Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Starke Vibrationen Schwere Nordlicht-Bahnen der BSAG sorgen in Bremen für Probleme

Mit jeder neuen Nordlicht-Bahn rollen zehn Tonnen mehr über die Gleise in Bremen. Ist das die Ursache für starke Vibrationen und Risse in Hauswänden an der Hamburger Straße? So erklärt die BSAG das Problem.
23.03.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Schwere Nordlicht-Bahnen der BSAG sorgen in Bremen für Probleme
Von Björn Struß

Seit 2020 rollen sie als moderne Aushängeschilder der BSAG durch Bremen: die neuen Nordlicht-Bahnen des Herstellers Siemens. Bis Ende dieses Jahres sollen alle 77 bestellten Modelle mit einem Einkaufspreis von 230 Millionen Euro im Einsatz sein. An der Hamburger Straße hält sich die Begeisterung darüber aber in Grenzen. "Bei einzelnen Bahnen fühlt es sich an, als würden sie über einen Acker rollen", berichtet André Girod. Er ist Inhaber einer gleichnamigen Blumen-Boutique an der Linie 3. "Die Vibrationen der Gleise sind im Geschäft zu spüren. Die alten Bahnen waren deutlich leiser", kritisiert der Blumenhändler.

Schon nach dem Betriebsstart beschwerten sich einzelne Bremer über Lautstärke und Gleisvibrationen der Nordlichter. Fazit damals: Die subjektiven Eindrücke fallen sehr unterschiedlich aus. Die Anwohner der Hamburger Straße haben nun aber auch neue oder vergrößerte Risse in den Wänden ihrer alten Reihenhäuser festgestellt. "Kunden berichten von klirrendem Geschirr in den Regalen. Der Zustand der Wände wird dadurch sicher nicht besser", sagt Girod.

Swantje Grigull zeigt in der ersten Etage ihres Hauses ein Beispiel. Der Riss hat inzwischen die Länge eines ausgestreckten Arms erreicht. Laut Grigull vergrößerte er sich, seitdem regelmäßig Nordlichter an dem Haus vorbeifahren. Belegen oder gar beweisen können Girod oder Grigull einen Zusammenhang mit den Gleisvibrationen aber nicht, zumal Risse in Altbauten auch grundsätzlich keine Seltenheit sind.

"Als wir vor zehn Jahren eingezogen sind, war uns bewusst, dass wir an eine Bahnstrecke ziehen", sagt Grigull. Außer dem Gewöhnungseffekt sorgten auch gute Fenster dafür, dass sie eigentlich nicht sonderlich empfindlich reagiere. "Aber bei einigen Nordlichtern spüren wir die Vibrationen der Gleise im gesamten Haus", schildert die Bremerin.

Grigull und Girod haben sich deshalb beim Ortsamt und der BSAG beschwert. In Mails, die dem WESER-KURIER vorliegen, streitet das Verkehrsunternehmen nicht ab, dass es Probleme gibt: "Beim Betrieb unseres Nordlichts mussten wir leider feststellen, dass die Fahrzeuge nicht so leise und ruhig laufen, wie wir uns das gewünscht und mit dem Hersteller Siemens vereinbart hatten."

Das Ortsamt, das sich auf ein Gespräch mit der BSAG bezieht, berichtet von einer technischen Ursache. Die Nordlichter seien sehr viel schwerer als die bisherigen Bahnen. Mögliche Folge sei eine Überlastung der Gleise, die nachgäben und Unwuchten erzeugten. "Die Schienen müssen nun häufiger gewartet und die Kranzräder häufiger ausgetauscht werden", schreibt das Ortsamt.

Die Nordlichter haben ein Gewicht von 47,9 Tonnen. Dies entspricht fast exakt dem Wert der Vorgängerreihe aus den Baujahren 2005 bis 2012, Modellbezeichnung GT8N-1. Das vom Ortsamt geschilderte Gewichtsproblem erschließt sich erst, wenn berücksichtigt wird, welche Bahnen die Nordlichter ersetzen. Dies sind nämlich die älteren Modelle GT8N, die bis in das vergangene Jahr hinein noch vielfach in der Hamburger Straße unterwegs waren. Sie bringen 37 Tonnen auf die Waage. Mit jedem neuen Nordlicht sind also zehn Tonnen mehr auf den Gleisen unterwegs.

Laut BSAG-Sprecher Andreas Holling gibt es kein Problem mit dem Gewicht der Nordlichter. "Die dafür geltenden Zulassungsgrenzen, die von den Gleisen abhängig sind, haben wir bereits bei dem Vorgängermodell eingehalten", sagt er im Gespräch mit dem WESER-KURIER.

Lesen Sie auch

Die von einigen Bahnen ausgelösten starken Gleisvibrationen erklärt Holling so: "Wenn ein Fahrzeug frisch aus der Produktion kommt, brauchen Räder und Gleise eine gewisse Anpassungsphase." Konkret bedeute dies, dass die Mechaniker in der Werkstatt die Stahlräder nach den Fahrten nachschleifen müssten. "Weil wir dafür nur eine Maschine haben, dauert es leider lange", räumt Holling ein. Bei den aktuell eingesetzten Nordlichtern seien diese Schleifarbeiten kürzlich abgeschlossen worden. "Die geschilderten Probleme dürften deshalb nicht mehr auftreten", so der BSAG-Sprecher.

Unklar ist, ob die Anpassung der Räder die Gleise schneller verschleißen lässt. "In Kurven oder bei Weichen haben wir dies vereinzelt beobachtet, auf geraden Abschnitten wie in der Hamburger Straße aber nicht", berichtet Holling. Ob sich der Wartungsaufwand an den Bahnen selbst erhöhe, werde erst die Zukunft zeigen, wenn eine hohe Zahl mit angepassten Rädern länger gefahren sei.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)