Im Bildungsressort will man dem Lehrkräftemangel entgegentreten. Eine neue Task Force zur Unterrichts- und Personalversorgung an Schulen wurde eingerichtet. Diese hat einen Drei-Punkte-Plan erarbeitet. „Wir brauchen mehr Personal an unseren Schulen, vor allem an denen mit besonders großen Herausforderungen", sagt Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). "Deshalb haben wir schnell drei Maßnahmen entwickelt, um kurzfristig mehr Personal in unsere Schulen und damit mehr Unterrichtszeit für die Kinder zu bekommen."
So groß ist der Personalmangel an Schulen
"Wir haben im September die ersten Notrufe aus Grundschulen bekommen, dass sie nicht genug Personal haben und zum Teil den Ganztag einschränken müssen", schildert Bildungs-Staatsrat Torsten Klieme, der mit Abteilungsleiterin Patricia Grashoff den Plan der Task-Force vorstellte.
Es gebe einerseits einen deutlichen Schüleranstieg. Zum anderen zähle man viele Krankheits-Ausfälle: "Corona ist nicht zu Ende, sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler infizieren sich und gehen weiterhin fünf Tage in die Isolation", so Klieme. Zudem bekämen die Schulen die nachholende Infektionswelle mit anderen Erkrankungen zu spüren. "Und diese Welle ist signifikant höher als in den vergangenen Jahren." Möglicherweise gebe es zudem Ausfälle von Beschäftigten, die sich seit der Pandemie durchgehend erschöpft fühlten.
In Bremen gibt es – wie in anderen Bundesländern – nicht genug Lehrkräfte. Zu Schuljahresbeginn konnten in der Stadt Bremen an die 100 Lehrerstellen nicht besetzt werden, in Bremerhaven blieben 70 Stellen unbesetzt. Zuletzt gab es Hilferufe aus Kollegien in Gröpelingen und Blumenthal, die die Folgen der Personalnot beschreiben.
Ein Fach reicht für den Quereinstieg
Der Quereinstieg in den Lehrerberuf soll in Bremen erleichtert werden. Bisher gilt: Nur wer durch sein Studium für Schulunterricht in zwei Fächern qualifiziert ist, kann Lehrer werden. Wer nur ein Fach vorweisen kann, musste bisher berufsbegleitend an der Universität das zweite Fach nachholen. Künftig sollen auch Personen, die aus ihrem Studium nur ein Fach ableiten können, sich zur Lehrkraft qualifizieren können und fest eingestellt werden. Wer beispielsweise nur Mathematik studiert hat, aber kein zweites Fach bieten kann, soll künftig Mathe unterrichten können.
Dafür müssen Quereinsteiger zunächst anderthalb Jahre lang die Hälfte ihrer Arbeitszeit an Schule unterrichten und sich die andere Hälfte der Zeit am Landesinstitut für Schule weiterqualifizieren. 50 solcher Quereinstiegs-Stellen werden nun ausgeschrieben. "Außerdem wollen wir alle fragen, ob sie sich vorstellen können, ein zweites Neigungsfach zu unterrichten", so Klieme.
Unkompliziert Stunden aufstocken
Fast jede zweite Lehrkraft an Bremer Schulen arbeitete zuletzt in Teilzeit. Darüber, diese Teilzeit-Reserve zu heben und Beschäftigte zur Erhöhung ihrer Stundenzahl zu bewegen, wird in Bremen schon lange geredet. Nun will man dies im Bildungsressort konkret angehen: "Wir schaffen ab sofort Anreize für Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit, ihre Verträge kurzfristig, unbürokratisch und flexibel aufzustocken", sagt Senatorin Aulepp.
Bisher sei es kompliziert und langwierig, seine Stundenzahl aufzustocken, beschreiben Klieme und Grashoff. Zudem müsse man sich bei der Arbeitszeit für zwei Jahre festlegen. Das soll nun anders werden. Digital mit einem Klick sollen Lehrkräfte kurzfristig für die Zeit bis Ende Juli 2023 aufstocken können, auch ein oder zwei Wochenstunden mehr könnten helfen, betont der Staatsrat. Alle Lehrkräfte sollen per Push-Nachricht informiert und zur Aufstockung motiviert werden: Wer mehr arbeite, bekomme später mehr Rente, so eine Botschaft der Behörde an ihre Lehrkräfte.
Teilzeit-Kräften wird dabei zugesichert, dass sie trotz Aufstockung eine Vier-Tage-Woche behalten können: "Viele reduzieren ihre Stundenzahl um ein Drittel, weil dann ein freier Tag pro Woche möglich wird", sagt Klieme. "Die Leute, die jetzt ihre Stunden aufstocken, behalten ihren freien Tag."
Zudem solle es möglich werden, Leitungsstellen an Schulen in Teilzeit auszuüben, sagt Grashoff. Dies sei bisher nicht vorgesehen. "Ab sofort ist es möglich, dass sich zwei Personen in Teilzeit eine Stelle als Schulleitung oder Jahrgangsleitung teilen", sagt Grashoff.
Anerkennung für ausländische Abschlüsse
Wer ein Lehramts-Studium im Ausland abgeschlossen hat, kann beantragen, dass dieses in Bremen anerkannt wird. Und muss sich gegebenenfalls nachqualifizieren, um hier an Schulen arbeiten zu können. Die Regeln für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse sollen sich in Bremen nicht ändern.
Die ukrainische Lehramtsausbildung beispielsweise sei der deutschen Ausbildung sehr ähnlich, der afghanische Ausbildungsweg nicht, erläutert der Staatsrat. Doch das Prüf-Verfahren solle schneller und einfacher werden, zudem solle es für Interessierte eine individuelle Beratung geben. Anlaufstelle für ausländische Lehrkräfte ist in Bremen das Staatliche Prüfungsamt.