- Welche Vorschriften und Förderungen gibt es?
- Wer berät zum Thema?
- Was sind die Vorteile einer Dach- und Fassadenbegrünung?
- Wer macht es bislang, wie viele Anträge wurden gestellt?
- Wie kann so etwas aussehen? Und was kostet es?
Niederschlag binden und Hitze fernhalten. Begrünte Dächer und Fassaden spielen eine wichtige Rolle, wenn es um Fragen der Klimawandelresilienz geht: Wie wappnen wir uns, um künftige Starkregenereignisse, große Hitze und Dürrephasen zu überstehen? Feinstaub und Stickoxide können verringert werden, üppiges Grün kann Schall schlucken. Zudem könnte mehr Grün auch ein Plus für die Biodiversität darstellen. Vögel und Insekten profitieren. Die Bewohnerinnen und Bewohner des begrünten Hauses sowieso.
Welche Vorschriften und Förderungen gibt es?
Das Begrünungsortsgesetz Bremen in seiner Fassung vom November 2022 verpflichtet Eigentümer grundsätzlich dazu, die Dächer neuer Wohn- und Gewerbebauten zu begrünen. Diese Regelung gilt für Dachflächen, die größer als 50 Quadratmeter und flach genug sind. Ein Förderprogramm für Dachbegrünung ist bereits vor längerer Zeit von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau aufgelegt worden. "Gefördert werden die Anlagen von Dachbegrünungen bei Neubauten sowie die Nachrüstung vorhandener Dächer mit extensiver oder intensiver Begrünung." Das gilt auch für die Erhöhung der Tragfähigkeit des Daches als Grundlage zur Begrünung. Es werden bis zu 25 Prozent der Kosten gefördert. Maximal gibt es 25 Euro pro Quadratmeter begrünter Fläche und insgesamt höchstens 5000 Euro. Das Budget beträgt 50.000 Euro pro Jahr. Für private Gebäude gibt es seit Kurzem auch ein Förderprogramm für die Fassadenbegrünung, wobei die Kosten bis zur Hälfte erstattet werden können. Voraussetzung: Die begrünte Fläche muss mindestens zehn Quadratmeter groß sein und mehr als 500 Euro kosten. Die Höchstförderung beträgt ebenfalls maximal 5000 Euro. Der Fördertopf enthält jeweils 100.000 Euro für dieses und das kommende Jahr.

Hier wächst was: das Dach des Gebäudes Findorffer Tor.
Wer berät zum Thema?
Außer der Verwaltung berät das Klima-Bau-Zentrum (KBZ, Telefon 0421/17216764), ein Projekt der Klimaschutzagentur Energiekonsens, das von der Senatorin gefördert wird und diverse Partner hat. Dazu zählen unter anderem die Verbraucherzentrale, die SWB, Hansewasser, Haus & Grund, die Handwerkskammer und die Bremer Umwelt-Beratung (Telefon 0421/7070100). Beim Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen beispielsweise sind Praktiker zu erreichen (Telefon 0421/ 5364160), die Erfahrung mit der Ausführung haben, was auch für den einen oder anderen Dachdeckerbetrieb gilt.
Was sind die Vorteile einer Dach- und Fassadenbegrünung?
Zu den eingangs erwähnten Umweltaspekten zählt außerdem, dass begrünte Dächer Wasser speichern, "bei heftigen Niederschlägen die Überlast der Kanalisation mildern" und so die Gefahr der Überflutung senken, wie Werner Müller, der Projektleiter des KBZ, betont. Elke Meier, die das Dach-Förderprogramm bei der Bremer Umwelt-Beratung betreut, nennt ein weiteres Argument: "Die Dacheindeckung hält viel länger, wenn ein Dach begrünt ist. Die Bepflanzung puffert besonders hohe und niedrige Temperaturen ab, das verlangsamt die Alterung des Materials." Im Winter wirke ein begrüntes Dach wie ein nasser Pulli, sagt Werner Müller. "Das funktioniert dann überhaupt nicht als Wärmeschutz. Es geht eher um den Hitzeschutz im Sommer. Gerade Gewerbe- und Industriegebäude haben ja oft große Flächen. Im Zuge der Dämmung lassen sie sich gut begrünen." Auch die Kombination mit Fotovoltaikanlagen sei kein Problem. Dass die Solarmodule Schatten werfen, komme vielen Pflanzenarten und auch manchen Insekten zugute. "Bislang ist das bei uns ein Randthema. Die Unternehmen haben andere Probleme, da geht es beim Flachdach eher um Fragen der Energieproduktion."
Wer macht es bislang, wie viele Anträge wurden gestellt?
Diese Einschätzung teilt Martin Schmidt. Der Geschäftsführer der Firma Baumrausch und Regionalvorsitzende des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen, hat selbst fast nur Privatkunden. Kollegen betreuten ganze Discounterketten und ihre Märkte. Die Gebäudebegrünung macht etwa drei Prozent seines Auftragsvolumens aus. Bei anderen seien es 50 Prozent, sagt Schmidt. Grüne Dächer und auch Fassaden seien jedenfalls ein wachsendes Geschäftsfeld. Speziell Fassadenbegrünungen kämen noch sehr selten vor. Werner Müller hat festgestellt, dass Gewerbetreibende oft vor den Pflege- und Bewässerungskosten zurückschreckten. "Jede Art von Begrünung braucht Pflege. Man sollte darauf achten, dass man nicht jedes Mal ein Gerüst braucht, wenn zurückgeschnitten werden soll."
Wie kann so etwas aussehen? Und was kostet es?
"Die Förderrichtlinie für Biodiversitätsdächer setzt die Berücksichtigung vieler technischer Aspekte voraus", sagt Elke Meier. "Ist mein Dach geeignet? Diese Frage sollte zuerst geklärt werden." Dazu sei es sinnvoll, erst einmal einen Blick ins Online-Gründachkataster zu werfen. "Begrünung funktioniert auch bei gedämmten Fassaden. Es ist wichtig, sich beraten zu lassen." Auch für Dächer sei noch Geld im Topf. Im Jahr 2022 seien 15 Anträge gestellt und bewilligt worden, in den Jahren zuvor 37 und 22. Aktuell seien die Leute zaghaft, wenn es um Investition gehe. "Viele sind verunsichert", weiß Elke Meier. Martin Schmidt schätzt den Preis für eine einfache Dachbegrünung auf 80 bis 100 Euro je Quadratmeter. "Das ist dann eine extensive Variante. Wir verfechten das, weil es nachhaltig ist und viel bringt. Ohne Tüdelüt und energieaufwendige Bewässerungsanlage." Zu 80 Prozent kämen dabei Sedumarten zu Einsatz. "Mauerpfeffer verträgt sich gut mit Trockenheit und ist günstig." Natürlich geht es auch ganz anders. "Wenn es die Statik hergibt", sagt Elke Meier, "kann man auch ganze Aufenthaltsbereiche auf dem Dach schaffen, mit Bäumen."