zehn Jahren auch in Wohnungen in der Stadt eingemietet haben soll, schon donnert Marco Lübke los. Der innenpolitische Sprecher der Bremer CDU fragt sich öffentlich, warum "so eine Person" sich in Bremen aufhalten könne, ohne dass es den Behörden auffalle. Lübke fordert Aufklärung.
Letzteres tut er zwar zu Recht. Denn es stellt sich ja die Frage, ob es Zufall war, dass zusammen mit Klette womöglich auch die RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub in den besagten Bremer Wohnungen lebten. Gab es vor Ort ein Unterstützernetzwerk? Bestehen solche linksextremen Strukturen bis heute? Und, wenn ja, in welcher Form? Diese Fragen sind ein Fall für den Landesverfassungsschutz. Nur: Es sind eben keine abschließenden Erkenntnisse. Jedenfalls keine, die schon öffentlich wären.
Bei der oppositionellen CDU wirkt das gelegentlich anders. Als stünde schon alles fest, vor allem: Der Senat ist schuld. Diese Art der Auseinandersetzung nervt, weil es stark den Eindruck macht, dass es weniger um die Sache geht als darum, möglichst sofort politisch Kapital aus allem zu schlagen, was nicht bei Drei verpufft ist. Das ist dann doch etwas arg durchsichtig.
So war es auch, nachdem das Bundesverfassungsgericht entschieden hatte, dass Bremen der Deutschen Fußball-Liga die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen in Rechnung stellen darf. Eine gute Botschaft für ein klammes Bundesland, ließe sich denken. Chapeau, Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), könnte man sagen. Doch wie polterte stattdessen eben jener Marco Lübke los? Mäurer habe "mit seinem Alleingang dem Sport und dem Fußballstandort Bremen enorm geschadet" und seine Gebührenregelung sei ein "Schlag ins Gesicht für die friedlichen Fans". Die seien die Verlierer. Auch diese Interpretation wirkt bemüht, um nur bloß jemandem ans Zeug zu flicken. Dabei gibt es doch wahrlich genug anderes und Substanzielles, das sich kritisieren ließe.