- Welche weiteren Sanierungsfälle mit Gebäudeschließungen sind bekannt?
- Wie und in welchem Rhythmus wird die Gebäudesubstanz kontrolliert?
- Wie hoch ist der Sanierungsbedarf in den Bremer Schulen insgesamt?
Die plötzliche Sperrung des Mensagebäudes an der Wilhelm-Focke-Oberschule in Horn-Lehe an diesem Montag ist kein Einzelfall. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu geplanten und ungeplanten Schließungen, weil Schulgebäude, Turnhallen oder einzelne Gebäudeteile sich nach Untersuchungen als zu unsicher herausstellten, um sie weiterhin nutzen zu können. In Horn traten jetzt bei einer Untersuchung durch den städtischen Eigenbetrieb Immobilien Bremen (IB) gravierende Probleme der Statik zutage, weil beim Bau in den 1960er-Jahren "Leimbinder von mangelhafter Qualität“ verwendet wurde.
Welche weiteren Sanierungsfälle mit Gebäudeschließungen sind bekannt?
Nicht immer ist gleich die komplette Schule betroffen, so wie 2021 die Grundschule am Alten Postweg in Hemelingen. Das Gebäude stellte sich als so baufällig heraus, dass die Schule ebenfalls sehr schnell geschlossen und eine Notbetreuung für die Kinder eingerichtet werden musste. Unterschiedliche parlamentarische Anfragen an den Senat aus den Jahren 2021 und 2022 ergeben eine Liste von insgesamt rund 40 Schulen, die seit 2018 größere Einschränkungen hinnehmen mussten. Zumeist betrifft das Sperrungen einzelner Räume, sanitärer Anlagen oder auch ganzer Schultrakte. Größere Ausfälle sind zum Beispiel dokumentiert für die Grundschule an der Wigmodistraße. Von Juli 2021 bis Ende 2022 musste dort die Sporthalle wegen Tragwerkschäden und Feuchtigkeit gesperrt werden. Die gleiche Ursache sorgte an der Oberschule Lerchenstraße ebenfalls für rund ein Jahr ohne eigene Sporthalle. Insgesamt sind Turnhallen häufiger von Nutzungsbeschränkungen und Schließungen betroffen als andere Gebäudeteile.
Wie und in welchem Rhythmus wird die Gebäudesubstanz kontrolliert?
Bei den rund 450 von Schulen genutzten Gebäuden in Bremen prüft IB laut eigenen Angaben regelmäßig den anstehenden Sanierungsbedarf. Je nach baulicher Anlage liegt der Kontrollzyklus zwischen einem und sechs Jahren. Dabei bewertet qualifiziertes Personal den Gebäudezustand zunächst allein durch bloßes Anschauen. Statische Überprüfungen oder Schadstoffuntersuchungen finden erst statt, wenn sich aus der Anschauung bereits Handlungsbedarf ergibt. Betrachtet werden einzelne Bauteile, wie zum Beispiel Dach, Fassade, Fenster und technische Anlagen. Sämtliche Einschätzungen fließen in einer Art Schulnote zusammen. Die meisten Gebäude haben auf der bekannten Skala eine Drei. "Der Gesamtzustand ist überwiegend als nicht optimal zu bewerten. Dabei weisen die Ergebnisse in der Regel einen mittleren Bauzustand auf", heißt es dazu in der Senatseinschätzung von 2021. Mängel finden sich vor allem in Gebäuden aus den 1970er- und 1980er-Jahren. „Defizite hinsichtlich Bausubstanz, Energieeffizienz, Feuchtigkeit überschneiden sich regelmäßig“, heißt es in dem Bericht von 2022.
Wie hoch ist der Sanierungsbedarf in den Bremer Schulen insgesamt?
Aus den Bewertungen und regelmäßigen Bestandsaufnahmen werden sowohl Kostenschätzungen zum Sanierungsbedarf wie auch Prioritäten abgeleitet, welche Sanierungen vordringlich sind. Daraus entsteht der jährliche Gebäudesanierungsplan. Im Juli 2021 wurden die Gesamtkosten für die Sanierung Bremer Schulen auf 525 Millionen Euro hochgerechnet, im November 2022 lautete die Senatsantwort auf eine entsprechende Anfrage 639 Millionen. In einer daraus resultierenden Parlamentsdebatte im März 2023 wurden die Kosten, inklusive erforderlicher Neubauten, von der FDP unwidersprochen auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Einer Aufstellung des Bauressorts ist zu entnehmen, dass von 2011 bis 2023 insgesamt rund 266 Millionen Euro in Sanierungen von Schulgebäuden geflossen sind.